Nach den Sommerferien startet in Romanshorn erstmals der islamische Religionsunterricht für muslimische Kinder ab der vierten bis zur sechsten Klasse in ein bis zwei Schulhäusern. Dabei handelt es sich um ein dreijähriges Pilotprojekt. Ein Projekt, das Fragen aufwirft.
Von M. Hikmat
Initianten der Idee sind der Interreligiöse Arbeitskreis des Kantons Thurgau um Präsident Matthias Loretan und die Fachstelle Gesellschaft der Stadt Romanshorn. Zudem beteiligen sich die Primarschulbehörde, die Moscheegemeinschaften im Oberthurgau und die christlichen Kirchgemeinden vor Ort am Projekt. Zu diesem Zweck wurde der „Verein Islamischer Unterricht in Romanshorn“ am 11. März 2022 gegründet. Dieser ist für die Durchführung und Finanzierung zuständig.
Pro Jahr fallen rund 6000 Franken Personal- und Lehrmittelkosten an. Diese übernehmen je zu einem Drittel die Eltern und die zwei beteiligten Moscheegemeinschaften im Oberthurgau. Den Rest soll das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement beisteuern im Rahmen der Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus. Laut der Projektbeschreibung „Islamischer Religionsunterricht Primarschule Romanshorn“ werden im Unterricht zentrale Inhalte des islamischen Glaubens vermittelt. Bereits im Sommer vor zwölf Jahren startete der Religionsunterricht für muslimische Schulkinder in Kreuzlingen. Im Schuljahr 2021/2022 besuchten den Unterricht in den öffentlichen Schulen in Kreuzlingen insgesamt 94 Schülerinnen und Schüler.
Was ist mit den Lehrmitteln?
Ein Blick in die Projektbeschreibung zeigt die Stossrichtung des Unterrichts. So bleibt beispielsweise die Förderung der Selbstkritik im Unterricht komplett ausser Acht. Denn der Lehrplan für den Islamunterricht an der bayrischen Grundschule sowie an der bayrischen Hauptschule wird angeblich als Referenzlehrplan für den Islamunterricht in Romanshorn übernommen und den Gegebenheiten angepasst. Für die Klassen 5 bis 6 wird das folgende Lehrmittel verwendet: Saphir 5/6 (Leseprobe). Alle Lehrpläne für den Islamunterricht aus Deutschland sind jedoch rückständig und nicht die Realität abbildend, weil sie sich nicht mit den problematischen Stellen über Gewalt, Frauenbild und Antisemitismus im Koran und in der Sunna, den Grundlagentexten des Islam, auseinandersetzen. Verse, welche Männer als über den Frauen stehend proklamieren mit zahlreichen Folgen im Alltag, die Polygamie und Kinderehe legitimieren oder das Schlagen von Frauen, werden dabei ignoriert oder relativiert.
Was ist mit den Lehrpersonen?
Alle in Frage kommenden Lehrpersonen für den islamischen Unterricht in Romanshorn bzw. im Bezirk Arbon haben gemäss Projektbeschreibung eine konservative Imam-Ausbildung im Ausland absolviert. In der Türkei haben Yusuf Gürgün (Imam der Moschee Egnach), Midjit Osmani (Imam seit an der Moschee in Salmsach), Muhammed Karasoy (Imam bei der Bürglen Fatih Moschee) und Sümeyra Karasoy (Religionsbeauftragte für die türkischen Moscheen im Thurgau) ihre Imam Ausbildung absolviert. In Nord Mazedonien hat Nesibe Kamberi seine Ausbildung gemacht. Damit zeigt sich der Einfluss des islamischen Religionsunterrichts aus dem Ausland auf die junge Generation muslimischer Schüler in der Schweiz.
Extremismus-Prävention durch Islamunterricht?
Schweizer Islam-Vertreter und manche Politiker fordern einen Islamunterricht an Volksschulen, weil sie damit Radikalisierungen vorbeugen wollen. Die Erfahrungen aus den Nachbarländern zeigen jedoch, dass der Islamunterricht zur Bildung von Parallelgesellschaften beiträgt und die Integration von jungen Muslimen erschwert. Dennoch werden enorme Summen dafür ausgegeben: In Deutschland z.B. bieten derzeit Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland islamischen Religionsunterricht an. Die jährlichen Kosten dafür bezifferte der Städtebund auf 2,7 Milliarden Euro …
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