Die Freiheit der Christen wird weltweit immer weiter eingeschränkt. Im Mittleren Osten, in Afrika und in Asien nehmen die systematischen Angriffe gegen christliche Gemeinden immer weiter zu. Mons. Silvano M. Tomasi, permanenter Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, erwähnte vor dem Menschenrechtsrat erschütternde Fakten, wie jedes Jahr 100‘000 Christen aus Glaubensgründen getötet werden.
Die österreichische Forscherin Gudrun Kugler verweist zudem in einem Bericht über die Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Christen, den sie am 23. Mai 2013 in Tirana anlässlich einer Konferenz der OSCE vorlegte, auf die exponentiell wachsende Zunahme der Einschränkungen hinsichtlich der Religions- und Ausdrucksfreiheit der Christen auch in Europa. Die Möglichkeit zu Gewissensvorbehalten von Ärzten im Zusammenhang mit der Abtreibung, von Apothekern bezüglich Abtreibungspillen wie auch von Gemeindebehörden, wenn es um homosexuelle „Eheschliessungen“ geht, wird immer öfter beschnitten. In zahlreichen Ländern können Christen ihre gegenteilige Meinung zur Homosexualität nicht vorbringen, ohne dass diese dann als „Hasstiraden“ beurteilt und sanktioniert werden.
Im Leitartikel vom 2. Juni 2013 im „Corriere della Sera“ gibt uns Ernesto Galli della Loggia eine präzise Übersicht über die Situation: „Es ist in Europa eine bedeutsame Revolution ohne grosses Aufsehen im Gange – eine Revolution der Mentalität und der kollektiven Sitten, welche einen gewaltigen Bruch gegenüber der Vergangenheit in Gang setzt: die anti-religiöse Revolution. Eine Revolution, welche ohne Unterschiede die Religion angreift, unabhängig davon, um welche Konfession es auch geht, aber die, weil es um Europa geht, im Wesentlichen anti-christlich ist. Die christlichen Kirchen werden zunehmend aus der Öffentlichkeit verdrängt. Ihrem gesamten Credo wird nicht nur im öffentlich-politischen Umfeld keine bedeutende Rolle mehr zugeschrieben – das heisst, es besteht die Tendenz, das Christentum und die Religion im Allgemeinen als eine reine Privatsache zu betrachten –, im Gegensatz zu anderen Religionen glaubt man zudem, dem Christentum gegenüber schroff auftreten und heftigste Beleidigungen auszuteilen zu können.
Galli della Loggia zitiert dazu einige Beispiele, welche teils aus einer Klage stammen, die in der italienischen Zeitung „Avvenire“ veröffentlicht wurde: In Irland würden demnach die Kirchen gezwungen, Räume für Zeremonien, die ihnen gehören, für Hochzeitsempfänge von Homosexuellen zugängig und verfügbar zu machen. Bei einem Konzert in Rom am 1. Mai hatte der Sänger das Ritual der Konsekration der Hostie während der Eucharistie nachgeäfft, indem er ein Kondom statt einer Hostie in den Händen hielt. In Dänemark verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die evangelisch-lutherische Kirche zwingt, homosexuelle „Hochzeiten“ durchzuführen, obschon ein Drittel der Pastoren sich dagegen ausgesprochen hatte. In Schottland wurden zwei Hebammen durch einen Gerichtsentscheid verpflichtet, an einer Abtreibung, die von Kollegen durchgeführt wurde, teilzunehmen, während gleichzeitig die Vereinigung der britischen Ärzte festlegte, dass die Ärzte bereit sein „müssen“ ihre persönliche Überzeugung bezüglich verschiedener kontroverser Begehren zu missachten. In einem kürzlich erschienenen Video bekleidete sich der bekannte Sänger David Bowie auf eine Art, die derjenigen von Jesus ähnelt. Diese Szene zeigt einen Priester, der, nachdem er einen Bettler geschlagen hatte, ein Bordell aufsucht, wo er eine Schwester verführt, auf deren Händen sich sofort Stigmata zeigen. In England wurde einer Krankenschwester untersagt, während ihrer Dienstzeit eine Kette mit einem Kreuz zu tragen, während eine kleine Druckerei gezwungen wurde vor Gericht zu gehen, weil sie sich geweigert hatte, Material mit ausdrücklich sexuellem Inhalt für ein homosexuelles Magazin zu drucken. In Frankreich ist es auf der Grundlage der gültigen Gesetze für Christen de facto unmöglich, öffentlich dazu zu stehen, dass sexuelle Handlungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts gemäss ihrer Religion Sünde seien. (Noch mehr Beispiele finden sich auf der Seite www. intoleranceagainstchristians.eu).
Man muss kaum noch speziell darauf hinweisen, dass in fast allen Ländern Europas, um „Diskriminierung“ zuverbieten, jetzt die Vergabe von Fonds an christliche Institutionen abgeschafft wurde wie auch die Klausel betreffend die Gewissensfreiheit für die medizinischen und paramedizinischen Berufe. Mehr oder weniger offiziell ist auch im Schulbereich das Wort „Weihnachten“ inzwischen tabu und durch den „neutralen“ Ausdruck „Winterferien“ ersetzt“
Was uns betrifft, so sei daran erinnert, dass vor 1700 Jahren das Edikt von Mailand verkündet wurde, mit dem Kaiser Konstantin den Christen nach 3 Jahrhunderten der Verfolgung die volle Freiheit verlieh. Dank diesem Ereignis haben die Moralgesetze des Evangeliums im römischen Recht Eingang gefunden und die Institutionen und die Mentalität verändert. Die Kirche wurde juristisch anerkannt und im römischen Recht integriert. Und damit begann die christliche Zivilisation des Okzidents.
Heute, 1700 Jahre nach der „konstantinischen Wende“ sind wir wieder mitten drin im Kampf für die Verteidigung des Christentums, das von neuen Aggressoren bedroht wird. Diejenigen, die im Namen einer falsch verstandenen „Religionsfreiheit“ den dem Christentum im Rahmen der konstantinischen Epoche gewährte Schutzmechanismus zurückweisen, entwaffnen die Kirche, weil sie ignorieren, dass im ganzen Verlauf der Geschichte die Kirche immer von Feinden verfolgt wurde, welche die kulturelle und moralische Konfrontation vermieden, um sie mittels Politik, Behörden Streitkräften zu schlagen.
Wenn die Kirche in der Vergangenheit bekämpft wurde, so hat sie immer Verteidiger gefunden. Zahlreiche Märtyrer haben an die Wahrheit der Evangelien geglaubt und liebten sie so stark, dass sie sogar ihr Leben dafür hingaben. Der Kampf für oder gegen Christus geht weiter. Es ist ein Kampf, der sich heute weltweit abspielt.
Von Roberto de Mattei