Der Bundesrat hat im Oktober 2012 entschieden, den Bundesbeschluss vom 15. Juni 2012 über die Familienpolitik dem Stimmvolk am 3. März 2013 zur Abstimmung vorzulegen. Im vorgeschlagenen Verfassungsartikel verpflichtet sich der Bund, „bei der Erfüllung seiner Aufgaben die Bedürfnisse der Familie“ zu berücksichtigen. Konkret werden Bund und Kantone dazu angehalten, „die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit oder Ausbildung“ zu fördern, wobei den Kantonen „insbesondere“ die Aufgabe zukommt, „für ein bedarfsgerechtes Angebot an familien- und schulergänzenden Tagesstrukturen“ zu sorgen.
Die derzeit vom Bund betriebene Familienpolitik weist in eine bedenkliche Richtung. Unter dem Deckmantel der Familienfreundlichkeit wird eine neue Totalisierung der Arbeitswelt vorangetrieben, welche den geschützten Raum der Familie immer mehr in Frage stellt. Dabei hätte man meinen können, dass nach den kollektivistischen Arbeitsdiktaturen des 20. Jahrhundert die Europäer nun endlich wüssten, dass der Mensch mehr ist als das, was er durch eigene Leistung zu Stande bringt. Ich bestreite keineswegs, dass auch schon Kinder behutsam an den Arbeitsalltag herangeführt werden sollen, der ihnen ein Leben lang nebst Mühe und Anstrengung auch Erfüllung bringen soll. Doch ist Arbeit nicht alles! Gerade das Wichtigste im Leben, das, was das Leben letztlich lebenswert macht, ist der arbeitenden Hand und dem Geldbeutel unerreichbar: Liebe und Geborgenheit sind reines Geschenk!
In Familien aber, in denen Kinder die Zuwendung ihrer Eltern dauerhaft (und nebenbei gesagt auch unentgeltlich!) erfahren, wird dieses Beschenktsein zum prägenden Lebensgefühl, das nicht zuletzt auch Kraft gibt, in den Herausforderungen der Arbeitswelt bestehen zu können. Dort kann wie nirgendwo sonst die prägende Erfahrung unbeschwerter Lebensfreude gemacht werden, die nur aus der tiefen Gewissheit erwächst, dass die Welt um mich herum irgendwie gut und verlässlich ist.
Statt sich um ein „bedarfsgerechtes Angebot an familien- und schulergänzenden Tagesstrukturen“ (nicht, dass es diese im Einzelfall nicht bräuchte – aber dies darf doch keinesfalls zum Massenprogramm gemacht werden!) zu kümmern, sollte also besser das gefördert werden, was Eltern UND Kindern gut tut: nämlich Familien und Ehen zu stärken und diese zu fördern, dass die Erziehung der Kinder zu Hause in Ruhe, Liebe und Geborgenheit bestmöglichst stattfinden kann.
P.S.: Vom 7. bis 14. Februar findet in der Schweiz an verschiedenen Orten die MarriageWeek statt – für junge und erfahrene Paare eine gute Gelegenheit, sich stärken zu lassen, auszutauschen und neue Inputs für Ehe und Familie zu bekommen. Mehr Infos unter:
Von Dominik Lusser