Mit einem öffentlichen Anlass auf dem Berner Waisenhausplatz proklamierte die Organisation „Sexuelle Gesundheit Schweiz“ SGCH am 2. Juni 2022 20 Jahre Fristenregelung als „Errungenschaft“. Als Referentinnen traten neben SP-Nationalrätin Tamara Funicello auch FMH-Präsidentin Yvonne Gilly sowie Cyrielle Huguenot von Amnesty International Schweiz auf.
Ein Kommentar von Regula Lehmann
Dass die Präsidentin der Ärztevereinigung FMH an einem Anlass auftrat, der das freie Töten ungeborener Kinder in den ersten zwölf Wochen als „Errungenschaft“ feiert, ist bedenklich. Wenn Ärztinnen und Ärzte das Lebensrecht ungeborener Kinder nicht respektieren und schützen, haben diese im Fall eines Schwangerschaftskonfliktes denkbar schlechte Perspektiven. Dass auch Amnesty International als Menschenrechtsorganisation Abtreibung als „Frauenrecht“ propagiert, zeigt, wie einseitig die Debatte um den Schwangerschaftsabbruch in der Schweiz geführt wird. Das Menschenrecht ungeborener Jungen und Mädchen wird mit Füssen getreten, anstelle einer seriösen „Güterabwägung“ werden die „Rechte“ der einen Partei – der schwangeren Frau – zum einzig entscheidenden Faktor hochstilisiert.
Auch eine politische Aktion stand am 2. Juni auf dem Programm: Léonore Porchet, SGCH-Präsidentin und Nationalrätin der Grünen Waadt, reichte im Nationalrat eine parlamentarische Initiative ein. Gefordert wird darin, dass die Abtreibung aus dem Strafgesetzbuch gestrichen und als Frage der Gesundheit behandelt wird. „Wir rufen die Schweiz auf, Abtreibung in erster Linie als eine Frage der Gesundheit zu betrachten. In einer modernen Gesellschaft passt sie nicht mehr ins Strafgesetzbuch“, erklärt Porchet in der Medienmitteilung von SGCH. Wie grotesk dieser Gedanke für alle ist, die unter dem Post Abortion Syndrom nach einer Abtreibung leiden, zeigt auch der Verein „Human International Schweiz“ (HLI) auf, der in seiner Medienmitteilung vom 2. Juni 2022 schreibt: „Vielmehr schafft die vorgeburtliche Kindstötung zahlreiche neue Gesundheitsprobleme wie Depressionen, höheren Suchtmittelkonsum, erhöhte Suizidalität. Dem heutigen Tag angebracht wäre die Beantwortung von Fragen zur Abtreibungsprävention und eine Schweigeminute zum Gedenken all der Opfer der Fristen ‚lösung’“.
Dass Sexuelle Gesundheit Schweiz neben stark sexualisierender Sexualaufklärung auch das Geschäft mit der Abtreibung fördert, verwundert nicht: Die mit dem BAG verpartnerte Organisation SGCH ist akkreditiertes Mitglied der „International Planned Parenthood Federation“, einer Vereinigung die weltweit agiert und zu den ganz grossen Profiteuren des Abtreibungsgeschäfts gehört.
Während die einen auf dem Berner Waisenhausplatz das Fristenregelungsjubiläum feierten, setzte eine kleine Gruppe von Lebensschützern einen stillen Gegenakzent: Männer und Frauen aus dem Kreis des „Marsch fürs Läbe“ und „Jugend für das Leben Schweiz“ trauerten um die Kinder, deren grundlegendstes Menschenrecht, das Recht auf Leben, nach dem Willen von SGCH nicht mehr durch das Schweizer Strafgesetz geschützt werden soll. Und auch HLI rief zu einer Schweigeminute auf zum Gedenken an die 200’000 Opfer der Fristenregelung „und all diejenigen, welche genötigt werden, bei Abtreibungen mitzutun“.