Obwohl viele europäische Länder eine medizinische Geschlechtsumwandlung bei Minderjährigen ablehnen, geht die Schweiz weiterhin unbeirrt diesen Weg. Dabei sind die Signale aus anderen europäischen Ländern und von sogenannten „Detransitioners“ nicht mehr zu überhören.

Von Ralph Studer

In der Schweiz wird immer noch der transaffirmative Ansatz bei der Behandlung von Kinder und Jugendlichen, die sich in ihrem biologischen Geschlecht sehr unwohl fühlen (medizinisch „Geschlechtsdysphorie“), angewendet. Damit ist gemeint, dass das von Kindern und Jugendlichen gewünschte Geschlecht immer therapeutisch, medikamentös und später auch operativ eingeleitet werden soll.

Kritisch fragen: nicht erlaubt

Bei diesem Ansatz darf die Identifizierung des Kindes mit dem anderen Geschlecht nicht mehr angezweifelt werden. Namhafte Kinder- und Jugendpsychiater wie Dr. Alexander Korte kritisieren diese Vorgehensweise.

Korte zeigt auf, dass 95 Prozent der betroffenen Kinder nach einer Behandlung mit Pubertätsblockern auf ein unumkehrbares Gleis gesetzt werden. Daran anschliessend folge nämlich die Behandlung mit gegengeschlechtlichen Hormonen und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch körperverändernde Operationen. Dies werde nach wie vor praktiziert, obwohl bereits frühere Studien klar belegten, dass sich die Mehrheit der Jugendlichen nach der Pubertät mit ihrem biologischen Geschlecht aussöhnten und damit einen gesunden, funktionierenden Körper behielten, so der Kinder- und Jugendpsychiater.

Fatale Folgen für die Gesundheit der Betroffenen

Gravierend sind die Auswirkungen dieser medikamentösen Behandlungen bei Jugendlichen. „Eine pubertätsunterdrückende und anschliessende Behandlung mit gegengeschlechtlichen Hormonen“, gibt Korte zu bedenken, „machen zu 100 Prozent unfruchtbar. Von langfristigen Beeinträchtigungen der Knochengesundheit, der sexuellen Erlebnisfähigkeit und der Hirnentwicklung gar nicht zu reden.“

Erhöhtes Suizidrisiko?

Scharf ins Gericht geht der Kinder- und Jugendpsychiater mit der Behauptung, dass Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie häufig suizidal seien. „Es gibt keinerlei Belege dafür“, so Korte, „dass eine frühzeitige Weichenstellung mit Pubertätsblockade und Hormonbehandlung das Suizidrisiko senkt.“ Er verweist dabei auch auf neuere Untersuchungen aus Finnland, die Entscheidendes belegen: Nicht das Unwohlsein im eigenen Körper steht im Vordergrund. Vielmehr ist die Suizidalität bedingt durch typische Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Autismus.

Mögliche Gründe

In den allermeisten Fällen handle es bei den Betroffenen um ein „schmerzhaftes Entfremdungserleben des gesunden, sich jedoch in der Pubertät verändernden Körpers“, so Korte. Er spricht von einer „Art Scheitern an den Klippen der Pubertät“,

Die Gründe hierfür können vielschichtig sein: Abwehr von Geschlechterrolle und Sexualität oder Altersrollenkonflikte. Fehlende gleichgeschlechtliche Vorbilder (Vater, Mutter), schwierige Erfahrungen in der „Peer-Group“ oder sexueller Missbrauch können eine solche Entwicklung begünstigen. Dies kann dazu führen, dass sich Jugendliche schwertun, in eine neue Rolle hineinzuwachsen. Erschwerend dazu kommen die in den sozialen Medien und von Influencern propagierten Klischees und Stereotype, die ansteckend wirken.

