Immer mehr Menschen veröffentlichen ihre Biografie. Amazon listet allein im Dezember, Januar und Februar 40’000 neue Publikationen aus dem Bereich „Biografien & Erinnerungen.“ Die eigene Geschichte aufzuschreiben, bringt viel in Bewegung: Erinnerungen leben auf und das Leben wird neu sortiert. Manchmal wird dies sogar von Psychologen empfohlen zur Verarbeitung eines Schicksalsschlages. Haben Sie auch schon einmal darüber nachgedacht, ein Buch über Ihr Leben zu schreiben? Hier einige Hilfestellungen für solche Überlegungen.

Von Stefanie Thoms

Für wen wird ein Lebensbericht verfasst?

Immer mehr Menschen möchten ihre Geschichte aufschreiben. Junge Leute nach einem Schicksalsschlag, ältere Personen als Rückblick auf ihr Leben. Bei den meisten ist dabei das Bedürfnis ausschlaggebend, anderen mit der eigenen Erfahrung – die hart erworben werden musste – eine Hilfe zu bieten. Manchmal schwingt auch mit, dass frühere Lebensumstände und Werte nicht vergessen werden sollen – und wer soll sich noch daran erinnern, wenn ich und meine Generation tot sind?

Das Schreiben löst einen Denkprozess aus

Die eigene Geschichte aufzuschreiben löst einen grossen Denkprozess aus. Manchmal wird dies sogar von Psychologen empfohlen zur Verarbeitung eines schweren Schicksalsschlages. Aber auch bei einem normalen Leben bringt das Aufschreiben viel in Bewegung. Daher rät Beat Moser, selbst Autor der Biografie „Von Bomben und Badehosen“: „Schreibt eure Ge-schichten auf. Nicht für andere. Nein. Für euch. Es wird euch viel helfen. Es gibt viel mehr wichtige Ereignisse als ihr gedacht habt. Wenn du schreibst, beginnst du Erinnerungen aufzuleben, das Leben zu sortieren. Du wirst ganz viel erleben: Schönes, Trauriges, Schwieriges. Und da kommen schlechte Gefühle hoch. ‚Ja, der hat mich und jene hat mich…ʻ Bei mir sind vor allem Menschen wieder aufgetaucht, die mir Gutes getan hatten. Und das ist das Besondere daran: Man findet immer mehr positive Erlebnisse. Man findet Menschen, die einem in wichtigen Stadien des Lebens geholfen haben. Ich habe eine ganze Reihe wunderbarer Menschen ausgegraben. Also, beginn zu schreiben. Für dich. Und ehrlich. Schreib nicht schön, sondern ehrlich.“

Die Schwierigkeit der Veröffentlichung

Nun kommen wir aber zu einem Problem. Hunderte Menschen wollen ihren Lebensbericht veröffentlichen, Tausende solcher Bücher gibt es schon und im Vergleich dazu gibt es zu wenige Personen, die massenweise Lebensberichte fremder Leute lesen. Es herrscht schlicht ein viel zu grosses Überangebot solcher Lebenszeugnisse. Grosse Verlag nehmen daher nur ein einziges von hundert eingesandten Manuskripten zur Veröffentlichung an.

Und all die anderen 99 Autoren, die so fleissig an ihrem Werk geschrieben haben? Wer auf die Veröffentlichung hofft, der hat einen steinigen Weg vor sich. Viel empfehlenswerter ist es, wenn man das Buch nur für sich selbst und für Angehörige und Freunde verfasst. Freunde lesen es gerne, denn sie kennen viele der Personen und Erlebnisse darin. Daher ist es für sie spannend zu sehen, wie Sie es beschreiben und noch mehr Hintergründe zu erfahren. Mit „Print on Demand“ beispielsweise lassen sich Bücher ohne ISBN-Nummer (eindeutige Identifikationsnummern für jedes veröffentlichte Buch) und in kleiner Auflage drucken – sei das nur ein Exemplar oder einige Dutzend Stück.

Ein weiterer grosser Vorteil, wenn man das Buch nicht veröffentlicht, sondern nur für Freunde schreibt: Man kann viel persönlicher schreiben. Man braucht weniger Angst zu haben, die Persönlichkeitsrechte von irgendwem zu verletzen, man kann persönliche Fotos mit aufnehmen, man kann die Bereiche nach Gutdünken kürzer oder länger halten, ohne die Einmischung von einem kritischen Verleger.

Der lange Weg zum Druck

Das Verfassen an sich ist eine grosse Arbeit. Für den Inhalt ist es essenziell, Personen zu haben, die das Buch gegenlesen und Rückmeldung geben. Denn selbst ist man zu sehr involviert für einen objektiven Blick aufs Ganze. Nun braucht es sehr viel Zeit zum Überarbeiten. Aber genau dies macht die Rückschau auf das eigene Leben ausgewogener.

Nachdem die Erzählung fertig verfasst ist, sollte der Text hübsch angeordnet werden. Eingebaute Fotos sind bei den Lesern sehr beliebt. Den Innenteil des Buches können Sie mit Word fertig formatieren und als PDF in die Druckerei einliefern. Oder fragen Sie Ihre Enkelin dabei um Hilfe.

Was die Wirkung eines Buches extrem prägt, ist das Cover, respektive der ganze Buchumschlag. Es ist anspruchsvoll für einen Laien, selbst einen ästhetisch ansprechenden Umschlag herzustellen, vor allem bei einem gebundenen Buch mit seinen Druckvorgaben mit Rücken-breite und Schnittzugaben. Wenn Ihr Buch gut wirken soll, fragen Sie dazu am besten einen Grafiker, der das mit dem entsprechenden Computerprogramm im Handumdrehen erstellt. Beim Verwenden von nicht selbst geschossenen Fotos ist heutzutage das Thema Abdruckgenehmigung zu beachten, dazu wird er sie ebenfalls beraten können. Manchmal bieten Druckereien auch gleich selbst Layout-Services an. Bereiten Sie dazu mögliche Titelfotos, den Titel, Untertitel und einen kurzen Klappentext vor, vielleicht auch ein kurzer Text über Sie als Autor und ein passendes Portrait. Beim Text auf dem Umschlag gilt: In der Kürze liegt die Würze. Wenn Sie nun nicht noch hundert Änderungswünsche anbringen, sollten sich die Gestaltungskosten im Rahmen von wenigen hundert Franken bewegen.

Die Kosten für den Druck sind je nach Buch und gewünschter Menge extrem unterschiedlich. Ausschlaggebend für den Preis ist, ob innen nur schwarz-weiss oder farbig gedruckt wird, wie viele Seiten das Werk hat und ob es Softcover (Taschenbuch) oder Hardcover (gebundenes Buch) sein soll.

Wenn Begleitung gewünscht ist

Es gibt gewisse Verleger oder so genannte Ghostwriter, die einem Autor dabei helfen, sein Buch zu verfassen. Es ist wichtig, den Gehilfen und sein Angebot sorgfältig auszuwählen und im Umgang mit ihm ein gutes Bauchgefühl zu haben. Sonst kann es schnell zu einer frustrierenden oder teuren Angelegenheit werden.

Was wären die Eckpunkte bei Ihrer eignen Biografie? Was gäbe es für lustige oder ermutigende Erlebnisse auszugraben aus Ihren Erinnerungen? Wir wünschen Ihnen eine bereichernde Schatzsuche, mit oder ohne fertigem Buch am Ende.

Stefanie Thoms ist Leiterin des Verlages arteMedia (www.arte-media.ch)