Im Kantonsspital Winterthur (KSW) fand kürzlich eine heftige Debatte über den Gender-Doppelpunkt statt. Mehrere Ärzte, die mit dem KWS zusammenarbeiten, wehrten sich gegen die „Sprachverordnung“ im neuen Leitfaden des Spitals. Wie Medinside berichtet, zog das KSW die gendergerechte Sprachempfehlung nun zurück.
Der Zeitgeist macht vor Spitälern nicht Halt. Im neusten Leitfaden „Die KSWler:innen gendern“ hiessen die Patienten im Kantonsspital Winterthur (KSW) im Singular „ein:e Patient:in“ und im Plural „die Patient:innen“. Einer Gruppe von Ärzten ging das Gendern im KSW jedoch zu weit, sieben Mediziner intervenierten bei der Spitalführung. Dies zum einen, weil es sich beim von oben verordneten Neusprech nicht um korrektes Deutsch handelte. Und zum anderen, weil diese Schreibweise von staatlicher Seite weder verwendet noch empfohlen wird, wie es im Schreiben der protestierenden Ärzte heisst.
Bevormundung statt Gleichstellung
„Wir haben nichts gegen eine natürliche Sprachentwicklung einzuwenden“, erklären die Mediziner, doch was hier abgehe, sei der Versuch, „in einem Abhängigkeitsverhältnis stehenden Angestellten einen aktivistischen ‚Newspeakʻ zu oktroyieren.“
Das Spital hat die interne Sprachregelung nach einer „kritischen Selbstreflexion“ wieder zurückgezogen. Als Grund dafür nennt der Sprecher des KWS unter anderem den „Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren“ des Bundes. Da der Kanton sich an diesen orientiere, übernehme das KWS diesen nun ebenfalls. Der Leitfaden des Bundes akzeptiert als Sonderzeichen nur den Schrägstrich, nicht aber den Genderstern oder den Doppelpunkt, den das KSW vorgegeben hatte.
Vorstoss im Kantonsrat geplant
Ganz ohne Druck von aussen erfolgte die Umkehr wohl nicht. Die Zürcher FDP hatte eine Anfrage im Kantonsparlament geplant und Kantonsrätin Linda Camenisch war deswegen bei Spitaldirektor Hansjörg Lehmann vorstellig geworden. Die FDP will keine eigenen Sprachregelungen, weil diese der Sprachfreiheit widersprechen und zu immer mehr Bürokratie und Regulierungen führen. In der offiziellen Kommunikation setzt das KSW anstelle des Doppelpunktes ab sofort auf geschlechtsneutrale Wörter wie „Doktorierende“, „Fachperson“ und „Belegschaft“. Doppelpunkt und der Genderstern sollen jedoch trotz Bundesleitfaden toleriert werden, weil sich das Personal teilweise bereits daran gewöhnt habe.
Mehr zum Thema im Artikel „Bundesrat will keine Gender-Sprache“.