Alarmierend: Jeder dritte junge Mann in Deutschland findet Gewalt gegen Frauen „akzeptabel“. Das ist das Resultat einer aktuellen Umfrage der Hilfsorganisation Plan International zum Thema „Spannungsfeld Männlichkeit“.
Von M. Hikmat
Besorgniserregend ist, dass es für ein Drittel der befragten Männer in Ordnung ist, im Streit mit der Partnerin handgreiflich zu werden. Ebenso beunruhigend ist, dass 34 Prozent angaben, bereits Gewalt angewendet zu haben, um einer Frau „Respekt einzuflössen“. Zudem möchte fast die Hälfte der Befragten in einer Partnerschaft immer das letzte Wort haben.
Für eine beträchtliche Anzahl junger Männer hat das äussere Erscheinungsbild eine wichtige Bedeutung. Über 50 Prozent von ihnen streben danach, durch eine muskulöse Physis zu verdeutlichen, dass sie „echte Männer“ sind. Über die Hälfte der jungen Männer gab an, dass es ihnen unangenehm ist, über ihre Gefühle zu sprechen. Sie betrachten emotionale Offenheit als Zeichen von Schwäche und Verletzlichkeit. Die Mehrheit der Männer ist der Ansicht, dass sie persönliche Probleme eigenständig bewältigen müssen, ohne um Unterstützung zu bitten.
Für die Ergebnisse wurden Mitte März 2023 deutschlandweit 1000 Männer und 1000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren zum Thema „Männlichkeit“ befragt.
Ein Weckruf
Diese schockierenden Ergebnisse verdeutlichen, dass Gewalt gegen Frauen nach wie vor ein Problem in unserer Gesellschaft ist, das angegangen werden muss. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Deutschland registriert einen Anstieg von Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen, bei dem überwiegend Männer als Täter auftreten. Zwischen 2016 und 2021 ist die Zahl der dokumentierten Fälle von partnerschaftlicher Gewalt um 3,4 Prozent gestiegen, wobei die Täter zu 92,5 Prozent männlich waren. Das BKA geht davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt, also ungemeldete Fälle von Gewalt in Partnerschaften.
Kulturelle und soziale Normen spielen eine bedeutende Rolle bei der Akzeptanz von Gewalt gegen Frauen. Bestimmte traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit und Strukturen fördern ein Klima, in dem Gewalt als Mittel zur Kontrolle und Unterdrückung von Frauen angesehen wird. Frauen werden häufig als weniger wert betrachtet, ihre Rechte und Würde nicht angemessen respektiert. Dieses schädliche Denkmuster muss aktiv herausgefordert und durch eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung ersetzt werden.
Diese Studie sollte als Weckruf dienen, um unsere Bemühungen zur Beseitigung von Gewalt zu verstärken. Es liegt in unserer Verantwortung, eine Kultur des Respekts, der Gleichwertigkeit und der Gewaltfreiheit aufzubauen, in der jede Frau frei von Angst und Bedrohung leben kann. Nur durch gemeinsames Handeln können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Gewalt nicht toleriert wird.