Seit den Ereignissen vom 7. Oktober 2023 zeigt sich offener Antisemitismus nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in vielen europäischen Ländern. In der Schweiz gingen Tausende auf die Strasse, um für ein „freies Palästina“ zu demonstrieren. Dabei wurden antisemitische Parolen wie „From the river to the sea“ unverfroren verbreitet und skandiert. Die Gräueltaten der Hamas wurden jedoch nicht nur von muslimischen, sondern auch von gewissen linken oder kommunistischen Kreisen relativiert. Zukunft CH hat darüber mit dem deutschen Pädagogen, Israelkenner und Buchautor Daniel Leon gesprochen.
Zukunft CH: Herr Leon, erstaunt es Sie, dass es auch in linken Kreisen Antisemitismus gibt?
Leon: Nein, absolut nicht. Es gibt eine verhängnisvolle Wechselwirkung zwischen muslimischem und linksorientiertem Judenhass. Viele arabische Nationen (ich spreche hier insbesondere von Syrien, Irak, Iran, Libanon), die allesamt militärisch unterlegen waren, versuchen nun, ihren Kampf zur Eliminierung Israels auf diplomatischem/moralischem Gebiet auszufechten und sich regelmässig als Opfer Israels zu stilisieren. Diese Ziele können z.B. explizit in der gültigen Charta der Hamas nachgelesen werden. Zum Zweck der Eliminierung Israels wurde diese Organisation gegründet, das ist auch ihre grundlegende Strategie.
Fakt ist jedoch: Während aller Kriege, die Israel führen musste, wurde es selbst angegriffen, oft von bedeutend stärkeren Armeen, und hat zum Erstaunen der Welt gesiegt. Tragischerweise finden die Hamas und ihre Verbündeten breites Verständnis von Aktivisten/Akteuren/Politikern aus dem linken Spektrum, die sich ja grundlegend gemäss ihrer politischen Anschauung mit den „angeblich“ Unterdrückten solidarisieren. Deswegen hören wir Free-Palestine-Rufe von Greta Thunberg, wir sehen grosses Verständnis an linken Unis für die Gräuel der Hamas, weil es ja angeblich ein „gerechter Kampf“ gegen einen Unterdrücker, gegen ein Apartheidregime ist. Und dann sind wir schnell bei der Behauptung dieser linken Ideologen, Israelis seien die neuen Nazis. Täter-Opfer-Umkehr in perfider Weise. Früher war es das pathologische Verständnis der linken Community und der ´68er-Bewegung mit einem Mao Zedong, einem der grössten politischen Massenmörder der Geschichte. Natürlich ist dabei Propaganda ein wesentliches Element, denn Lüge generiert Hass, das war schon immer so. Das, was ich glaube, was ich für wahr halte, bestimmt darüber, wen ich liebe oder hasse. Und da sind wir schon bei der nächsten Frage.
Zukunft CH: Sie schreiben, Palästina sei eine Erfindung und es gäbe einige Mythen, die die Araber über Israel erzählen. Wie begründen Sie dies?
Leon: Es gibt drei grundlegende historische Unwahrheiten, welche die arabische Communitiy ihren eigenen Bevölkerungen, aber auch der Weltöffentlichkeit, vermitteln möchte. Daran glauben sie fest, das geben sie von Generation zu Generation weiter, damit werden ihre Kinder indoktriniert. Weil das ihren Hass auf Israel vor den Augen der Welt legitimieren soll, denn nach diesen Narrativen sind sie ja gerechtfertigte Freiheitskämpfer. Die drei nachfolgenden Behauptungen werden also kaum je hinterfragt.
- Israel sei eine Besatzungsmacht.
- Israel sei in blühende Landschaften gekommen und hätte arabisches Land gestohlen.
- Nakba – Israel hätte die Araber 1948/49 aus ihrer Heimat vertrieben.
