Der Ständerat will keine schweizweiten Programme für Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen. Er hat eine entsprechende Motion der Evangelischen Volkspartei (EVP) abgelehnt, welche der Nationalrat noch mit deutlicher Mehrheit angenommen hatte. Die EVP wird nun laut einer Medienmitteilung zeitnah einen nachfolgenden Vorstoss einreichen: Bundesrat und Kantone sollen evaluieren, ob es schweizweit zusätzliche Angebote und Begleitung für die Neuorientierung von Prostituierten braucht. Der Handlungsbedarf bleibe akut, so die EVP. Die grosse Mehrheit der Betroffenen würde sofort aus der Prostitution aussteigen, wenn sie eine Alternative dazu hätten.
Der Ständerat hat am 29. Mai 2024 die Motion „Wirksame Ausstiegsprogramme zur beruflichen und sozialen Neuorientierung für Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen“ der ehemaligen EVP-Nationalrätin Marianne Streiff abgelehnt. Der Nationalrat hat diese im Herbst 2023 noch mit deutlicher Mehrheit angenommen.
Handlungsbedarf besteht
Die Motion wollte den Bundesrat beauftragen, gesetzliche Grundlagen sowie ein Konzept zu erarbeiten, um Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen, schweizweit bedarfsgerechte Ausstiegsangebote und -begleitung zugänglich zu machen. Ziel war es, den Betroffenen eine berufliche und soziale Neuorientierung zu ermöglichen – im ersten Schritt durch eine tragfähige Alternative, um ihren Lebensunterhalt ausserhalb der Prostitution verdienen zu können.
Sowohl der Bundesrat als auch beide Räte anerkannten, dass Handlungsbedarf besteht. Der Ständerat betonte jedoch die ausschliessliche Zuständigkeit und Souveränität der Kantone im Bereich der Prostitution und lehnte deshalb die Motion vorrangig aus föderalistischen Erwägungen ab, schreibt die EVP.
EVP plant weiteren Vorstoss
„Der Grossteil der Menschen in der Prostitution würden sofort aus dem Sexgewerbe aussteigen, wenn sie eine Alternative dazu hätten. Doch effektive Hilfs- und Begleitungsangebote für eine erfolgreiche berufliche und soziale Neuorientierung sind in den Kantonen nur sehr spärlich vorhanden“, so Marc Jost, Nationalrat EVP, BE.
Die EVP werde deshalb zeitnah einen weiteren Vorstoss einreichen. Bundesrat und Kantone sollen demnach gemeinsam den konkreten zusätzlichen Bedarf evaluieren, der an Angeboten und Begleitung für die Neuorientierung von Prostituierten schweizweit bestehe. Gestützt auf diese Ergebnisse soll der Bericht allfällige notwendige konzeptionelle und gesetzliche Massnahmen aufzeigen.