Der Wahlsieg der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi lässt vertriebene Kachin hoffen, nächstes Jahr zu Weihnachten endlich wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Christen hoffen auf mehr Freiheit, sodass sie auch ihren Glauben freier ausleben können, schreibt die Menschenrechtsorganisation Open Doors in einer Medienmitteilung vom 21. Dezember 2015.
Leitende Baptisten unter Flüchtlingen der Volksgruppe der Kachin hoffen nach der Wahl von Aung San Suu Kyi, dass ihnen mehr Freiheit gewährt wird und sie ihren christlichen Glauben ausleben können. Ihr Wunsch, schon diese Weihnachten in ihrer Heimat feiern zu dürfen, wird sich wohl nicht erfüllen. Aber im nächsten Jahr könnte dieser Wunsch Realität werden.
Gegenwärtig leben mehr als 100’000 ethnische Kachin in Flüchtlingslagern, die wegen des 2011 im Norden des Landes ausgebrochenen Bürgerkriegs vertrieben worden sind. Weil die Kämpfe zwischen den Regierungsgruppen und der „Kachin Independence Army“ (KIA) andauerten, konnten die Geflohenen bislang nicht zurückkehren. „Nun rückt Heiligabend näher und wir üben Weihnachtslieder“sagt Hka Aung, leitendes Mitglied der „Kachin Baptist Convention“. Aung lebt im Flüchtlingslager Nant Lim Pa. „Wir können uns nicht gleich freuen wie damals, als wir in unserer Heimatstadt feierten. Es ist traurig, dass wir nicht nach Hause gehen und dort Weihnachten feiern können.“ Denn dort könnten sie in ihren Kirchen feiern und diese farbenfroh schmücken. „Noch müssen wir das Fest in winzigen Hütten feiern.“
Die KIA strebt seit 1948 nach Autonomie. 1989 änderte die Militärregierung den Namen von Birma (englisch Burma) in Myanmar. Die Kachin bekennen sich zu rund 90 Prozent zum Christentum. Die 1994 vereinbarte Waffenruhe zwischen Kachin-Kämpfern und der Regierung zerbrach 2011. Am Heiligen Abend 2012 startete die Armee mit Offensiven, tausende wurden in die Flucht gezwungen. „Sie schossen damals am Weihnachtsfeiertag hart mit Artillerie“, erinnert sich Lama Yaw von der „Kachin Baptist Convention“. Auch 2013 wurde das Weihnachtsfest von Übergriffen auf die Christen überschattet: Thailands Armee zerstörte 66 Kirchen und religiöse Gebäude im Kachin-Gebiet.
Wahlsiegerin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi darf der Verfassung zufolge zwar nicht als Präsidentin des Landes dienen, weil sie mit einem Ausländer verheiratet ist, doch sie hat ihre Absicht deutlich gemacht, die Regierung zu leiten, wenn das Parlament im kommenden Jahr einen neuen Präsidenten wählt. Wie sie sagte, will sie auch mit Vertretern ethnischer Minderheiten zusammenarbeiten und Regionalpolitiker aus Volksgruppen an der Verwaltung beteiligen. Die Verfassung garantiert dem Militär aber immer noch 25 Prozent der Sitze im Parlament.
„Unsere Grosseltern haben uns gesagt, dass sie die früheren Weihnachtstage vermissen würden, wie sie diese an Heiligabend zu feiern pflegten: mit Blumenschmuck aus ihrem Garten in den Kirchen, mit Weihnachtsbäumen voller Geschenke und dem Gesang. Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr heimkehren können, da eine neue Regierung die Macht ergreifen wird. Aber wir wissen nicht genau, wie sich die politische Lage entwickeln wird. Daher erwarte ich auch nicht sehr viel. Zurzeit hält der Krieg ja noch weiter an“, erklärt Lama Yaw. Vor kurzem sei er auf Führer der Kachin-Rebellen sowie der in der Nähe seiner Heimatstadt stationierten Einheit der Armee zugegangen. Er bat sie, den Einwohnern zu erlauben, eine verlassene Kirche wieder zu besuchen, den Rasen zu mähen und dort einen Weihnachtsgottesdienst abzuhalten. Die KIA habe eingewilligt, die Armee aber nicht.
Nobelpreisträgerin Aung blickt auf frühere Jahre zurück: „Ich vermisse die alten Tage, in denen wir von einem Ort zum anderen fuhren, um Weihnachtslieder zu singen. Wir besassen Vieh und züchteten in unseren Ortschaften viele Rinder, Schweine und Hühner. Wir kochten gute Fleisch-Currys, brachten sie zur Kirche und boten diese kostenlos an.“ Das Vieh sei inzwischen verloren. „Wir können nicht so viel anbieten“, sagte Aung. „Seit wir im Flüchtlingslager leben, kaufen wir nur Snacks und Süssigkeiten zu Weihnachten und beschenken uns gegenseitig. Ich vermisse diese guten Tage sehr. Wir haben es wirklich genossen und waren voller Seligkeit. Wir beten zu Gott, heimkehren zu können.“