Das Folgende kann ich hier nur sehr kurz streifen, es ist aber ausführlich mit reichlich Quellmaterial in meinem Buch und natürlich auch in anderen Geschichtswerken nachzulesen und nachzuprüfen.
Zu 1.) In allen Kriegen seit Staatsgründung wurde Israel überfallen. Sehr zum Erstaunen der Welt konnte sich dieses winzige Land in allen Kriegen behaupten. In diesen Verteidigungskriegen haben bzw. mussten sie Land erobern. Nach dem Kriegsvölkerrecht ist dies legitim. 1947 z.B. hätten die Araber alles Land, dass jetzt „umstritten“ ist, gemäss dem UN-Teilungsplan zu ihrem Staatsgebiet machen können. Die Juden haben diesen UN-Teilungsplan akzeptiert und auf ihrem Gebiet Israel ausgerufen. Die Araber nicht – stattdessen griffen sie Israel mit fünf regulären Armeen an. Um einen Vergleich zu ziehen: Als Deutsche bezeichnen wir Polen heute auch nicht als „Besatzungsmacht“ Pommerns und Schlesiens, nur weil wir diese Gebiete nach dem zweiten Weltkrieg, in dem wir die Aggressoren waren, rechtmässig verloren haben. So ungefähr ist die Situation und Israel wird zu Unrecht einer Besatzung beschuldigt. An diese Stelle gehört der Zusatz, dass der Gazastreifen, den Israel von 1967 bis 2004 verwaltete (auch er wurde in einem legalen Verteidigungskrieg, dem Sechs-Tage-Krieg „erobert“), im Jahr 2005 ohne jede Gegenleistung und in Hoffnung auf Frieden an die Bewohner übergeben wurde. Frieden kam nie – doch jahrzehntelanger, unsäglicher Terror.
Zu 2.) Der Landstrich „Palästina“, also die südliche Levante, das heutige Israel, gehörte bis 1917 fünfhundert Jahre lang zum türkischen, Osmanischen Reich. Nachdem dieses im Ersten Weltkrieg zerschlagen wurde, wurde das britische Empire als Siegermacht höchst offiziell vom Völkerbund, dem Vorläufer der UN, beauftragt, im sogenannten „Völkerbundsmandat für Palästina“, das Land als „eine nationale Heimstätte für die Juden“ vorzubereiten. Das stand so wörtlich im Mandatsauftrag. Während der ersten jüdischen Einwanderungswelle um 1880 kamen die Juden also in ein völlig verarmtes und vernachlässigtes Niemandsland (die Osmanen hatten es komplett heruntergewirtschaftet). In diesem Landstrich lebten etwa 150‘000 Fellachen, meist arabische Landarbeiter der osmanischen Grossgrundbesitzer, die mit dem sumpfigen, malariaverseuchten Land nichts zu tun haben wollten und im Ausland lebten. Die Juden KAUFTEN den Grossgrundbesitzern Quadratkilometer um Quadratkilometer des Landes ab. Es war also auch privatrechtlich ihr Eigentum.
