Nach jahrelangem Kampf konnte eine studentische „Pro-Life-Gruppe“ an der Universität Regensburg im Wintersemester 2024/2025 endlich ihre Arbeit aufnehmen. An der Universität Heidelberg ist ein ähnlicher Fall immer noch hängig. Was hier an den Hochschulen passiert, ist ein alarmierendes Zeichen, wie es um unsere Meinungsfreiheit bestellt ist.

Von Ralph Studer

Die Universitäten galten bis anhin als Aushängeschilder von Wissenschaft und Debatte. Zunehmend hält allerdings die moralisch-politisch aufgeladene „Woke-Kultur“ mit ihren „Dogmen“ Einzug. Lange war diese gefährliche Entwicklung nur im angelsächsischen Sprachraum ein Thema. Mittlerweile hat sie auch die deutschsprachigen Länder und deren Bildungslandschaft erreicht.

Ein langer Weg

Seit ihrer Gründung im Jahr 2020 kämpfte eine studentische Pro-Life-Gruppe an der Universität Regensburg vergeblich um eine Akkreditierung. Mit der fehlenden Anerkennung hatte diese keinen Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten, die für eine aktive Teilnahme am Universitätsleben erforderlich ist. So durften die Studenten keine Informationsstände aufbauen, keine Veranstaltungen durchführen, keine Plakate aufhängen und auch nicht auf dem Campus für ihre Gruppe werben. Gleichzeitig wurde aber mit ihren Semesterbeiträgen auch eine zugelassene Hochschulgruppe unterstützt, die Abtreibungen fördern möchte.

Doch die „Pro-Life“-Gruppe liess sich nicht unterkriegen und kämpfte weiter für ihr Recht auf Meinungsfreiheit. „Wir haben genauso das Recht“, so Clara Ott, Vorsitzende der Regensburger Hochschulgruppe von ProLife Europe, „unsere Meinung an dieser Uni zu vertreten, und wir werden dieses Recht auch durchsetzen.“

„Nicht hinnehmbar“

Davon überzeugt zeigte sich auch die christliche Menschenrechtsorganisation ADF International, die mit anderen Partneranwälten die Pro-Life-Gruppe unterstützte. „Es ist nicht hinnehmbar“, hält Dr. Felix Böllmann, Leiter der Europäischen Rechtsabteilung bei ADF International, fest, „dass eine Botschaft, die im Einklang mit dem Grundgesetz steht – dem Schutz des Lebens –, an einer deutschen Universität unterdrückt wird. Eine Hochschule sollte ein Ort des Dialogs und nicht der Zensur sein.“

Die Stimmen der Gegner sind, so Ott, „oft einfach nur sehr laut. Wer laut schreit, hat aber nicht immer recht und wird auch nicht immer recht bekommen.“ Dennoch ist dieses Phänomen im Umgang mit Andersdenken, die man ausgrenzen und mundtot machen will, inzwischen recht bekannt. In der Soziologie ist dieses unter dem Begriff „Schweigespirale“ bekannt: Eine kleine, sehr gut organisierte und vernetzte Gruppe setzt sich „lautstark“ in Szene. Sie dominiert die öffentliche Debatte fast nach Belieben, weil eine schweigende Mehrheit sich mit dieser lauten Gruppe nicht anlegen möchte und deswegen die eigene Meinung zurückhält.

Vision von einer Kultur des Lebens

Anfang 2024 machte die Pro-Life-Gruppe ernst und klagte gegen die Universität Regensburg. Zu einem Gerichtsurteil kam es allerdings nicht, da die Universität einlenkte. Sie war sich wohl im Klaren, dass sie gegen die Studentengruppe den Kürzeren ziehen würde. Ott ist überzeugt, dass ihr Einsatz für den Lebensschutz auch anderen Gruppen Mut machen kann, wenn sich ihnen Hindernisse in den Weg stellen. „Gebt nicht auf!“ so die engagierte Studentin. „Kämpft für das Gute weiter. Lasst euch nicht von den vielen Gegnern, die es zu geben scheint, abschrecken.“

Die Akkreditierung an der Universität Regensburg beflügelt die studentische Pro-Life-Gruppe und ist für sie ein enormer Ansporn und Kraftfaktor. Die studentischen Lebensschützer sind auch von einer klaren Zukunftsvorstellung getragen. „Wir haben“, hält Ott klar fest, „noch viel vor und hoffen, dass wir in Zukunft noch mehr Menschen erreichen können, die sich unserer Vision einer Kultur des Lebens anschliessen.“

In Heidelberg ist der Ausgang noch offen

Auch wenn dieser Fall in Regensburg zu einem guten Abschluss kam und klar zeigt, dass sich Einsatz und Durchhaltewille lohnt, brauchen Lebensschützer an Universitäten einen langen Atem. Dies zeigt die Situation an der Universität Heidelberg: Auch dort lehnte die Hochschule die Zulassung einer studentischen Lebensschutzgruppe ab. Bereits im Juli 2023 reichte die Heidelberger Gruppe deshalb Klage gegen Diskriminierung von Pro-Life-Gruppen ein. Wie ADF International schreibt, ist in diesem Fall eine Entscheidung jedoch noch nicht absehbar.

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