Laut Bericht britischer Medien hat das britische Unterhaus in der Nacht vom 21. zum 22. Oktober 2019 beschlossen, die in England, Wales und Schottland geltenden Regeln zu Abtreibungen und zur gleichgeschlechtlichen „Ehe“ auch auf Nordirland auszuweiten. Die nordirische Democratic Unionist Party (DUP) sprach von einem „sehr traurigen Tag“.
Die Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib war bisher in Nordirland sehr restriktiv gehandhabt worden. Nun wurde per Beschluss des britischen Unterhauses auch in dieser Provinz die weite sozialmedizinische Indikationsregelung eingeführt, die im übrigen Grossbritannien gilt und weltweit zu den liberalsten gehört. Heiraten konnten in Nordirland bislang nur ein Mann und eine Frau, sowie dies sinnvollerweise bis vor wenigen Jahren noch überall in Europa der Fall gewesen war. Nun sollen schon Anfang 2020 gleichgeschlechtliche „Eheschliessungen“ möglich sein.
Die nordirische DUP, die im britischen Parlament eine wichtige Rolle spielt, hatte sich vergeblich gegen beide Vorlagen gestemmt. Mit Blick auf die Änderungen im Abtreibungsrecht sprach DUP-Chefin Arlene Foster von einem „sehr traurigen Tag“, einem „Tag der Schande“ und von einem „Affront gegen Menschenwürde und Menschenleben“. Die sich als Menschenrechtsorganisation bezeichnende Gruppierung Amnesty International hingegen feierte den „Beginn einer neuen Ära für Nordirland“. Grainne Teggart, die für Nordirland zuständige Kampagnenmanagerin der Organisation, erklärte: „Schliesslich sind unsere Menschenrechte doch auf den Stand des 21. Jahrhundert gebracht worden.“
Die britische Provinz hat seit Januar 2017 keine eigene Regierung und wird darum von London aus regiert. Das britische Unterhaus hatte die Legalisierung von Abtreibung und gleichgeschlechtlicher „Ehe“ in Nordirland im Juli beschlossen und dem nordirischen Parlament Zeit bis zum 21. Oktober eingeräumt, Änderungen vorzunehmen. Dieses kam zwar kurz vor Ablauf der Frist kurzzeitig zusammen, konnte sich aber nicht auf eine Regierungsbildung und Änderungen an den Beschlüssen von Westminster einigen.