Jedes Jahr am 21. März findet der Welt-Down-Syndrom-Tag statt. Mit wissenschaftlichem Namen heisst dieses Syndrom „Trisomie 21“. Betroffene Menschen besitzen das 21. Chromosom dreimal statt zweimal. Daher wählte man das heutige Datum für diesen Tag, der das Bewusstsein für diese Thematik steigern soll. Menschen mit Down-Syndrom zeigen eingeschränkte geistige Entwicklungsmöglichkeiten sowie körperliche Besonderheiten, wie z.B. eine ganz typische Augenform. Obwohl sie in der Regel die Chance auf ein gutes Leben haben, werden heute viele Kinder, bei denen man das Down-Syndrom diagnostiziert, abgetrieben. Ursula Baumgartner von Zukunft CH sprach mit Fabrice Waldvogel, einem jungen Mann mit Down-Syndrom, und seinem Vater Bruno.

Zukunft CH: Menschen mit Down-Syndrom sind etwas Besonderes, denn sie besitzen ein Chromosom mehr als andere. Fabrice, du bist so ein besonderer Mensch. Was macht dich speziell aus? Was kannst du ganz besonders gut?

Fabrice: Ich bin gut im Farming Simulator 22 spielen. Ich kann gut Schlagzeug spielen. Und ich bin ein Marvel Fan.

Zukunft CH: Wie sieht dein Alltag aus? Wo lebst du und was machst du beruflich/schulisch?

Fabrice: Ich wohne bei Mama und Papa. Und besuche gerne mein Bruderherz in Basel. Mein anderer Bruder wohnt in London. Ich arbeite in der VEBO in Olten (Unternehmen der beruflichen und sozialen Inklusion für Menschen mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, Anm.). Ich mache Wippscheiben, Getränkeflaschen und putze auch Bleche. Und jetzt kann ich auch mit Handhubstapler arbeiten. Irgendwann kann ich auch in den Aussendienst. Ich gehe in einen Tanzkurs in Aarau. Und spiele in der Band von Lighthouse.

Zukunft CH: Welche Hobbys hast du? Mit was beschäftigst du dich gerne?

Fabrice: Traktorsimulator 22. Ich mähe, häcksle, fahre mit Traktor und vielen anderen Sachen. Ich tanze gerne und mache Flips mit Microsooter. Ich bin gerne mit meinem Bruderherz Nicolas in London und Noel in Basel zusammen. Ich mag Star Wars und will bald einen Greenscreenfilm machen.

Zukunft CH: Viele Kinder, die Down-Syndrom haben, dürfen gar nicht erst zur Welt kommen, weil ihre Eltern sie abtreiben. Was denkst du darüber?

Fabrice: Das ist nicht gut.

Zukunft CH: Bruno, wusstet ihr vor der Geburt, dass euer Kind das Down-Syndrom haben wird? Warum habt ihr euch damals für Fabrice entschieden?

Bruno: Wir beten viel gemeinsam und hatten eine innere Eingebung kurz vor der Drei-Monats-Kontrolle. Einen Test haben wir aber von Anfang an ausgeschlossen. Unser Motto lautete: Wir nehmen das Kind sowieso. Ich selber bin ein „unerwünschtes“ Kind. Warum sollte man einem Kind nicht die Chance geben zu leben? Lange Zeit sah es sogar so aus, als ob Fabrice sich ganz normal entwickeln würde. Bei der Geburt wussten wir dann aber sofort: Jetzt wird unser weiteres Leben ganz anders verlaufen als geplant.

Zukunft CH: Auf welche Weise bereichert Fabrice euer Leben als Familie?

Bruno: Er ist sehr begeisterungsfähig und anspruchslos. Er kann mit wenig zufrieden sein. Er kann aber auch sehr stur sein. Manchmal ist er ein richtiges Schlitzohr und ein Witzbold. Wir lachen sehr viel zu Hause.

Zukunft CH: Ihr habt sogar ein Video über Fabrices Leben und euch gemacht. Was hat euch dazu bewegt?

Bruno: Einfach nur aus Dankbarkeit für sein Leben. Und als Ermutigung für andere werdende oder gewordene Eltern. Es gibt genug Liebe für jedes Leben.

Zukunft CH: Bruno, was ratet ihr Eltern, die während der Schwangerschaft die Diagnose Down-Syndrom für ihr Kind erhalten?

Bruno: Setzt euch mit Eltern zusammen, die bereits ein Kind mit Down-Syndrom haben. Verfallt nicht in Panik. Und manchmal geht es ja dann doch ganz anders als befürchtet. Wir müssen nicht alles im Griff haben. Der liebe Gott hat schon einen Plan. Das Leben geht auch nach einer Down-Syndrom-Diagnose weiter. Ein Kind mit Trisomie 21 bringt sicher Herausforderungen mit sich, aber auch Perspektiven. In der Schweiz gibt es viele Möglichkeiten. Und es kann auch anders gehen: Es gibt Eltern, die haben ein kerngesundes Kind und plötzlich erkrankt es schwer, hat einen schweren Unfall, und dann ist auch alles ganz anders.

Vielen Dank für das Gespräch!

Der Verein hope21 hilft: Er vernetzt Familien, die ein „Kind mit Extrachromosom“ haben und unterstützt Frauen und Paare, die gerade diese Diagnose erhalten haben.

Hier sehen Sie Fabrices Traum: