Die deutsche Juristin Eva Engelken, die politisch in der Partei Bündnis 90/ Die Grünen tätig ist, hat über ihre Website einen Aufruf von 120 Wissenschaftlern, Psychologen, Pädagogen und Vertretern anderer Professionen veröffentlicht, der sich an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland richtet und in dem gefordert wird, dass „biologische Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse wahrheitsgemäss darzustellen“ seien.
Weiters wird eine „Abkehr von der ideologischen Betrachtungsweise zum Thema Transsexualität und eine faktenbasierte Darstellung biologischer Sachverhalte nach dem Stand von Forschung und Wissenschaft“ gefordert. Mittlerweile haben mehr als 600 weitere Personen den Aufruf unterschrieben.
„Leugnen naturwissenschaftlicher Tatsachen“
Laut den Wissenschaftlern und Experten, die den Aufruf verfasst haben, sei der Ausgangspunkt der Berichterstattung die „Falschbehauptung, dass es nicht nur das männliche und das weibliche Geschlecht“ gebe, sondern eine „Vielzahl von Geschlechtern bzw. Zwischenstufen zwischen Mann und Frau“. So werde der „klar umrissene Begriff des Geschlechts“ mit „psychologischen und vor allem soziologischen Behauptungen“ vermengt, sodass „konzeptionelle Unklarheit“ entstehe. Die Begriffsverwirrung und die damit einhergehende Bedeutungsverschiebung zielten letztlich auf die Durchsetzung von politischen Forderungen ab.
Sorgen bereitet den Experten, dass durch die Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks das Thema „Trans“ an Kinder und Jugendliche unreflektiert herangeführt werde, was dazu geführt hätte, dass sich die „Zahl der wegen Geschlechtsdysphorie behandelten Kinder und Jugendlichen in weniger als zehn Jahren verfünfundzwanzigfacht“ habe. Diese Erkenntnis formulierte kürzlich bereits der Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte (das IEF hat berichtet), der ebenfalls zu den Initiatoren und Erstunterzeichnern des Aufrufs gehört.
„Ideologie statt Biologie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk“
Unter diesem Titel wurde auf der Website von Engelken ein zu dem Aufruf gehörendes 50-seitiges Dossier veröffentlicht, in dem verschiedene Beiträge aus Sendungen und Social-Media-Kanälen des öffentlichen-rechtlichen Rundfunk gesammelt und problematische und der Wissenschaft widersprechende Passagen von den Experten aufgezeigt und mit Fakten kommentiert wurden. Dabei wird unter anderem auf eine Folge in der bekannten Kinderserie „Sendung mit der Maus“ eingegangen, die sich dem Transgender-Thema widmete und über die das IEF bereits berichtet hat.
Die im Dossier präsentierten Fakten würden laut den Initiatoren und Erstunterzeichnern „für sich sprechen“ und seien dabei „nur die Spitze des Eisberges“. Aufgrund dessen wird ein „sofortiges Umsteuern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ gefordert. Der Aufruf richtet sich nicht nur an „die Redaktionen und Intendanten“, sondern auch an die „Kontrollinstanzen und an die Politik“.
ORF berichtet über Transgender in Kindersendung
Nur einen Tag vor Veröffentlichung des Aufrufs widmete sich der ORF anlässlich des „Pride Month“, welcher jedes Jahr im Juni begangen wird, in der Kindernachrichtensendung ZIB-Zack-Mini am 31. Mai der Transgender-Thematik. Dieser Sendung folgte unmittelbar harsche Kritik von Expertenseite, die auf der Webseite der Plattform Christdemokratie veröffentlicht wurde. Unter anderem verweist die Webseite des Vereins für Menschen mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS) darauf, dass in der ORF-Sendung bezüglich der Intergeschlechtlichkeit „der Anschein vermittelt werde, als sei dieses Phänomen durchaus verbreitet“. Tatsächlich würden in Österreich jedoch nur „0,02 Prozent aller Kinder mit einer Störung der Geschlechtsentwicklung“ zur Welt kommen. Eine solche Berichterstattung könne einen „potenziellen Schaden“ bei Kindern und Jugendlichen verursachen.
„Hätten sie lieber einen lebenden Sohn oder eine tote Tochter?“
Mit diesem „typischen Spruch“ würden häufig Eltern massiv unter Druck gesetzt, die Geschlechtsumwandlung ihres Kindes zu unterstützen, berichtete der amerikanische Soziologie Mark Regnerus, Professor an der Universität von Texas in Austin, laut einem Bericht der Tagespost bei einer Veranstaltung in Wien. Auch Mediziner würden häufig seitens der LGBTQ-Szene unter Druck gesetzt, damit sie „junge Menschen in ihrer Wahrnehmung bestärken“, so Regnerus.
Dabei sei ein Mehrwert operativer oder hormoneller Mittel zur Geschlechtsumwandlung, laut Regnerus, für die spätere psychische Gesundheit keineswegs bewiesen. Laut dem Soziologen habe „eine Studie gezeigt, dass durchschnittlich 49 Patienten eine operative Geschlechtsangleichung machen müssten, bis ein Patient später weniger psychische Unterstützung in Anspruch nehmen würde“. „Solch eine niedrige Erfolgserwartung bei einem vergleichsweise sehr hohen Risiko nehmen Mediziner in anderen Fällen nicht in Kauf“, erklärte Regnerus. Jeder operative Eingriff sei schliesslich mit Risiken verbunden.
Lebenslange Abhängigkeit von medizinischer Versorgung
Abgesehen von den gesundheitlichen Risiken seien geschlechtsändernde Eingriffe bei Jugendlichen unethisch, auch wenn die Jugendlichen in diese einwilligten, so Regnerus. „Heranwachsende wissen noch nicht, was es heisst, ein Mann oder eine Frau zu sein. Zu behaupten, sie könnten sich dafür oder dagegen entscheiden, ist falsch.“ Eine Geschlechtsumwandlung in jungem Alter bedeute, erwachsene Geschlechtlichkeit nicht kennenzulernen und in den meisten Fällen eine lebenslange Abhängigkeit von medizinischer Versorgung. In Hinblick darauf sei die Sterilisierung von Minderjährigen eine Menschenrechtsverletzung, auch wenn diese einwilligten, kritisierte der Soziologe. Während sich Transgenderaktivisten auf die Menschenrechte beriefen, die eine Diskriminierung aufgrund des biologischen Geschlechts untersagten, handle es sich bei Gender-Identität um eine ganz andere Kategorie als dem biologischen Geschlecht, stellt Regnerus klar und beklagte eine mangelhafte Abgrenzung der Kategorien.
Quelle: Institut für Ehe und Familie vom 7. Juni 2022
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 20. Juni 2022
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