Kinder- und Familienarmut hat in Deutschland einer neuen Studie zufolge alarmierende Ausmaße angenommen. Zugleich ist die staatliche Unterstützung oft nicht passgenau und geht am Bedarf vorbei. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Erhebungen die für die Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurden.
Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als armutsgefährdet. Verzicht und ein Mangel an gesellschaftlicher Teilhabe sind die Folge. Dies sind 2,1 Millionen Jungen und Mädchen, die in Familien leben, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung haben. Knapp die Hälfte der Haushalte, in denen diese 2,1 Millionen Kinder leben, beziehen staatliche Grundsicherung, also SGB-II-Leistungen, besser bekannt als Hartz IV. Bei der anderen Hälfte ist das allerdings nicht der Fall: Sie leben ohne diese Unterstützung. Zu diesen insgesamt 2,1 Millionen armutsgefährdeten Kindern kommen noch einmal 480.000 Kinder hinzu, die nur dank der Hilfen der SGB-II-Leistungen knapp oberhalb der Armutsschwelle leben.

Laut Studie können 76 Prozent der Kinder aus einkommensarmen und von Hartz IV abhängigen Familien noch nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr machen. 54 Prozent der armutsgefährdeten Kinder können laut Studie nicht mindestens einmal im Monat ins Kino, Theater oder Konzert gehen. 31 Prozent können nicht einmal im Monat Freunde zum Essen einladen. Bei Antworten auf die Frage, ob sie sich ab und zu neue Kleidung kaufen können, sagen 29 Prozent nein. 14 Prozent haben kein Internet. Das staatliche Unterstützungssystem fange Armut nur unzureichend auf, bilanziert die Studie. „Materielle Unterversorgung und fehlende soziale Teilhabe sind eine schwere Hypothek, mit der Kinder ins Leben starten“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Der Bedarf der Kinder, ihr Wohlbefinden und ihre Teilhabechancen müssten in den Mittelpunkt rücken.

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