Die Welt scheint komplett aus den Fugen zu geraten und wir stehen mittendrin. Beinahe täglich berichten die Medien in den letzten Wochen über Anschläge, Terror und Amokläufe. Unschuldige Menschen werden Opfer bestialischer Taten, oft werden diese auch im Namen des Islam ausgeführt, was uns als Gesellschaft besonders herausfordert. Diese reale Bedrohung hat inzwischen auch dafür gesorgt, dass die persönlichen Freiheiten jedes Einzelnen eingeschränkt wurden und auch weiterhin werden. Die Behörden reagieren sensibel auf allfällige Gefahren, wie sich am Schluss der Fussball-Champions-League-Partie zwischen Wolfsburg und Manchester United gezeigt hat. Ein verdächtiger Gegenstand löste ein Grossaufgebot der Polizei aus, einige Fans konnten deshalb das Stadion nach Ende des Spiels nicht verlassen, im Ungewissen, ob da tatsächlich eine reale Bedrohung vorliegt. Ein schreckliches Gefühl, an das wir uns aber vermutlich auch in der Schweiz gewöhnen müssen.
Doch nun steht Weihnachten vor der Tür, das Fest der Liebe und der Freude über die Geburt des Erlösers Jesus Christus. Gemeinsam verbrachte Tage in der Familie stehen da bei den Schweizern ganz oben auf der Weihnachtswunschliste. Verbunden damit ist die Hoffnung auf traute Gemeinschaft und „stille, heilige Nächte“ in den eigenen vier Wänden. Ein Zeitpunkt, an dem man abschalten kann und sich besinnen darf. Doch ist das nur kitschige Sozialromantik, wie uns gesellschaftskritische Journalisten jährlich mit zynischen Texten über das Fest der Liebe weismachen wollen? All die familiären Spannungen, die sich nicht selten gerade an Weihnachten entladen, belegen dies kaum. Sie zeigen nur, dass Ehe und Familie keine Selbstläufer sind, sondern der dauernden Pflege rund ums Jahr bedürfen. Ferner ist das Gelingen von Familie auch an gewisse Erfordernisse der Natur gebunden, die dem individualistischen Emanzipationsdrang vieler unserer Zeitgenossen zuwider laufen. Arbeiten z.B. beide Partner Vollzeit, und müssen sie abends, während der sogenannten „qualitativen Elternzeit“, noch all die ungestillten Bedürfnisse ihrer Kinder nach Vater und Mutter bewältigen, ist die traute Familie schnell am Anschlag. Die Paarbeziehung bleibt auf der Strecke. Das ist nicht nur eine Frage der Organisation. Der Mensch ist hierfür einfach nicht gemacht. Beziehung braucht eben Zeit. Zeit, die viele lieber dem Profit opfern, als sie in familiäre Beziehungen zu investieren. Familie kann einer der wenigen Orte sein, die nicht von ökonomischen Zwängen und Leistungsdenken dominiert werden. Und wir alle brauchen solche Orte. An Weihnachten ist die Sehnsucht danach überall spürbar.
Weihnachten ist ein guter Zeitpunkt, dass wir uns wieder darauf besinnen, wie sehr wir alle unsere Familie brauchen und wie wichtig sie für uns und unsere Kinder ist. Und das Weihnachtsfest ist auch der ideale Zeitpunkt, um sich wieder auf die christlichen Wurzeln unserer Gesellschaftsordnung zu besinnen. Denn wir feiern die Geburt Jesu Christi, dass Gott selbst in die Welt gekommen ist – für jeden einzelnen von uns. Nichts anderes kann uns eine so positive Botschaft in die derzeit unruhige Welt und in unsere Häuser bringen. In diesem Sinne: Eine gesegnete und besinnliche Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest!
Von Ralph Toscan