Zu 3.) 1948 gab es viele dokumentierte Aufrufe der arabischen Machthaber an die arabische Bevölkerung im soeben gegründeten Israel, aus dem unmittelbaren Kriegsgebiet zu fliehen. Die siegreichen, arabischen Armeen würden „die Juden ins Meer treiben“, danach könnten sie wieder zurückkommen. Zu ihrem Bedauern siegte Israel in diesem Unabhängigkeitskrieg und eroberte dabei grosse Gebiete. Die arabische Bevölkerung wurde also nicht systematisch von den Israelis vertrieben, wie immer anklagend vor den Gremien dieser Welt behauptet wird. Dadurch wurde das palästinensische Flüchtlingsproblem erst geschaffen – das sind die heutigen Palästinenser, die eigentlich Araber sind, die aus ihren Wohnorten geflohen sind. Erst seit den 60iger-Jahren des letzten Jahrhunderts bezeichneten sie sich selbst als Palästinenser, ein politischer Kampfbegriff, der das Vorhandensein eines Volkes behaupten wollte und will, über das Ralph Garroway, der Direktor der UNRWA bereits 1958 sagte: „Die arabischen Staaten wollen das Flüchtlingsproblem nicht lösen. Sie wollen die Wunde offenhalten, als Affront für die Vereinten Nationen und als Waffe gegen Israel. Den arabischen Führern ist es dabei völlig egal, ob die Flüchtlinge leben oder sterben.“ Offenbar hat sich seit damals nicht viel geändert. Das Wort „Palästina“ selbst geht auf die römische Besatzung zurück, denn im Jahr 135 wurde die Provinz Judäa von Kaiser Hadrian in „Palästina“ (Syria-Palästina, bis 390 nur „Palästina“) umbenannt. Das Land sollte judenrein gemacht werden und nichts mehr sollte an die blosse Existenz eines Volkes erinnern, dass die Römer so sehr herausforderte und ihren ruhmreichen Legionen so herbe Verluste zugefügt hatte. Warum aber nannten die Römer das Land „Palästina“, nach dem hebräischen Wort pelištīm, arab. Filasṭīn, also wörtlich „Philisterland“? Nun, die Antwort ist einfach: Die Römer wollten die Juden demütigen mit der Bezeichnung ihres Erzfeindes, der Philister, welche die Juden von 1300 vor Christus bis 1000 v. Chr. hart bedrängten (David und Goliath). Diese waren zwar schliesslich von den Juden besiegt worden, doch sie, die Römer, hätten nun (135 n.Chr.) Israel endgültig besiegt. Damit begann die weltweite jüdische Diaspora und die Römer verboten den Juden bei Todesstrafe, in ihr Land zurückzukehren.
Zukunft CH: Wenn nicht Israel für das Elend der palästinensischen Zivilbevölkerung verantwortlich ist, wer dann?
Leon: Die Hamas und die Fatah, also die arabischen Verwaltungen (mit Vorsicht Regierungen) des Gazastreifens und des Westjordanlands. Denn die Millionen und Milliarden EU- und US-Hilfsgelder, die jährlich an die Hamas und die palästinensische Autonomiebehörde gezahlt werden, werden zum grössten Teil nicht für Infrastruktur verwendet. Sie werden verwendet für Waffen gegen Israel, für 500 Kilometer Tunnel unter Gaza, in denen die Terroristen agieren. Sie werden verwendet für grosszügige Renten von Mördern und Selbstmordattentätern, die nach ihren israelischen Gefängnisaufenthalten (und die sind weit humaner als Hamas-Gefängnisse) an die Terroristen und ihre Familien ausgezahlt werden. Sie werden verwendet für Propaganda in Schulbüchern über den Todfeind Israel, sie werden verwendet für Terrorlager, in denen fünfjährige Kinder zum Hass gegen Israel an den Waffen geschult werden. Die Hamas selbst ist nicht einmal fähig, für Wasser und Strom zu sorgen. Beides kaufen sie von den Israelis und wenn sie nicht zahlen konnten, was oft vorkommt, lieferte es ihnen Israel bis vor Kurzem dennoch. Speziell die Hamas verwendet ihre eigene Bevölkerung als Schutzschilde gegen Israel und versklavt somit Millionen von Menschen.
Zukunft CH: Welche Rolle spielt der Islam im Nahost-Konflikt? Ist der Terror der Hamas und ihrer Verbündeten tatsächlich religiös motiviert?
Leon: Der Islam spielt in diesem Konflikt eine grundlegende Rolle. Der Westen muss endlich begreifen, dass die Hauptwurzel des muslimisch-arabischen Judenhasses inhärent im Islam begründet liegt. Der Prophet Mohammed sagte höchstselbst: „Die Stunde wird nicht schlagen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und töten, sodass die Juden sich hinter Steinen und Bäume verstecken. Die Steine oder Bäume sagen jedoch: O, Muslim! O, Diener Gottes, ein Jude versteckt sich hinter mir. Komm und töte ihn!’
