Algerische Pfarrer sind besorgt: In ihrem Land wurden in diesem Jahr bereits zehn protestantische Kirchen geschlossen. Die meisten in der Kabylei-Region im Norden des Landes.
Gegenüber Zukunft CH erklärt der Präsident der Protestantischen Kirchen Algeriens (Eglise protestante d’Algerie EPA) Pastor Salaheddine Chalah: „Seit Juli 2018 wurden zwölf unserer Kirchen geschlossen“. Seine Gemeinde in Tizi-Ouzou, welche mit mehreren hunderten Mitgliedern die grösste im Land ist, ist ebenfalls betroffen. „Es kann nicht sein, dass Muslime in Europa in aller Freiheit ihre Moscheen bauen dürfen und wir hier nicht mal unsere Gottesdienste feiern dürfen“, so Chalah. Der algerische Pastor appelliert an alle Schweizer, sich für die Christen in Algerien einzusetzen, für sie zu beten und alles zu tun, um Politiker und Kirchenverantwortliche über die jetzige Verfolgung der Christen in Algerien zu informieren.
In Algerien ist der Islam Staatsreligion. 98 Prozent der rund 40 Millionen Einwohner sind Muslime, etwa 60’000 sind Christen. Zukunft CH hat den Pastor zu der aktuellen Situation der Christen in Algerien interviewt.
Zukunft CH: Wann wurde der Verbund „Protestantischen Kirchen Algeriens EPA“ gegründet?
Chalah: Die EPA ist eine seit 1974 offiziell anerkannte algerische nationale Vereinigung. Derzeit sind 46 Ortsgemeinden der EPA angeschlossen.
Wie viele Christen leben aktuell in Algerien?:
Die Zahl der Gläubigen ist schwer zu beziffern, denn es gibt viele Christen, die aus Sicherheitsgründen ihren Glauben im Verborgenen leben. Es gibt jedoch Menschen, die die Zahl der Christen auf 35’000 bis 50’000 schätzen.
Was können Sie uns über die aktuellen Verfolgungen der Christen in Algerien sagen?
Die Verfolgung hat seit der Verkündung der Verordnung vom 6. März 2006 begonnen. In den letzten zwei Jahren hat die Verfolgung deutlich zugenommen. Inzwischen gibt es 13 geschlossene Kirchen und etwa 4’000 Christen, die keinen Ort mehr haben, um sich zum Gottesdienst zu versammeln.
Sind Sie persönlich ebenfalls betroffen?
Seit 1996 bin ich Pastor der Full Gospel Church in der Stadt Tizi-Ouzou. Meine Kirche wurde am 15. Oktober 2019 von den Behörden geschlossen.
Warum diese Störungen und Vorgehensweise der Behörden gegen die Kirchen?
Christen trafen sich zuvor in völliger Freiheit, da wir unsere Gottesdienste in Übereinstimmung mit dem Gesetz ausüben. Das Problem kommt von den Behörden, die nicht akzeptieren, dass Algerier zum Christentum konvertieren und es somit Kirchen gibt, die aus Gläubigen mit muslimischem Hintergrund bestehen. In der Gesellschaft hingegen werden Christen akzeptiert, vor allem in der Region Kabylei.
Was möchten Sie den Schweizern bezüglich der aktuellen Lage in Algerien mitteilen?
Ich bitte alle Christen in der Schweiz, für diese schwierige Situation der algerischen Kirche zu beten und die Schweizer Behörden über diese Situation zu informieren, um die algerischen Behörden aufzufordern, betreffend dieser Situation Rechenschaft abzulegen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das nachfolgende Video zeigt die Räumung einer christlichen Kirche in Tizi-Ouzou durch die algerische Polizei (zum Abspielen auf das Bild klicken):
لحظات إغلاق كنيسة تيزي وزو بإستخدام القوة والعنف على المسيحيين من طرف الشرطة
Gepostet von Amazigh Algérien chrétien am Dienstag, 15. Oktober 2019