Schweizer Universitätskliniken, Beratungsstellen und Sorgentelefone melden einen Zustrom von jungen Patienten. Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen beeinträchtigen die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. In den Nachbarländern sieht es ähnlich aus.
Kinder und Jugendliche leiden überdurchschnittlich stark unter der zweiten Corona-Welle und den damit verbundenen Massnahmen. Laut der Ende 2020 erstellten „Swiss Corona Stress Study“ der Universität Basel sind inzwischen rund 30 Prozent der 14- bis 24-Jährigen von schweren depressiven Symptomen betroffen. Verunsicherte Eltern, erschöpfte Lehrer sowie die strengen Massnahmen und Kontakteinschränkungen beeinträchtigen das häufig noch ungefestigte innere Gleichgewicht junger Menschen überdurchschnittlich stark. Die Wartelisten für ambulante psychologische Betreuung sind lang und Beratungstelefone wie z.B. das Sorgentelefon für Kinder verzeichnen deutlich mehr Hilferufe als in anderen Jahren.
„Ernsthafte Suizidversuche von Jugendlichen nehmen zu“, bestätigt auch der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste Luzern, Oliver Bilke-Hentsch, im Tagesanzeiger vom 28. Januar 2021. Bei vorbelasteten Kindern und Jugendlichen hätten die nicht vorhersehbaren Veränderungen und die damit verbundene Verunsicherung zu einer drastischen Verschärfung der Symptome geführt. Dass viele Betroffene aufgrund der Anweisung, zu Hause zu bleiben, erst bei grossem Leidensdruck eine Beratungsstelle oder Arztpraxis aufsuchen, verstärke die Problematik zusätzlich.
Auch die Nachbarländer melden Ähnliches. So berichtete der Nachrichtensender OE24 am 16. Februar 2021, dass in Österreich der Corona-Lockdown Kindern und Jugendlichen ebenfalls psychisch zusetzt. Berichtet wurde speziell von der Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im AKH Wien, wo die Lage sehr ernst sei. Depressionen und Essstörungen seien die beobachteten Folgen des Lockdowns und des eingeschränkten sozialen Lebens der Jungen, mit der nun die Psychiatrien stark konfrontiert seien.
Der Nachrichtensender NTV zeigte in einem Beitrag vom 2. März 2021 auf, dass die Corona-Pandemie auch in Deutschland die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen drastisch verändert hätte. Dass Spielen, Feiern oder gemeinsam toben – alles Dinge, die Spass machen – nicht erlaubt seien, bleibe laut Experten nicht ohne Folgen. Entsprechend sei die Nachfrage nach Psychotherapien für Kinder und Jugendliche gewachsen. In Rheinland-Pfalz seien im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Patientenanfragen in entsprechenden Praxen um durchschnittlich 53 Prozent gestiegen. Das gehe aus einer Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung hervor.
Die Länder sind nun klar gefordert, die besonderen Bedürfnissen und die Vulnerabilität junger Menschen bei ihren Beschlüssen verstärkt zu berücksichtigen.