Weihnachten gilt als das Fest der Liebe und der Familie. Es erinnert an die Geburt Jesu vor mehr als 2000 Jahren, umgeben von seinem irdischen Vater Josef und seiner Mutter Maria. Ein Idyll und eine Provokation für unsere heutige Gesellschaft. Diese stellt in ihrem Streben nach absoluter Gleichheit selbst die natürliche Familie zur Disposition und erhebt die Forderung nach Legalisierung der Leihmutterschaft. Einige „politisch inkorrekte“ Gedanken dazu.
Von Ralph Studer
„Leihmutterschaft“, so Pirmin Müller, Präsident Neuer Rütlibund, „ist ein beschönigender Ausdruck dafür, dass eine Frau ihre Gebärmutter über Monate hinweg gegen Barzahlung vermietet und sich den vertraglichen Bedingungen der Auftraggeber unterwirft. Richtigerweise muss von Mietmutterschaft gesprochen werden. Die Frau wird zu einem menschlichen Brutkasten degradiert und damit ihrer Menschenwürde beraubt.“ Diese Worte schreibt Müller im Vorwort zur aktuell erschienenen Broschüre „Leihmutterschaft – Ausbeutung von Frauen und Kindern“ des Neuen Rütlibunds.
Das grosse Geschäft mit der Vermietung des Frauenkörpers
Eine Leihmutter ist eine Frau, die im Auftragsverhältnis ein Kind austrägt, das nach der Geburt den Auftraggebern ausgehändigt wird. Heute ist die sogenannte „gestationelle“ Leihmutterschaft der Regelfall: Die Leihmutter ist mit dem ausgetragenen Kind biologisch nicht verwandt. Das heisst, die austragende Mutter bekommt die befruchtete Eizelle einer anderen Frau eingesetzt. „Ohne genetische Verwandtschaft“, so die Broschüre, „eröffnen sich neue, lukrative Geschäftszweige für die Fruchtbarkeitskliniken. Es braucht immer die In-vitro-Fertilisation (IVF), den Handel und die Lagerung von Eizellen und Embryonen.“ Dazu kommt die Durchführung der Pränataldiagnostik. In den USA kostet ein Kind zwischen 110‘000 und 170‘000 Dollar, davon erhält die Leihmutter rund 35‘000 Dollar.
Dass sich hier ein unendliches Geschäftspotenzial eröffnet, hängt massgeblich von zwei Aspekten ab: In immer mehr Ländern wird Kinderlosigkeit als Krankheit definiert. Zudem werden die reproduktionsmedizinischen Eingriffe auf alle Personen ausgedehnt, auch auf Alleinstehende und gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Gemäss einer Arbeitsgruppe der WHO sollen in Zukunft Menschen als „unfruchtbar“ gelten, wenn sie keinen geeigneten Sexualpartner gefunden haben.
Schwere Missbrauchsfälle durch Leihmutterschaft
Wiederholt kam es mittels Leihmutterschaft weltweit zu Exzessen des Menschenhandels. Nachfolgend seien zwei Fälle solchen Missbrauchs herausgegriffen. Dennis S., ein 38-jähriger Pädophiler aus Berlin, besorgte sich beispielsweise 2016 auf Zypern über eine Leihmutter einen Jungen. Obwohl bereits wegen des Besitzes von Kinderpornographie vorbestraft, bekam er problemlos das alleinige Sorgerecht. Der Pädophile missbrauchte den Sohn mehrmals vor laufender Handy-Kamera und stellte die Bilder ins Darknet.
In den USA verhaftete die Polizei ein schwules Paar, das die adoptierten Söhne sexuell missbraucht und im Internet bei einem Pädophilenring angeboten hatte.
Ausbeutung der Leihmütter
Nicht nur der Missbrauch an Kindern ruft nach einer klaren gesetzlichen Regelung, sondern auch die Ausbeutung der Leihmütter. Diese gehören oft einer niedrigeren sozialen Klasse und nicht selten auch einer anderen Ethnie an als die Arbeitgeber.
In Ländern wie Georgien, Kambodscha oder der Ukraine erhält man ein Kind aus einer Leihmutterschaft bereits ab einem Preis von 35‘000 Euro. Dies führt dazu, dass Leihmütter arme Frauen mit geringer Bildung sind. Häufig leben sie für die Zeit ihrer Schwangerschaft in von den Agenturen abgeschotteten und überwachten Wohnungen. Aufgrund ihrer Lebensumstände und finanziellen Schwierigkeiten stehen diese Frauen in ausweglosen und verzweifelten Situationen, die von den Agenturen ausgenutzt werden.
