Eines der heissen Eisen beim Disput bezüglich islamischer Einflüsse in der Schweiz ist das Begehren auf die Ausbildung von Moscheevorstehern, islamischen Predigern und Religionslehrern vor Ort. Die eine Seite sieht darin den idealen Weg zur Etablierung eines friedlichen, demokratischen und zu Christen wie Juden offenen „Euro-Islam“. Kritiker warnen hingegen vor der Gefahr des Missbrauchs eines solchen Entgegenkommens. Schliesslich murren Frau und Herr Steuerzahler angesichts der Aussicht, bald auch das Studium von Moslem-Geistlichen und Theologen mit berappen zu müssen.
In Basel setzt sich der reformierte Islam-Beauftragte Prof. Werner Schatz für eine solche Ausbildung ein, ja er sucht konkret Geldgeber, die eine Stiftung für Islamische Studien an der Uni Basel sponsern könnten. Ähnliches hatte die Uni Luzern schon länger vor. Das Projekt scheiterte schliesslich an der Moslemseite, die nur mitmachen wollte, wenn Lehrplan und Besetzung der Professuren in die Kompetenz der Islamischen Azhar-Universität in Kairo kämen.
Lang galt der „österreichische Weg“ als gute Empfehlung für eine islamische theologische Ausbildung in europäischen Gastländern. Wien hatte sie 1994 eingeführt und dazu eine eigene Abteilung an seiner Religionspädagogischen Akademie geschaffen. Diese rühmte sich bis zuletzt, Imame und moslemische Religionslehrer hervorzubringen, die allen europäischen Standards gerecht würden: mit Wissenschaftlichkeit, menschlichem Niveau und Respekt für ihre christlich geprägte Umgebung. Diese Grundsätze vertraten auch die islamischen Professoren der Wiener PädAk – zumindest in ihren Lehrbüchern. Anfang 2008 gab es dann aber einen grossen Skandal, als endlich ein Sprachkundiger dahinter kam, dass manche der Imam-Ausbilder am Freitag in der Moschee auf Arabisch oder Türkisch genau das Gegenteil von dem predigten, was sie beim Unterricht auf Deutsch zu beteuern pflegten.
Der schon dadurch schwer geschädigte Ruf der angeblich so beispielhaften islamischen Ausbildung in Österreich wurde im Frühjahr 2009 durch die soziologische Diplomarbeit eines Moslems über die Islam-PädAk weiter zerstört. Wie der Autor Muhammad Khorsched nachweist, erhalten die Absolventen so gut wie keine pädagogische Schulung. Die wäre auch für die Moscheeprediger wichtig. An vielen Orten sind nämlich nur sie es, die den islamischen Religionsunterricht erteilen, der an den österreichischen Schulen für die moslemische Jugend ein Pflichtfach ist. Sogar der sozialistische Wiener Moslem-Gemeinderat Omar Al-Rawi spricht von „schockierenden“ Ergebnissen dieser Studie: „Das sind Defizite, die dringend beseitigt werden müssen“.
Einen weiteren Schlag versetzte dem geschönten Bild von einer Imam-Ausbildung bei uns als dem idealen Weg zur Entradikalisierung der europäischen Moslemdiaspora die Aufdeckung eines von der PädAk erarbeiteten Buches für den islamischen Religionsunterricht, das heilige Krieger mit Gewehr und Handgranaten in Wort und Bild verherrlicht. Erschwerend kommt der Umstand hinzu, dass es der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft von Österreich, Anis Schakfeh, persönlich ist, der für dieses Machwerk verantwortlich zeichnet.
Nach diesen Erfahrungen bei den östlichen Nachbarn der Schweiz sollte auch bei uns das Thema Imamausbildung nur mit äusserster Vorsicht angegangen werden. Der Islam hat den politischen Auftrag zur Unterwerfung aller Andersgläubigen. Eine Ausbildung von Imamen dafür in der Schweiz könnte daher sogar den Weg zu einer helvetischen Selbstzerstörung ebnen.
Von Dr. Heinz Gstrein