Die Nachfrage nach Bio-Produkten hat bei Grossverteilern wie Migros und Coop in diesem Frühling stark zugenommen. Bringen Fairtrade- und Bio-Label wirklich etwas oder dienen sie nur der Beruhigung des Gewissens?
Von Stefanie Thoms
Bis heute gibt es leider kein Label, das umfassend und glaubwürdig eine soziale oder ökologische Produktion von A bis Z garantieren kann. Für einfache Produkte wie Milch, Blumen oder Bananen mag ein solches Label noch möglich sein. Doch selbst da deckt jedes Label nur einzelne Produktionsaspekte ab: faire Entlohnung, soziale Herstellungsbedingungen, Ökologie, Tierwohl, Regionalität, CO2-Bilanz, Verpackungsabfall … Ob Sie beispielsweise ein Bio-Produkt aus Übersee oder ein konventionelles Produkt aus der Schweiz als besser einstufen, hängt damit zusammen, ob Ihnen die Ökobilanz des Produktes, die lokalen Produktionsbedingungen oder andere Faktoren wichtiger sind.
Für importierte Güter, die stark verarbeitet werden, funktioniert ein Fairtrade oder Bio-Label aber ungenügend. Es gibt schlichtweg noch keine Kleidung oder keine Fair-Phones, welche entlang der gesamten Lieferkette zu 100 Prozent sozial und ökologisch nachhaltig produziert wurden. Denn deren Lieferketten sind sehr komplex. Selbst beharrliche Bemühungen von Lieferanten für soziale Produktion können irgendwo in der Lieferkette durch Einschüchterungstaktiken oder Korruption vereitelt werden. Trotzdem sind Bemühungen für ethische Werte an vielen Punkten der Wertschöpfungskette ein grosser Schritt in die richtige Richtung.
Die Probleme der globalen Nahrungsmittel- oder Textilindustrie sind aber auch struktureller Natur: Wenige Konzerne dominieren die globalen Wertschöpfungsketten und verfügen über ungleich mehr Mittel als lokale Produzenten oder Lohnarbeiter. Diese Problematik ist eng verbunden mit der Art und Weise, wie die Industrie funktioniert und wie der Handel mit Agrarrohstoffen, Rohstoffen oder die Produktion von Kleidern organisiert wird.
Doch was kann man nun als kleiner Konsument beitragen? Die Organisation „Public Eye“ empfiehlt z.B.:
1. Lokal und saisonal: Lokale, saisonale und wenig verarbeitete Nahrungsmittel wählen. Aus dieser Auswahl kann man die Produkte in Bio-Qualität bevorzugen. Lokales Biofleisch fördert tatsächlich das Tierwohl – und die Lieferkette ist kurz genug, um dies zu garantieren.
2. Import fair und ohne Flugzeug: Bei Import-Produkten wäre darauf achten, dass diese nicht per Flugzeug transportiert wurden, und wo vorhanden, können fair gehandelte Produkte vorgezogen werden.
3. Produkte lange verwenden: Bei Kleidern und anderen Gegenständen ist zu empfehlen, Güter von hoher Qualität zu kaufen, sie lange zu benutzen und zu reparieren, statt sofort zum Neukauf zu greifen.