Zum Gedenken der Schweizer Helden, die die während des Holocausts Juden vor der Vernichtung retteten, findet am 25. September 2015 der Anlass „Vergessene Schweizer Helden“ auf dem Bundesplatz in Bern statt. Sechs Tage zuvor, am 19. September, gehen in Zürich-Oerlikon am „Marsch fürs Läbe“ wieder unerschrockene Bürger auf die Strasse, um das Lebensrecht der Ungeborenen zu verteidigen und den Holocaust unserer Tage öffentlich anzuprangern.

Von Dominik Lusser

Manche der Helden des zweiten Weltkriegs „seien zu ihren Lebzeiten für ihr Engagement nicht geehrt, sondern sogar entehrt worden“, schreiben die Organisatoren der Berner Veranstaltung. Das trifft mit Gewissheit auf den Polizeihauptmann Paul Grüninger und den Diplomaten Carl Lutz zu, die für ihre vorbildliche und einzigartige Zivilcourage – die vielen Tausend Juden das Leben rettete – zu Lebzeiten von der offiziellen Schweiz nur Tadel oder gar juristische Sanktionen geerntet haben. Von Bundesbern rehabilitiert wurden beide erst in den Neunzigerjahren. Nun aber, 70 Jahre nach Ende des Holocausts, wird ihnen zu Ehre mit Ueli Maurer sogar ein Bundesrat das Wort ergreifen. Unter den Referenten des Anlasses befindet sich auch Agnes Hirschi, Stieftochter von Carl Lutz, der als Schweizer Diplomat in Budapest zwischen 50‘000 und 70‘000 Juden vor der Vernichtung bewahrte und dabei mehrfach sein eigenes Leben riskierte. Die Taten von Lutz gelten gar als grösste zivile Rettungsaktion für Juden während des Holocausts. Solcher Gerechtigkeitssinn sucht seinesgleichen und verdient, der Öffentlichkeit als grosses Vorbild vor Augen gestellt zu werden.

Wie aber steht es um die Schweizer Helden des Babycausts? Um die Mitarbeiter von Lebensrechtsorganisationen, die unentwegt nach Lösungen zu suchen, um werdende Mütter von der Tötung ihres Kindes abzuhalten? Um die Betreiber von Baby-Fenstern? Um Hebammen und Gynäkologen, die ihren Beruf nicht ausüben können, weil sie die Schlächterei ungeborener Kinder nicht mitmachen wollen? Oder eben um die unerschrockenen Bürger, klein und gross, die jährlich am „Marsch fürs Läbe“ durch Zürichs Strassen ziehen, um auf das tabuisierte Leid und Verbrechen der Abtreibung aufmerksam zu machen und ein Ende des Terrors gegen die Ungeborenen einzufordern? Auch sie ernten nur Schimpf und Schande: Von den Medien praktisch ignoriert oder als Fundamentalisten gebrandmarkt, von zahlreichen Politikern als Feinde von Frauenrechten verschrien, von linksautonomen Sturmabteilungen provoziert, beschimpft und physisch bedrängt. Auch sie sind vergessene Helden der Schweiz. Nicht der Vergangenheit, sondern der Gegenwart.

Es bleibt zu hoffen, dass es nicht 70 Jahre dauern wird, bis ein Bundesrat in einer Rede ihrer gedenken wird. Dieser Tag aber wird gewiss kommen. Denn der „Babycaust“ ist wie der Holocaust ein so himmelschreiendes Unrecht, dass die Menschen in der Schweiz früher oder später zur Einsicht kommen müssen. Noch aber ist es nicht so weit. Die Alliierten führten die deutsche Zivilbevölkerung zu den befreiten Vernichtungslagern. Alle sollten das Ausmass des Grauens sehen. Bilder von Leichen und Überlebenden aus Ausschwitz fehlen seither in keinem Geschichtsbuch, weil sie dort auch nicht fehlen dürfen. Zeigt aber ein Schweizer Lehrer Bilder abgetriebener Kinder, verliert er mit Sicherheit seine Stelle. Auch diese Menschen sind Helden.

Es wird nicht 100 Jahre dauern, und alle diese Helden werden hoffentlich rehabilitiert sein. Dann werden wir alle zu den Verantwortlichen des Babycausts gehören, ob als Täter, Mitwisser oder zumindest als solche, die sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, nicht mehr gegen das Unrecht getan zu haben. In diesen Tagen werden sich die Schweizer der Helden unserer Zeit erinnern, auf sie stolz sein. Mit Blick auf sie wird man sagen: Nicht alle von uns haben geschwiegen. Manche waren mutig und zeigten Sinn für Gerechtigkeit, auch wenn sie dafür viel riskieren mussten. Diese Helden werden die Schweizer Ehre retten.

Infos zum „Marsch fürs Läbe“ unter: www.marschfuerslaebe.ch

Infos zum Anlass „Vergessene Schweizer Helden“ unter:

http://www.israelwerke.ch/files/BXMediaPlusDocument429file.pdf