Deutsche Frauen, die ihr Kind abtreiben lassen wollen, finden immer schwerer einen Arzt. Medien sprechen von einem zunehmenden Einfluss der Lebensrechtsbewegung auf die öffentliche Meinung. Doch die Ursachen für diesen Wandel liegen wohl noch tiefer.
Von Dominik Lusser
Die Tagessschau der ARD vom 23. August 2018 schildert den Fall von Kanja, die ihr fünftes Kind abtreiben lassen will. Doch als sie ihren Frauenarzt in Bayern nach einer Abtreibung fragt, versucht dieser, ihr die Abtreibung auszureden. Erst im Internet habe Katja den Gynäkologen Michael Spandau gefunden, der ihr schliesslich – wie die Tagesschau sich ausdrückt – „half“.
Was die ARD als Notstand darstellt, kann auch als positive Entwicklung betrachtet werden: Es gibt immer weniger Ärzte, die bei der Tötung ungeborener Kinder Hand anlegen möchten. Der 70-jährige Frauenarzt Spandau ist laut der ARD der einzige Abtreibungsarzt in Passau und ganz Niederbayern. Also arbeite er gezwungenermassen weiter. Einmal die Woche operiert er in der Praxis eines befreundetet Kollegen und tötet dabei täglich bis zu zehn ungeborene Kinder. Er könne die „Frauen doch nicht im Stich lassen“. Laut der Tagesschau ist der Mangel an Abtreibungsärzten ein bundesweites „Problem“. Die Zahl der Kliniken und Praxen, die Abtreibungen durchführen, sei gemäss dem Statistischen Bundesamt seit 2003 um 40 Prozent zurückgegangen – von 2‘000 auf 1‘200 Stellen. In Münster sei kürzlich der letzte Arzt in Rente gegangen, der dort noch Abtreibungen vornahm. Und in Stuttgart würden in keinem Krankenhaus Abtreibungen durchgeführt.
Die ARD hat auch einen Schuldigen für diese Situation ausgemacht, die sich „weiter zuspitzt“. Der Druck „militanter Abtreibungsgegner“ nähme zu, die unter dem Slogan „Marsch für das Leben“ die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen suchten. „Wir haben grosses Verständnis für jeden Arzt, der unter den derzeit herrschenden Bedingungen keine Schwangerschaftsabbrüche vornehmen möchte“, wird Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, zitiert. Er fordert die Politik laut der ARD auf, etwas gegen die Aktivitäten der Lebensschützer zu unternehmen.
Die Politik täte allerdings besser daran, diejenigen Hilfsangebote für schwangere Frauen auszubauen, welche die werdenden Mütter in unzweideutiger Weise darin bestärken, ihr Kind zu behalten. Keine Frau treibt ihr Kind „gerne“ ab. Wie Studien zeigen, werden Schwangere aber häufig indirekt oder direkt, durch ihr Umfeld oder ihre Lebensumstände in diese Richtung beeinflusst. Lebensschützer sind keine Gefahr für Deutschland, sondern gehen mit gutem Beispiel voran. Sie prangern nicht nur das Unrecht der Tötung ungeborener Kinder an, sondern bieten wie z.B. die „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALFA) Schwangeren auch ganz konkrete Hilfe, eine Entscheidung für das Leben zu treffen.
Der positive kulturelle Wandel, der sich beim Thema Lebensrecht langsam abzeichnet, ist nicht nur das Ergebnis einer offenbar zunehmend wirksamen Werbung für das Lebensrecht. Die Anzeichen einer neu erstarkten Kultur des Lebens, die sich für viele ganz unerwartet in einer Abnahme an abtreibungswilligen Ärzten zeigt, sind in erster Linie ein Indiz dafür, dass sich das Wissen des Menschen über Gut und Böse – auch Gewissen genannt – nicht grenzenlos manipulieren lässt.