Diese Worte bilden im Übrigen die Präambel der Hamas, in ihrer Charta für jeden nachzulesen. Islamistische Bewegungen fassen diese Worte als Befehl auf – wie man auf perverse Weise am 7. Oktober 2023 sah –, und zwar im Rahmen des Dschihad, des Heiligen Krieges, gegen die Juden und später gegen alle Ungläubigen. Ein Schlachtruf von Islamisten lautet übrigens: „Am Samstag töten wir die Juden, am Sonntag die Christen“. Auch im Koran ist die Feindschaft gegen Juden an vielen Stellen in erschreckender Form festgehalten. Allah habe die Juden wegen ihres Unglaubens verflucht, einige in Affen und Schweine verwandelt, sie seien die schlechtesten Geschöpfe, die in der Hölle landen, sie sollen unterworfen werden und anschliessend die Strafsteuer in Demut entrichten. Wer sich weigert und wehrt, soll und darf bekämpft und getötet werden.
Mohammed begann seine Karriere im Jahr 627 mit einem Massaker an einem jüdischen Stamm, den Banū Quraiza, in Medina, der sogenannten Grabenschlacht. Das steht in seiner autorisierten Biografie, die ein Schüler verfasst hat. Dabei wurden etwa 900 Juden in ausgehobenen Gräben enthauptet, daher der Name. Allah selbst soll Mohammed den Befehl für dieses Massaker gegeben: „Am Mittag kam Gabriel zum Gesandten Gottes. Er war mit einem brokatbesetzten Turban verhüllt und sass auf einem Maultier mit ledernem Sattel, auf dem eine samtene Decke, bestickt mit Seidenbrokat, lag. Er sagte: ‚Hast du die Waffen schon abgelegt, Gesandter Allahs?‘ ‚Ja‘, antwortete er. Da sagte Gabriel: ‚Aber die Engel haben die Waffen noch nicht abgelegt! Du bist jetzt nur auf Bitten der Leute heimgekehrt, Allah, der Mächtige und Erhabene, jedoch gebietet dir, Mohammed, gegen die Banū Quraiza zu ziehen. Ich selbst werde mich gegen sie richten und sie erschüttern‘.“
Zukunft CH: „Nie wieder!“ hiess es nach dem Holocaust, und doch konnte der Antisemitismus offensichtlich nicht ausgerottet werden. Wie erklären Sie sich das?
Leon: Den frühesten Versuch eines Genozids an den Juden als gesamtem Volk schildert die Bibel im Buch Esther, das im Jahr 500 vor Christus in Persien spielt und worauf sich das heutige Purimfest der Juden bezieht. Ein Amalekiter namens „Haman“, das klingt doch etwas nach „Hamas“ (Gewalt), wollte den Vernichtungsbefehl geben. Die grundlegende Feindschaft gegen Israel, die sich später in Hass wandelt, hat wohl ursprünglich damit zu tun, dass Israel nie wie andere Völker war, sondern für sich gar in Anspruch nahm – in grundlegend polytheistischen Gesellschaften –, Jahwe, den einzig wahren Gott, zu verkünden sowie das „auserwählte Volk“ zu sein. So mieden sie den allseits verbreiteten Götterkult der umgebenden Länder und „machten ihr eigenes Ding“, verboten die Heirat mit den Heiden und separierten sich von den anderen Kulturen. Das löste Neid und Unverständnis aus. Tragischerweise begannen zudem bereits die frühen, christlichen Kirchenväter ab dem ersten Jahrhundert damit, die Juden als Christusmörder zu diffamieren, die aufgrund dieser Sünde für ewig das Heil verloren hätten und dazu verdammt seien, rastlos durch die Welt zu wandern. Sie forderten ihren Bann bis hin zu wilden Vernichtungsphantasien. Der völkisch/rassische Antisemitismus berief sich dann Jahrhunderte später auf diesen christlichen Judenhass.
