Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat wieder einmal Stärke gezeigt. Beim G7-Gipfel am vergangenen Wochenende, bei dem Italien Gastgeber war, verhinderte Meloni, dass in der Abschlusserklärung von einem „Recht auf Abtreibung“ die Rede ist. Staats- und Regierungschefs wie der französische Präsident Emmanuel Macron reagieren mit Unverständnis, ja, enttäuscht. Doch wäre ein „Bekenntnis“ der G7-Staaten zu solch einem „Recht“ überhaupt wünschenswert?

Ein Kommentar von Ursula Baumgartner

Man kann es allmählich nicht mehr hören. Gebetsmühlenartig wiederholen Medien und Abtreibungsaktivisten, Abtreibung sei ein „Recht“ von Frauen und Teil ihrer „Gesundheitsfürsorge“. Es scheint daher notwendig, wieder einmal darauf hinzuweisen, um was es bei Abtreibung eigentlich geht. Abtreibung ist die absichtliche Tötung eines Kindes vor der Geburt, sei es durch Medikamente oder durch einen chirurgischen Eingriff. Dem Kind wird also entweder die Nahrungsgrundlage entzogen oder es wird durch Instrumente zerrissen und abgesaugt.

Der Mutter drohen bei der medikamentösen Methode starke Blutungen, die mit Krämpfen, Übelkeit und Erbrechen einhergehen und Kreislaufprobleme verursachen können. Die chirurgische Methode beinhaltet Verletzungsgefahren im Unterleib. Blutungen, Infektionen und Fruchtbarkeitsstörungen können die Folge sein. Beide Methoden sind ein massiver Eingriff in den Körper der Frau und häufig auch in ihre Psyche. Viele Frauen leiden nach einer Abtreibung unter Schuldgefühlen, Traurigkeit und einer inneren Leere. Abtreibung betrifft also nicht nur die schwangere Frau. Abtreibung endet, kurz gesagt, mit dem Tod eines Kindes und der potentiellen körperlichen und/oder psychischen Verletzung einer Frau.

„Gleichstellung“ der Geschlechter?

Es ist somit völlig unverständlich, wie die Vertreter der G7-Staaten in Japan 2023 im Zusammenhang mit Abtreibung von „Geschlechtergerechtigkeit“ sprechen konnten. Der französische Präsident Emmanuel Macron bemühte sogar die „Gleichstellung von Frauen und Männern“. Zugegeben, Männer tun sich schwer damit, schwanger zu werden. Oder um es noch deutlicher und ohne Ironie zu sagen: Männer können nicht schwanger werden, Männer können keine Kinder zur Welt bringen.

Männer und Frauen sind nicht identisch, sind nicht austauschbar, so sehr sich die heutige Gesellschaft auch anstrengt, das zu leugnen. Doch eine „Gleichstellung“ der Geschlechter darf nicht dadurch erzwungen werden, dass man Frauen ein „Recht“ darauf einräumt, ihre Kinder vorgeburtlich zu töten. Denn abgesehen von allen anderen moralischen Einwänden nimmt man damit unzähligen winzig kleinen Frauen jegliches Recht, angefangen mit dem Recht auf Leben.

Ein Blick auf die Demografie

Um eine Bevölkerung auf dem derzeitigen Niveau zu halten, ist eine Geburtenrate von mindestens 2,1 pro Frau notwendig. Die Geburtenraten aller G7-Staaten liegen darunter: Deutschland (1,58), Frankreich (1,83), Grossbritannien (1,56), Italien (1,25), Japan (1,30), Kanada (1,43), USA (1,66). Demografische Probleme in allen gesellschaftlichen Bereichen – Bildung, Wirtschaft, Pflege – zeichnen sich bereits ab. Fachkräftemangel wird flächendeckend beklagt. Der Generationenvertrag bricht in sich zusammen.

Eine Kehrtwende in der Familienpolitik ist daher dringend notwendig – dahingehend, dass die Leistung von Müttern und Vätern endlich gesellschaftlich anerkannt wird und dass Kinderreichtum kein Armutsrisiko mehr darstellt. Frauen müssen eine echte Wahlfreiheit haben, ob und in welchem Umfang sie nach der Geburt eines oder mehrerer Kinder wieder in den Beruf einsteigen wollen, ohne massive Einbussen im Alter befürchten zu müssen. Das wäre echte Geschlechtergerechtigkeit. Wollen die G7-Staaten einer guten Zukunft entgegensehen, wäre also dringend ein Bekenntnis zum Leben notwendig statt ein Bekenntnis zur Tötung.

Giorgia Meloni hat das Ihrige dazu getan. Sie hat dafür gesorgt, dass in der G7-Abschlusserklärung 2024 nicht vom „Recht auf Abtreibung“ die Rede ist, sondern lediglich vom „Recht auf angemessene Gesundheitsdienste“, die auch „sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte“ beinhalten. Nachdem unter dieser schwammigen Floskel ohnehin häufig genug Abtreibung verstanden wird, ist mit dieser Formulierung noch kein grosser Sieg für ungeborene Kinder errungen. Die empörten Reaktionen von Abtreibungsaktivisten zeugen allerdings deutlich davon, dass es notwendig war, wenigstens diesen Riegel vorzuschieben.

Daher im Namen aller Kinder, die dadurch vielleicht vor einer Abtreibung gerettet werden: Grazie, Signora Meloni!