Von einem gravierenden Fall berichtete die britische Zeitung „The Guardian“. Die weltweit tätige Agentur „New Life Global“ liess Leihmüttern standardmässig zwei oder drei Embryonen auf einmal einsetzen. Kranke Embryos und unerwünschte Geschlechter werden dann wieder abgetrieben.
Folgen für die Kinder
Bei einer Leihmutterschaft können bis zu fünf Personen an einer „Familie“ beteiligt sein: Der genetische Vater (Samenspender), die genetische Mutter (Eizellspenderin), die Leihmutter und die sozialen Eltern, bei denen das Kind aufwächst. „Mit der Logik des Herstellens“, so die Broschüre, „wird das Kind zur produzierten Sache, es ist nicht jemand, sondern etwas: Tausendfach hergestellt, auf Qualität geprüft, aufbewahrt in Kühltruhen, tausendfach vernichtet.“
Gravierend sind auch die Auswirkungen auf die durch Leihmutterschaft geborenen Kinder. Dauerhafte Identitätsprobleme, mangelndes Selbstwertgefühl und psychische Gesundheitsstörungen können während des ganzen Lebens auftreten.
Die Casablanca Declaration
Olivia Maurel, die 1991 in den USA durch Leihmutterschaft zur Welt kam, ist eine bekannte Kämpferin für das Verbot der verhängnisvollen Praxis der Leihmutterschaft. Maurel ist Sprecherin der „Casablanca Declaration“, die sich gegen die Legalisierung und für ein weltweites Verbot der Leihmutterschaft einsetzt. Diese Erklärung soll Staaten helfen, ein internationales Übereinkommen zur Abschaffung der Leihmutterschaft durchzusetzen.
In einem Interview mit dem Magazin von Zukunft CH meinte Maurel: „Mein Kampf dagegen ist so vehement, weil man das Recht dieser Kinder und Frauen so gut und so schnell verteidigen muss. Und ebenso dringlich ist es, die Menschen über die Realität der Leihmutterschaft aufzuklären, da sie sich in enormem Tempo in allen Ländern ausbreitet.“ Die Leihmutterschaft ist mittlerweile ein offener Markt, „auf dem Kinder verkauft und Körper von Frauen vermietet werden.“ Es ist unethisch, auf dem Rücken dieser Frauen und Kinder Geld zu verdienen. Man legalisiert diese Art von Menschenhandel, so als wäre es das Normalste, den Kinderwunsch von Paaren auf diese Art zu erfüllen. Maurel bringt es auf den Punkt: „Für den Einsatz von Leihmutterschaft gibt es keine Rechtfertigung: Es gibt kein ‚Recht’ darauf, ein Kind zu bekommen.“
Abschaffung als einzig logische Schlussfolgerung
Schon seit Langem kämpft auch die bekannte Journalistin Birgit Kelle für die Abschaffung der Leihmutterschaft. „Wer den Bauch einer Frau als Brutkasten anmietet“, so die Journalistin, „dafür ihre körperliche und seelische Gesundheit riskiert und ihr anschliessend das Kind abkauft, macht sich des Menschenhandels schuldig. Alles andere ist Schönfärberei“.
Klarer lässt es sich nicht formulieren. Umso unverständlicher ist deshalb der Entscheid der Nationalen Ethikkommission (NEK), die sich für die Zulassung der Leihmutterschaft und der Eizellenspende ausgesprochen hat. Letztere ist eine Voraussetzung für das Leihmutterschaftsgeschäft.
Leihmutterschaft lässt sich nicht regeln, sondern nur weltweit verbieten, schreibt Kelle. Das ist die einzig logische Schlussfolgerung. Zu Recht fordert deshalb der Neue Rütlibund am Ende seiner Broschüre Bundesrat und Parlament auf, die Casablanca Declaration zu unterzeichnen und auf die weltweite Abschaffung der Leihmutterschaft hinzuwirken.
Passend zu diesem Thema:
Zukunft CH hat zum Thema Leihmutterschaft und Eizellenspende ebenfalls eine Broschüre erstellt mit dem Titel: „Kind auf Bestellung? Fortpflanzungsmedizin zwischen Machbarkeit und Kindeswohl“. Diese kann über das Bestellformular bezogen werden kann (Bestellungen aus dem Ausland nur bei Übernahme des Portos).