Zukunft CH: 2013 erschien Ihr Buch mit dem Titel „Israel, der Judenhass und das Schweigen der Welt. Eine Warnung“. Was bewog Sie zum Schreiben?
Leon: Meine Liebe für das Land und Volk Israel, die zuerst meinem christlichen Glauben entsprang, bevor ich das Land öfter besuchte und zutiefst beeindruckt war von der Herzlichkeit, Authentizität und Schaffenskraft der Israelis. Dann das zunehmende Erstaunen darüber, dass viele Narrative über Israel, die von den Medien kritiklos verbreitet werden, mit der historischen Wirklichkeit in keinster Weise zu vereinbaren sind. Mein Fazit nach zwei Jahren intensiver Recherche und Quellenstudium für mein Buch war, dass Israel weder ein Besatzerstaat ist, noch den Arabern Land gestohlen hat, noch ungerecht gegenüber den Arabern ist. Ich habe festgestellt, auf welch solidem völkerrechtlichen Fundament der Staat Israel errichtet wurde, legitimiert durch die gesamte Weltöffentlichkeit (damals Völkerbund, später UNO), und dass viele Behauptungen der muslimisch-arabischen Nationen historisch einfach nicht haltbar sind. Das war eine durchaus befreiende Erkenntnis und ich denke, das ist sie auch für viele andere, die oft viel zu lange mit der einseitigen medialen Erzählung aufwuchsen, Israel sei ein Schurkenstaat, den die Christen nur lieben sollen, weil die Juden aus unerfindlichen Gründen nun einmal das Volk sind, aus dem Jesus stammt. So war es jedoch nicht! Gott hat sein Volk nicht „umsonst“ erwählt. Bewusst untertitelte ich mein Buch vor zehn Jahren mit „Eine Warnung“. Viele Zeitgenossen befanden und befinden sich in einem Schlummer, einem Netz von Lügen, was das Thema Israel angeht. Innerlich spürte ich bereits damals, dass dieser unglaubliche Hass sowohl der arabischen Welt wie auch der linken Eliten irgendwann auf sehr hässliche Weise regelrecht explodieren wird. (Der völkische, rechte Antisemitismus ist nicht so sehr Thema dieser Untersuchung, denn dazu existiert bereits genügend gute Literatur).
Leider kam diese „Warnung“ nicht an, aber ich hoffe, dass jetzt – nach dem 7. Oktober 2023 – viele aufwachen. Denn auch wenn Europa immer wieder behauptet, sich mit dem Antisemitismus auseinanderzusetzen, schaut es doch lieber weg, insbesondere, was importierten, muslimisch-arabischen Judenhass betrifft. Dies hat zum einen mit unserer Woke-Kultur zu tun, andererseits aber damit, dass man schlicht Angst vor dem machohaften und selbstbewussten Auftreten vieler Araber hat, die übrigens den Westen für diese Unterwürfigkeit noch mehr verachten, als sie es sowieso schon tun.
Zukunft CH: Die Schweiz hat sich zusammen mit Russland, Nordkorea, Iran und weiteren knapp 100 Staaten für einen Waffenstillstand in Gaza ausgesprochen. Was löst dies bei Ihnen aus?
Leon: Unverständnis. Ein Waffenstillstand nützt nur der Hamas, die sich reorganisieren kann, aus ihren Tunneln kriecht, und die Bevölkerung noch umfangreicher als Schutzschilde missbrauchen wird. Die Hamas muss vernichtet werden. Dies sehen im Übrigen auch etliche arabische Staaten so, auch wenn sie es aufgrund der arabischen, emotionalisierten Massen nicht offen sagen. Aber es wird sich zeigen.
Zukunft CH: Welche Rolle spielt die UNO in diesem Konflikt?
