„Leb deine Wahrheit und andere Lügen“ ist das neueste Buch von Alisa Childers. Darin beschreibt sie zehn Lügen, die uns der Zeitgeist suggeriert, und entlarvt diese durch die Bibel.
Von Pfr. Michael Freiburghaus
Nicht nur Philosophen propagieren die These, Wahrheit sei perspektivisch, weshalb alle ihren eigenen Teilaspekt der Wahrheit leben sollen. Hauptsache, man hat ein gutes Gefühl dabei. „Wahr ist aber nur die Wahrheit. Egal, wie wir uns dabei fühlen“, schreibt Alisa Childers in ihrem neuen Buch „Leb deine Wahrheit und andere Lügen: Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben“. Bezug nehmend auf die Bibel führt sie aus: „Die Wahrheit ist, dass manche biblische Lehren schwer verdaulich sind. Sie bereiten uns Unbehagen. Sie rufen uns auf, uns selbst zu verleugnen und Jesus sogar über unsere Familie und Freunde zu stellen. Sie mischen sich in unser Sexualleben, in unsere Beziehungen und in unsere Identität ein.“
Jesus stellt diesen Totalanspruch an uns, weil er uns ganz liebt und deshalb unsere ungeteilte Liebe einfordert. Das geht uns Menschen von Natur aus gegen den Strich. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn auch bedauerlich, dass der Zeitgeist auch immer mehr in bibeltreuen Kreisen Einzug hält. Alisa Childers (Jg. 1975) will diesen Entwicklungen mit ihrem Buch entgegenwirken und widerlegt die Zeitgeistlügen anhand der Bibel. Sie selbst war mit ihrer Band „ZOEgirl“ von 1999 bis 2006 eine erfolgreiche Musikerin, ehe sie sich der Verteidigung (Apologie) des biblischen und gelebten Christentums widmete.
Mensch im Zentrum
„Lebe deine eigene Wahrheit“, „Du bist genug, so wie du bist“, „Setze dich an die erste Stelle“, „Du lebst nur einmal“: Das sind einige der Zeitgeistlügen, die Childers beschreibt. Diese Lügen haben gemeinsam, dass sie den Menschen mitsamt seinen Gefühlen ins Zentrum stellen. Aus christlicher Sicht ist das problematisch, weil sich dieser Zeitgeist vollends auf unser irdisches Leben fokussiert und ein Menschbild ausdrückt, das unsere Sünde ausklammert.
Das Sprichwort „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ wird oft so verstanden, dass jeder selbst verantwortlich dafür ist, dass er glücklich ist. Auch Gott sei der Garant für Spass und Glück. Doch der Umstand, dass elf der zwölf Apostel eines gewaltsamen Todes starben, widerlegt diese Behauptung klar. „Die Bibel definiert Glück ganz anders. Hier ist Glück kein psychologischer Zustand oder ein Gefühl, das wir erleben. Es wird vielmehr als eine Ausrichtung auf Gott und Gehorsam gegenüber seinem Wort beschrieben.“ Mit Blick auf die Ewigkeit besteht das tiefste Glück darin, die Errettung durch Jesus immer tiefer zu erkennen und durch das „Gewicht der Herrlichkeit“ (Röm. 8,18) im Leid getröstet zu werden. Wie der Psalmist es ausdrückt: „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (Ps 73,28). Deshalb, so Childers, sei die Erkenntnis, „dass ich nicht genug bin, eigentlich die beste Nachricht überhaupt. Jesus ist genug, und das ist genug für mich.“
Wer in einer heutigen Diskussion die Liebeskeule schwingt, hat schon (fast) automatisch gewonnen: „Liebe habe immer Recht, Liebe ist Liebe“, so eine weitere Zeitgeistlüge. Besonders zeigt sich dieses Argumentationsmuster in LGBTIQ+-Debatten. Aber, so Childers: „Laut Bibel bedeutet Liebe, dass ich jemanden anderen nicht in seiner Sünde bestätigen kann, auch wenn er darauf besteht, dass Liebe das erfordert. In diesem Sinne ist die biblische das genaue Gegenteil der gesellschaftlichen Definition von Liebe.“ Die Bibel zeigt uns, dass Liebe und Wahrheit als zwei untrennbare Pole zusammengehören, weil sie in Jesus zusammenfallen (vgl. Eph. 4,15).
Omnipräsent in unserer Gesellschaft ist die Lüge, dass Frauen die besseren Männer seien. Besonders in Deutschland blüht deshalb die Forderung nach Frauenquoten in Politik, Wirtschaft und Kirche. Doch sowohl die alttestamentliche Schöpfungsgeschichte als auch die neutestamentlichen Evangelien zeigen uns die Gleichwertigkeit der Geschlechter sowie ihre nützliche Andersartigkeit. Frauen und Männer ergänzen sich und sind aufeinander angewiesen.
Gott im Zentrum
Das Credo „sei authentisch, sei du selbst“ geht oft einher damit, sein Innerstes zu entblössen. Wir und unsere Gefühle werden zum Massstab. „Das kleine Problem an dieser Denkweise ist jedoch, dass unser ‚Inneresʻ nicht immer recht hat, wenn es um Dinge wie Moral, Sexualität oder die Definition von Begriffen wie Liebe und Gerechtigkeit geht. Als Christen müssen wir (…) unsere Vorstellungen mit der von Gott offenbarten Wahrheit in Einklang bringen.“ Doch gerade das wird in bibeltreuen Kreisen je länger, je mehr in Frage gestellt.
Childers präsentiert im Schlusskapitel einen dreifachen Ausweg, um den verführerischen Zeitgeistlügen widerstehen können. Der erste Ausweg ist die Verwurzelung in Gottes Wort. Wenn wir die Bibel als unser geistliches Grundnahrungsmittel täglich in uns aufnehmen, können wir Wahrheit von Lüge unterscheiden. Der zweite ist Leidensbereitschaft. „Übe dich jetzt in Treue und du wirst automatisch in den kleinen Dingen leiden“, gibt Childers prophetisch zu bedenken. Jesus stärkt unser Rückgrat und wirkt in uns eine Leidensbereitschaft, damit wir bereit sind, für unseren Glauben an ihn auch in der westlichen Welt Nachteile in Kauf zu nehmen, beispielsweise von Nichtchristen belächelt oder ausgegrenzt zu werden. Der dritte Ausweg ist, auf dem schmalen Weg der Nachfolge leben.
Mit „Leb deine Wahrheit und andere Lügen“ legt Childers ein hochspannendes, brandaktuelles und ermutigendes Werk vor, das mit manchen interessanten Anekdoten aus ihrem bewegten Leben gespickt ist. Es hat mich auf eine positive Art herausgefordert. Die Stärke des Buches besteht darin, dass Childers immer auf Jesus und die Bibel verweist: „Die Wahrheit ist eine Person, und er ist dein Lohn.“
Michael Freiburghaus ist reformierter Pfarrer in Leutwil und Dürrenäsch sowie Präsident der Stiftung Zukunft CH, die sich für die Respektierung der Menschenrechte (1948), zukunftstragende Werte und eine Aufwertung der Familie einsetzt.
Alisa Childers „Leb deine Wahrheit und andere Lügen. Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben“, 240 Seiten, fontis Verlag, ISBN 978-3-03848-262-8, im Buchhandel erhältlich
Die vollständige Rezension des Buches ist in der Zeitung factum (Ausgabe 1/2024) erschienen.