Mit einem mehrseitigen Artikel zum Thema „Der Sex mit anderen Partnern hat unsere Ehe gerettet“ sorgte das bekannteste Schweizer Elternmagazin in der Ausgabe Juli/August 2019 für Diskussionen. Gehören solche Berichte in ein Heft, das an öffentlichen Schulen abgegeben und von Kindern nach Hause getragen wird?
Von Regula Lehmann
Was die zwölfjährige Tochter einer Bekannten auf dem Heimweg, zusammen mit ihren Freundinnen, in Fritz+Fränzi las, schockierte die Schülerinnen. Egal, wie positiv das Ganze erklärt oder gar propagiert wird: Kinder wollen keine Eltern, die mit anderen Personen Sex haben. Treue ist ein fundamentaler Wert und bildet den Boden, in dem Kinder sich sicher verwurzeln können. Eltern in Krisensituationen wird durch den genannten Beitrag also ein „Lösungsansatz“ vorgestellt, der Kinder verunsichert und es darf die Frage gestellt werden, ob dies im schulischen Kontext zulässig ist.
Nik Niethammer, Chefredaktor Fritz+Fränzi erklärt dazu auf Anfrage von Zukunft CH: „Wir möchten Eltern bei Themen rund um Familie, Erziehung, Schule und Bildung an die Hand nehmen, wir möchten informieren, aufklären, einordnen. Wir verstehen uns als Forumsmagazin, das ein grosses Spektrum von Ansichten und Meinungen repräsentiert. Wir propagieren nicht einen bestimmten Erziehungsstil oder ein bestimmtes Familienmodell, sondern schreiben, was ist.“ Ob ein Artikel über offene Partnerschaft zu diesem Spektrum gehören soll, bleibt zu klären und offensichtlich ist, dass von jeder Redaktion bei diesem „schreiben was ist“, eine Auswahl getroffen wird.
Dass Kinder als „Briefträger“ des Elternmagazins eingesetzt werden und damit zu den potenziellen Erstlesern gehören, erhöht den Anspruch an den Inhalt zusätzlich. Bei den vielen hochkarätigen Autoren, die für Fritz+Fränzi schreiben, sollte das Magazin auf das Vorstellen höchst umstrittener Eherettungsstrategien problemlos verzichten können. Wenn nicht den Eltern, dann wenigstens den Kindern zuliebe!