Laut Bericht deutscher Zeitungen im Jahr 2017 fristet die sogenannte „Gendermedizin“ trotz ihres grossen Potentials immer noch ein Nischendasein. Gemäss den Erkenntnissen dieser jungen Disziplin unterscheiden sich Frauen und Männer biologisch deutlicher voneinander als weithin angenommen. Bereits die Grundausstattung jeder Zelle bei Mann und Frau sei unterschiedlich, so Vera Regitz-Zagrosek, einzige Lehrstuhlinhaberin für Gendermedizin in Deutschland, gegenüber der Zeitung „Die Welt“. Diese Unterschiede führten dazu, dass Männer und Frauen auch verschiedene Krankheiten bekämen und jeweils gezielt behandelt werden müssten. Laut einem Beitrag des Mediziners Christian Heinrich auf „Zeit Online“ könnte das stets wachsende Wissen um diese Unterschiede zu einer besseren Medizin für Frau und Mann führen. Doch gefiele die Botschaft der „Gendermedizin“ nicht allen. So stösst Regitz-Zagrosek auf Kritik aus Kreisen, welche Gleichberechtigung mit Gleichheit verwechseln. Die „Gendermedizin“ hat nämlich mit den meist ideologisch motivierten und staatlich massiv geförderten Gender Studies wenig zu tun. Letztere haben die starke Tendenz, Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf die Sozialisation zu reduzieren und die Biologie völlig auszublenden, während sich die Gendermedizin darum bemüht, die komplizierten Zusammenhänge zwischen biologischem Geschlecht und sozialer Prägung (Gender) zu entschlüsseln – zum grossen Nutzen für die Gesundheit von Männern und Frauen.
Weil aber die für die Medizin relevanten Unterschiede zwischen Mann und Frau grösstenteils biologisch begründet sind, und nicht die sozial veränderbare Geschlechterrolle (Gender) betreffen, wäre es treffender, von geschlechtersensibler Medizin anstatt von „Gendermedizin“ zu sprechen. Dies auch in bewusster Abgrenzung zu einer Ideologie, die es auf die Dekonstruktion der Zweigeschlechtlichkeit der Art Mansch abgesehen hat.