Immer wieder wird über Fälle berichtet, bei denen Autoren, Studenten, Mitarbeiter von Behörden oder Journalisten zum Sprachgendern genötigt werden. Als Grundlage dient meistens eine Richtlinie für „geschlechtergerechte Sprache“. Fragt man genauer nach, gibt es nur sehr wenige Betroffene, die es wagen, solche Fälle öffentlich zu machen. Zu gross sind die Abhängigkeiten. Auf der anderen Seite heisst es seitens der Arbeitgeber, der Medienanstalten oder der Universitäten: „Ein Zwang zum Gendern findet nicht statt“.
Der Wissenschaftsjournalist Tim Schröder gibt in der „Welt“ einen Einblick in Gender-Vorgaben an Universitäten und Forschungseinrichtungen. So berichtet er, wie seine seit 15 Jahren bestehende „freundschaftliche“ Zusammenarbeit mit einem norddeutschen Meeresforschungsinstitut zu Ende ging, weil Schröder sich weigerte, seine Texte künftig mit Gender-Doppelpunkt zu schreiben. „Mit der Toleranz ist es ganz schnell vorbei, wenn ich darauf bestehe, das generische Maskulinum aus Gründen der Sprachlogik und des Sprachgefühls wie gewohnt weiterzuverwenden“, schreibt Schröder.
So wurde er bei einem Forschungsbericht für einen Industrieverband aufgefordert, mehr als 100 Doppelformen bei Personenbezeichnungen einzufügen. „Eine solche Anweisung lässt einen ratlos zurück“, so Schröder, weil bei der Beidnennung „fast immer klappernde Silbenschleppzüge“ herauskommen.