Leon: Eine sehr unselige. Man muss wissen, dass die UNO aktuell etwa zu einem Drittel aus Staaten mit islamischer Religion besteht. Diese sind, aus oben genannten, religiösen Gründen, sehr israelkritisch bis offen israelfeindlich eingestellt. Da die Araber Israel politisch und militärisch bis jetzt nicht besiegen konnten, verlegten sie sich früh auf das diplomatische Parkett, ein Schlachtfeld, auf dem sie automatisch die Mehrheit haben (56 arabische zu einem jüdischen Staat), und durch Verurteilung, Anklagen und Lügen eine Grundlage für eine Voreingenommenheit eines sehr naiven Westens gegen Israel legen konnten. So verabschiedete die UNO z.B. seit 2015 mit ihrer Hilfe und der Unterstützung weiterer Staaten, die von arabischem Öl abhängig sind, 140 Resolutionen/Verurteilungen gegen Israel. Im selben Zeitraum sprach sie insgesamt 68 Resolutionen gegen alle anderen Staaten der Welt aus, darunter auch Staaten wie Nordkorea oder Afghanistan oder Russland … Die Aussage von Antonio Guterres, „Israel habe durch eine brutale 60-jährige Besatzung“ diesen Angriff eigentlich selbst zu verantworten – so kann man zwischen den Zeilen lesen –, „da das ja nicht in einem luftleeren Raum geschehen sei“, ergibt sich fast schon logisch aus dem vorher Gesagten und demaskiert den Antisemitismus der UNO recht zutreffend.
Zukunft CH: Was kann die westliche Gesellschaft gegen den sich ausbreitenden Antisemitismus tun?
Leon: Wir alle leben in einem Informationskrieg, ob wir es wollen oder nicht. Die westlichen Gesellschaften haben insbesondere bei muslimisch-arabischen und linksorientiertem Judenhass viel zu lange weggesehen. Auch wir sind heute mit faschistoiden Gedanken des radikalen Islam konfrontiert und wir können und dürfen nicht schweigen, wenn lautstark die Vernichtung Israels gefordert wird. Vor allem müssen wir m.E. den Unwahrheiten, die speziell über die Rolle Israels verbreitet werden, mit solidem Wissen gegenübertreten. Beispielsweise, indem wir intervenieren, wenn in einem Gespräch von einer „Besatzungsmacht Israel“ gesprochen wird. Es ist entscheidend, nicht alles zu übernehmen, was Medien und auch Regierungen ihrerseits oft nur von der arabischen Welt übernommen haben. (Diese wissen nämlich in der Regel deutlich weniger, als sie uns glauben lassen möchten.) Zu diesem Zweck, als eine Argumentationshilfe, habe ich mein Buch zum Thema Judenhass geschrieben. Die Lüge ist die Saat des Antisemitismus in den sogenannten aufgeklärten Gesellschaften. Was Israel am 7. Oktober 2023 erlebte, war der schlimmste Massenmord an Juden seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Und das auf ihrem eigenen Boden. Das darf sich niemals wiederholen! Deswegen ist der Krieg, den Israel aktuell gegen die Hamas führt, notwendig und gerechtfertigt. Zu Eingang meines Buches zitiere ich Dietrich Bonhoeffer, der im Angesicht des Faschismus sagte: „Schweigen im Angesicht des Bösen ist in sich selbst böse. Gott wird uns nicht von Schuld freisprechen. Nichts sagen sagt auch etwas. Wer nichts tut, tut auch etwas.“
Daniel Leon ist gelernter Pädagoge, Buchautor und arbeitet seit elf Jahren als Missionar im Gebetshaus Augsburg (mehr zum Autor, seinen Büchern und Themen unter www.daniel-leon.com). Sein Buch „Israel, der Judenhass und das Schweigen der Welt“ ist im Buchhandel erhältlich (epubli, 3. Edition 2017, 208 Seiten, ISBN 978-3745047172). Eine Leseprobe ist zu finden unter: www.amazon.de