Nicht zu unterschätzen sind auch die an staatlichen Schulen eingesetzten sogenannten Aufklärungsbroschüren, die Jugendliche in ihrer geschlechtlichen Identität verunsichern. Beispielhaft hierfür ist die Broschüre „Hey You“ von Sexuelle Gesundheit Schweiz, die ganz selbstverständlich die Frage an die Jugendlichen richtet, wenn sie sich im eigenen Geschlecht unwohl fühlen: „Könntest du ‚trans‘ sein?“

„Ein Wegschauen von den eigentlichen Ursachen“

Erhellend in diesem Zusammenhang sind die Aussagen von Sophie Griebel, die selbst einige Jahre als Mann lebte und heute sagt: „Man sucht Lösungen im Ändern der geschlechtlichen Identität. Aber all die Belastungsstörungen werden dadurch marginalisiert, weil sie nicht behandelt werden und mit einer hormonellen oder operativen Behandlung ‚kompensiert‘ werden. (…) Zu denken, dass darin die Lösung bei Transgender-Problemen besteht, ist ein Wegschauen von den eigentlichen Ursachen.“ Um diese zu klären, hilft es, sich aktiv mit dem Kind hinzusetzen, die Gefühle zu hinterfragen und so an den Kern der Thematik zu gelangen. „Sehr häufig“, so Griebel, „ist die Ursache in den familiären Beziehungen zu finden.“

Auch andere bekannte „Detransitioners“ sagen klar, dass eine Geschlechtsumwandlung den inneren Seelenschmerz nicht heilt. Die Geschlechtsanpassung sei eine Flucht gewesen, weil er sich als Christian nie gut genug gefühlt habe, sagt Christian Brönimann, der nun nach jahrelangem Leben als „Transfrau“ Nadia wieder in seinem eigentlichen Geschlecht als Mann lebt. „Ich möchte wieder Ja sagen zu Christian“, gibt Brönimann unumwunden zu, „den ich jahrelang verdrängt und weggeschoben habe. Ich trauere darum, was ich ihm und seinem gesunden Körper angetan habe.“ Heute sei ihm klar, dass das Innere nicht mit dem Äusseren geändert werden könne. Und auch Keira Bell benennt, was sie in ihrer damaligen Geschlechtsverunsicherung als Jugendliche gebraucht hätte: psychologische Betreuung.

Deutschland und Schweiz gehen einen „trotzigen Sonderweg“

In der Schweiz werden Kinder und Jugendliche mit der Diagnose Geschlechtsdysphorie weiterhin mit Pubertätsblockern, gegengeschlechtlichen Hormonen und sogar medizinischen Eingriffen behandelt, was in letzter Konsequenz irreversible Schäden zur Folge hat. Dabei zeigt die internationale Entwicklung in eine ganz andere Richtung.

Hier sei an den bekannt gewordenen Fall der Tavistock-Klinik in London erinnert. Ärzte und Mitarbeiter des britischen Spitals berichteten darin über die Verschreibung von Pubertätsblockern an Teenager ohne fundierte Abklärung und gesicherte Studien. Auch der grosse unabhängige Untersuchungsbericht der Kinderärztin Hilary Cass kritisierte diese Praxis erheblich. Mittlerweile wurde diese Klinik von den Gesundheitsbehörden geschlossen.

Neben Grossbritannien haben viele europäische Länder wie Finnland, Schweden, Dänemark und Frankreich im Laufe der Zeit ihre Behandlungsmethoden geändert und setzen nun in erster Linie auf Psychotherapie und verzichten gänzlich auf die Verschreibung von medizinischen Eingriffen. „Inzwischen“, so Korte, „stehen Deutschland und Schweiz auf ihrem trotzigen Sonderweg in Sachen Pubertätsblockade international hoffnungslos isoliert da.“

Um Kinder und Jugendliche vor fehlerhaften Trans-Diagnosen und deren irreversiblen Folgen zu schützen, hat Zukunft CH das sechsseitige Infobulletin „Im Fokus ‚Trans‘-Kind“ erstellt. Es kann über das Bestellformular bezogen werden. (Bestellungen aus dem Ausland nur bei Übernahme des Portos)