Der Fall der ehemaligen finnischen Innenministerin Päivi Räsänen hat in der Vergangenheit hohe Wellen geschlagen. Nun äusserte sich Räsänen sehr persönlich zu ihren Erfahrungen während dieses langwierigen Gerichtsverfahrens. Aussagen, die beeindrucken und aufhorchen lassen.  

Von Ralph Studer

Päivi Räsänen ist seit über 25 Jahren Parlamentsabgeordnete in Finnland. Sie war Innenministerin und Vorsitzende der finnischen Christdemokraten. 2019 hinterfragte sie in einem Tweet das offizielle Sponsoring der finnisch-lutherischen Kirche für die LGBTQ-Veranstaltung „Pride 2019“. Ihrem Tweet hängte sie auch ein Bild mit Bibelversen aus Kapitel 1 des Römerbriefs des Apostels Paulus an. Dafür wurde sie wegen „Hassrede“ angezeigt und von der Generalstaatsanwältin angeklagt.

Trotz zweifachem Freispruch geht das Verfahren weiter

Bereits fünf Jahre dauert nun dieser Rechtsstreit und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Das Verfahren umfasste lange polizeiliche Verhöre und Verhandlungen vor Bezirksgericht und Berufungsgericht. In beiden Instanzen sprachen die Richter Räsänen vom Vorwurf der „Hassrede“ frei. Die Staatsanwältin zog das letzte Urteil erneut weiter und argumentierte, die von Räsänen verwendeten biblischen Ansichten über die Sünde seien „Hassrede“ und eine kriminelle Beleidung einer Minderheit.

Aktuell ist der Fall vor dem obersten finnischen Gerichtshof hängig, bei welchem Räsänen von der Menschenrechtsorganisation „ADF International“ rechtlich vertreten wird. Die Politikerin zeigte sich in diesem gesamten Verfahren stets kämpferisch und will den Fall – falls nötig – bis an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg weiterziehen.

Sich dem Kampf stellen

Unlängst sprach Räsänen sehr persönlich über ihre Erfahrungen in diesem Verfahren. Sie habe von Anfang an das tiefe Gefühl gehabt, dass der gesamte Prozess in Gottes Hand liege und einen Sinn habe. Diesen Kampf habe sie als ihre Berufung betrachtet. Und sie werde „sich nicht dafür entschuldigen, was der Apostel Paulus gesagt“ habe.

Doch lassen wir die ehemalige finnische Ministerin selbst direkt zu Wort kommen. Ihre Aussagen berühren und zeigen eine reife Frau, die den Einsatz nicht scheut, sondern sich dieser Herausforderung voll und ganz stellt:

„Die grösste Überraschung während dieses Gerichtsverfahrens war jedoch, wie viel Freude und Möglichkeiten sich dadurch eröffnet haben. Ich habe viel mehr gewonnen als verloren. (…) Ich bin gesegnet durch die unerschütterliche Unterstützung meiner Liebsten. Mein lieber Mann Niilo ist Pastor und Doktor der Theologie; wir haben fünf Kinder mit ihren Familien und 12 reizende Enkelkinder. Sie alle haben mir zur Seite gestanden, mich ermutigt, stark zu bleiben, und für mich gebetet. Es ist bemerkenswert, wie Gott dieses Gerichtsverfahren genutzt hat. Während dieser Tortur habe ich ganz konkret die Macht des Gebets für Finnland und mich gespürt. Dieser Fall hat mir wunderbare Möglichkeiten eröffnet, den Menschen zu sagen, dass die Lösung für das Problem der Sünde in der Bibel liegt.“

Sie bezeichnete es als „aussergewöhnliche Chance (…), in Gerichtssälen und durch Live-Übertragungen und Pressekonferenzen direkt vor finnischen Familien von Jesus zu zeugen.“ Ein 22-jähriger Mann „mit einem LGBTQ-Hintergrund“ sei durch eines ihrer Radiointerviews zum Christentum gekommen. In „Tausenden von Nachrichten“ aus der ganzen Welt hätten Menschen ihr mitgeteilt, „wie Gott sie durch diesen Fall ermutigt hat, zu beten und seinem Wort zu vertrauen“. So sei sie „all den Brüdern und Schwestern in Christus“ für die Unterstützung sehr dankbar.