Das Wissen über den Holocaust – eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte – schwindet weltweit, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Claims Conference, die das Bewusstsein und Wissen über die Schoa in acht Ländern untersucht hat. Die Ergebnisse sind erschreckend: Viele Menschen kennen die grundlegenden Fakten nicht mehr. Die Besorgnis, dass sich solche Gräueltaten wiederholen könnten, wächst.

Die Studie zeigt, wie verbreitet die Unkenntnis über den Holocaust ist:

  • In Frankreich gaben 46 Prozent der jungen Erwachsenen (18-29 Jahre) an, noch nie von der Schoa gehört zu haben oder sich nicht sicher zu sein.
  • In den USA konnte fast die Hälfte (48 Prozent) kein einziges Konzentrationslager oder Ghetto nennen.
  • Selbst in Deutschland, dem Ursprungsland des NS-Regimes, waren 12 Prozent der jungen Erwachsenen unsicher, ob sie jemals von dem Holocaust gehört hatten.

Auschwitz-Birkenau, das bekannteste Konzentrationslager, ist vielen ein Begriff. Doch weit weniger Menschen kennen andere Lager wie Dachau oder Treblinka, die gleichermassen Orte des Grauens waren.

Besorgnis wächst: „So etwas könnte wieder passieren“

Ein beunruhigender Aspekt der Studie: Eine Mehrheit der Befragten hält es für möglich, dass sich der Holocaust oder ähnliche Verbrechen wiederholen könnten. Besonders in den USA ist die Sorge berechtigt. Hier glauben 76 Prozent der Befragten, dass die Welt nicht vor einer Wiederholung gefeit ist. „Die alarmierenden Wissenslücken, insbesondere bei jüngeren Generationen, machen deutlich, dass eine effektivere Holocaust-Aufklärung dringend erforderlich ist“, mahnt Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference.

61 Prozent der Deutschen und sogar 69 Prozent der Briten glauben, dass sich ein ähnliches Ereignis wiederholen könnte. In sieben der acht untersuchten Länder wussten über 20 Prozent der Befragten nicht, dass während des Holocausts sechs Millionen Juden ermordet wurden. Viele schätzten die Zahl auf zwei Millionen oder weniger. Diese Lücken im historischen Wissen untergraben nicht nur die Erinnerungskultur, sondern begünstigen auch eine gefährliche Gleichgültigkeit gegenüber Antisemitismus und Hass.

Bildung als Schlüssel

Die Studie zeigt jedoch auch Hoffnungsschimmer: In allen Ländern betonten über 90 Prozent der Befragten, wie wichtig es sei, den Holocaust weiterhin in Schulen zu lehren. Bildung sei der Schlüssel, um zukünftige Generationen für die Verbrechen der Vergangenheit zu sensibilisieren. Rüdiger Mahlo, Europa-Repräsentant der Claims Conference, appelliert: „Die Ergebnisse sind ein Weckruf für alle Regierungen, mehr in Holocaust-Aufklärung zu investieren.“

Auch der Direktor der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, sieht in den Ergebnissen eine Mahnung: „Besonders in Ländern, wo die Gräueltaten der Nazis stattfanden, ist die Unkenntnis besorgniserregend. Aber der Wille, Bildungsangebote auszuweiten, stimmt hoffnungsvoll.“

Das Vermächtnis der Überlebenden

Die Claims Conference erinnert daran, wie wichtig das Zeugnis der Überlebenden bleibt. Doch diese werden weniger. Ihre Geschichten müssen bewahrt und in das Bewusstsein der nächsten Generationen getragen werden.

Die Ergebnisse der Studie sind ein deutlicher Appell: Ohne Bildung und Aufklärung droht das Wissen über den Holocaust in Vergessenheit zu geraten. Und mit dem Vergessen wächst die Gefahr, dass sich die Geschichte wiederholt.

Die Worte „Nie wieder“ dürfen kein blosses Lippenbekenntnis bleiben. Es liegt an uns, diese Mahnung in die Tat umzusetzen – durch Bildung, durch Erinnerung und durch den unermüdlichen Kampf gegen Hass und wachsenden Antisemitismus.

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