Am 7. November 2016 berichtete Beat Stauffer in der BaZ-Online, er habe schon vor 16 Jahren über islamische Hassprediger recherchiert und damals rausgefunden: „In mehreren Zürcher Moscheen, so machten Informanten glaubhaft, wirkten derartige Imame.“ Imame, die Juden „verunglimpften“ oder Musliminnen, die mit Christen verheiratet waren, hätten damals im Zentrum gestanden. Doch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) und deren Präsident, der emeritierte Basler Historiker Georg Kreis, wollten, wie Stauffer berichtet, nichts vom Problem antisemtischer Hetzprediger wissen. Kreis habe ihn angeherrscht: „Woher wissen Sie das?“ Meine Antwort, dass ich über gute Quellen verfügen würde, vermochte den Ärger von Kreis nicht zu dämpfen. Es kam zu einem unerfreulichen Ausgang des Gesprächs.
Zur Lage von heute konstatiert Stauffer: „Zum Ersten sind offensichtlich viele muslimische Verbände – etwa der Verband islamischer Organisationen Zürich (Vioz) – nicht in der Lage, radikale Prediger in ihren Reihen ausfindig zu machen und sie aus dem Verkehr zu ziehen. Sie scheinen die Dimension des Problems bis heute nicht erkannt zu haben. Zweitens gibt es zahlreiche muslimische Verbandsvertreter, welche die Radikalisierung und andere Probleme herunterspielen. Zu ihnen gehört etwa Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, der seit mehr als zwanzig Jahren allen kritischen Fragen ausweicht. Und drittens gibt es zahlreiche Politiker und andere Persönlichkeiten, welche die Tragweite der gegenwärtigen Probleme bis heute nicht erkannt haben. Den Muslimen in der Schweiz leisten sie damit einen Bärendienst.“
Die Frage: „Woher wissen Sie das?“ würde heute, wie Stauffer einschätzt, wohl niemand mehr stellen. Längst sei es offenkund, „dass an einzelnen Schweizer Moscheen radikale Prediger verkehren“. Doch Stauffers Einschätzung nach beschränkt sich das Problem der „toxischen Botschaften“, die in Moscheen verbreitet werden, nicht nur auf die wenigen „Heisssporne“, die so weit gehen, mit der Schweizer Justiz in Konflikt zu geraten. Es sei leider zu vermuten, dass es sehr viele Prediger und Verantwortliche in Moscheen gäbe, die auf subtilere Weise eine ebenso toxische Botschaft verbreiteten. Diese laute: „Die westliche Gesellschaft ist dekadent, sie kann für gläubige Muslime keine wirkliche Heimat sein, und diese müssen sich deshalb so stark wie möglich abschotten. Auch in zahlreichen als gemässigt bekannten Moscheen, so die Einschätzung des Basler Juristen und interreligiösen Mediators, Kader Tizeroual, gibt es zudem eine ‚klammheimliche‘ Sympathie für radikale Strömungen und ein doppelbödiges Auftreten gegenüber Behörden und den eigenen Leuten. Kurz: Moderat gegen aussen, fundamentalistisch nach innen.“ Dies zu belegen sei zwar sehr schwierig, räumt Stauffer ein. Denn solche Äusserungen würden in den meisten Fällen ausserhalb der Reichweite von Mikrofonen gemacht. Doch gäbe es mittlerweile zahlreiche Hinweise auf eine solche „doppelbödige Haltung“.
Stauffer macht in diesem Zusammenhang auf zwei wichtige Faktoren aufmerksam. Zum einen sei der Mehrheitsislam in den meisten arabischen Ländern schon längst von islamistischem und salafistischem Gedankengut infisziert worden. Zum andern würden selbst weltbekannte Prediger wie Yussuf al-Qaradawi, der den Muslimbrüdern nahestehe und über enormen Einfluss verfüge, ihre Karten nicht wirklich auf den Tisch legen. „Laut dem französischen Islamismus-Experten Gilles Kepel hat al-Qaradawi mehrfach die Hoffnung geäussert, es werde in den kommenden Jahren gelingen, was bereits zweimal gescheitert war: nämlich Europa zu islamisieren.“
Aus all dem zieht Stauffer den Schluss: „Muslimische Verbände in der Schweiz täten gut daran, nicht nur radikale Kräfte in ihren Reihen zu identifizieren, sondern sich auch unmissverständlich von derartigen islamistischen Projekten zu distanzieren.“ Ansonsten werde die Beziehung zwischen Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft auch weiterhin angespannt bleiben.