Von der österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach stammt der Satz: „Die wahre Freundschaft erkennt man daran, wie wenig sie verlangt und wie viel sie gibt.“ Der 30. Juli gibt Anlass, über den Wert von Freundschaft nachzudenken. An diesem Tag wird jährlich der Internationale Tag der Freundschaft begangen.
Von Ursula Baumgartner
„Freunde sind die Familie, die wir uns selbst aussuchen“, sagt ein Spruch. Doch warum brauchen wir eigentlich Freunde? Der Mensch strebt seinem Wesen nach nach Gesellschaft. Das mag zum Teil biologisch begründet sein und mit Sicherheit zu tun haben. Denn alleine ist ein Mensch viel mehr Gefahren ausgesetzt als in einer Gruppe.
Kumpel, Gegenüber und Leitplanken
Aber der Sinn der Freundschaft geht tiefer. Der Mensch ist angelegt auf ein Gegenüber, dem er Sorgen und Freuden mitteilen kann. Gemeinsam gepflegte Hobbys machen mehr Spass. Freunde, die uns gut kennen, können uns in schwierigen Zeiten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie helfen, Entscheidungen zu treffen. Mit echten, guten Freunden kann man gemeinsam lachen und weinen. Zudem können sie auch als eine Art Frühwarnsystem oder Leitplanke dienen, die uns durch wohlmeinende Kritik in der richtigen Spur halten.
Um das zu leisten, müssen Freunde einerseits zumindest einige Interessen und Einstellungen teilen, um genügend Verständnis füreinander zu haben. Andererseits sollte man sich aber nicht ausschliesslich in einer „Blase“ bewegen, da sonst die Gefahr besteht, sich zu sehr an Zuspruch zu gewöhnen und für die eigenen Gewohnheiten blind zu werden.
Liebe und Freundschaft
Für den grossen mittelalterlichen Philosophen Thomas von Aquin ist Freundschaft eine Form der Liebe, nämlich die „Liebe des Wohlwollens“. Wahre Freunde müssen also ein echtes, gegenseitiges Wohlwollen füreinander haben. Das kann und muss sich gelegentlich auch darin zeigen, dass man sich gegenseitig auf Fehler hinweist. Dass das für beide Seiten nicht immer einfach und angenehm ist, versteht sich von selbst.
Echte Freunde zu haben, ist ein grosses Geschenk. Der Tag der Freundschaft kann Anlass sein, sich wieder daran zu erinnern, wer unsere wirklichen Freunde sind und für sie dankbar zu sein. Und er kann uns Anstoss geben, uns selbst zu bemühen, für unsere Freunde wieder ein besserer Freund zu sein.