Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes fordert ein bundesweites Verbot von Kopftüchern für Kinder in Schuleinrichtungen. Laut einer kürzlich durchgeführten Befragung von mehr als 780 Lehrern, Schulsozialarbeitern und Pädagogen halten 72 Prozent der Befragten die Verhüllung junger Mädchen für ein Hindernis für deren persönliche Entwicklung.

Gemäss Umfrage beginnen mehr als drei Viertel der muslimischen Schülerinnen schon vor ihrem 14. Geburtstag mit dem Tragen eines Kopftuchs. Terre des Femmes betont, dass Schulen ein Umfeld schaffen müssen, in dem eine freie und selbstbestimmte Entwicklung stattfinden kann.

Dringender Handlungsbedarf in Schulen

Die Umfrage zeigt, dass dringende Massnahmen zum Schutz der Selbstbestimmung und der Bildungsmöglichkeiten von Mädchen erforderlich sind.

Die Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes, Christa Stolle, äussert Kritik an der Untätigkeit der Bundesregierung. Sie verlangt nach einer gesetzlichen Vorschrift, die es Schülerinnen unter 14 Jahren untersagt, Kopftücher zu tragen.

Laut der Erhebung stimmen 62 Prozent der befragten Lehrer dieser Forderung zu. Bei einem Viertel der Lehrer treten Integrationsprobleme bei Kopftuch-Mädchen auf. 56 Prozent dieser Mädchen nehmen häufig nicht an Schwimm- oder Sportunterricht und 52 Prozent von ihnen nicht an Klassenfahrten teil. Mehr als ein Viertel der Pädagogen geht davon aus, dass sie das Kopftuch nicht freiwillig tragen.

Viele Lehrkräfte betrachten das Kopftuch als Symbol der Abgrenzung. Sie berichten, dass es häufig in Kombination mit anderen traditionellen muslimischen Kleidungsstücken getragen wird. Mädchen ohne Kopftuch gelten als „unrein“ oder „haram“ (also nach islamischem Glauben verboten). An Schulen mit hohem Anteil muslimischer Schüler wird der Druck, „muslimische Werte“ zu demonstrieren, als enorm hoch empfunden. Dies führt zu Feindseligkeiten gegenüber Mädchen, die sich nicht an diese Regeln halten.

Selbstbestimmung und Gleichberechtigung im Fokus

Terre des Femmes betont, dass Schulen Orte der Gleichberechtigung und demokratischen Bildung sein müssen. Ein Verbot des Kopftuchs soll einen „Frei-Raum“ für alle Schülerinnen schaffen. Die Umfrage unterstreicht die Notwendigkeit, Mädchen vor patriarchalen Normen zu schützen und ihnen gleiche Bildungschancen zu bieten. Die Organisation fordert nachdrücklich, öffentliche Bildungseinrichtungen müssten sichere Orte für alle Kinder sein, unabhängig von deren religiöser Zugehörigkeit. Nur so könnten sie selbstbestimmtes Lernen und Aufwachsen ermöglichen.

Mehr Fragen und Hintergründe zum Thema finden Sie im Infoblatt „Kopftuchverbot bei Minderjährigen“. Sie können es hier herunterladen oder über das Bestellformular oder unter 052 268 65 00 beziehen. (Bestellungen aus dem Ausland nur bei Übernahme des Portos).