Mit einer Parlamentarischen Initiative forderte die grünliberale Nationalrätin Katja Christ am 17. März 2021, das Verbot der Eizellen-Spende aufzuheben. Der Nationalrat stimmt nun am 17. März 2022 über den Vorstoss ab, der einem Rückschritt für Frauen gleichkommt.

Ein Kommentar von Regula Lehmann

Dass sich ausgerechnet eine junge Frau für eine ausbeuterische Fortpflanzungstechnik einsetzt, mag Frauenrechtlerinnen erstaunen. Doch die Fortpflanzungsmedizin ist ein lukratives Business und Nationalrätin Katja Christ sitzt im Stiftungsrat der Lobbyorganisation „Gen Suisse“. Mit der Aussage, es sei diskriminierend, wenn man Samenspenden erlaube, Eizellen-Spenden jedoch verbiete, wirbt die Nationalrätin für ihre Parlamentarische Initiative. Das Internetportal „frauensicht.ch“, welches sich für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzt, widerspricht Christs Behauptungen und stellt klar, dass es bei der Eizellenspende nicht um Gleichstellung, sondern um Ausbeutung geht. Im Unterschied zur Samenspende ist die Eizellenspende ein medizinischer Eingriff, der mit hohen, gesundheitlichen Risiken für die sogenannten Spenderinnen verbunden ist. Die hormonelle Überstimulation der Eierstöcke kann zu Blutungen Stimmungsschwankungen, Unterleibs- und Kopfschmerzen und Thrombosen führen. Weiter steht die Hyperstimulation im Verdacht, Eierstock- und Gebärmutterkrebs zu fördern und die Entnahme der Eizellen erfordert Beruhigungsmittel oder eine lokale Narkose. Der Eingriff kann zu Blutungen und Infektionen führen und wenn der Eileiter verletzt wird, droht der Spenderin Unfruchtbarkeit. Aufgrund dieser hohen Risiken spendet kaum eine Frau, ohne sich dafür bezahlen zu lassen. Die Eizellenspende ist deshalb ein Geschäft, das auf einem Wohlstandsgefälle aufbaut. Nur wer Geld hat, kann sich diese Behandlung leisten und nur wer Geld braucht, wird die entsprechenden Risiken eingehen.

Ausbeutung und Importe aus dem Ausland

Die grüne Nationalrätin Irene Kälin erklärte gegenüber der NZZ: „Ich fürchte, bei einer Legalisierung würden wir die prekäre Situation von Spenderinnen aus dem Ausland ausnutzen, um uns unsere Lebensträume zu erfüllen“. Peter Fehr, Leiter der Kinderwunsch-Klinik OVA in Zürich, sprach davon, dass im Fall einer Legalisierung Importe aus dem Ausland notwendig würden. Fehr bezweifelt, dass eine Schweizerin für 1000 Franken derart hohe Risiken eingehen würde. (Spanische Spenderinnen erhalten zurzeit eine „Aufwandsentschädigung von 1000 Euro.) In einer Stellungnahme äusserten sich im Jahr 2020 auch ein Netzwerk deutschsprachiger Wissenschaftlerinnen, Publizistinnen und Journalistinnen kritisch zur Eizellenspende. Menschen mit Kinderwunsch sollen aus ihrer Sicht kein Recht erhalten, für die Erfüllung ihres Wunsches auf die Körper Dritter zuzugreifen. Die Reproduktionsfreiheit finde dort ihre Grenze, wo Dritte geschädigt würden und aus dem Begehren nach einem Kind dürfe kein Anspruchsrecht auf eigene Nachkommen abgeleitet werden. Verschwiegen wird zudem in der Debatte häufig, dass die Erfolgsrate der IVF stagniert; höchstens ein Fünftel der behandelten Frauen erhält auf diese Weise ein lebendes Kind.

Die Parlamentarische Initiative von Katja Christ ist aufgrund all dieser Fakten keineswegs fortschrittlich, sondern zutiefst rückwärtsgewandt. Frauen sollen im 21. Jahrhundert wieder zu Produktions- und Gebärmaschinen gemacht werden, um die Wünsche fremder Paare zu befriedigen. Dabei dachten wir, solch frauenverachtende Forderungen gehörten längst vergangenen Zeiten an!

 

Save the Date! Zukunft CH führt am 1. September 2022 mit hochkarätigen Referenten einen Vortragsabend zum Thema Eizellspende und Leihmutterschaft durch. Nähere Infos und Voranmeldungen zum Anlass unter: Kontakt – Stiftung Zukunft CH