Hinter der Diskussion um das Modell der Schöpfung und die Theorie der Evolution stehen ganz grosse Fragen: Wo kommen wir her? Wie gestalten wir die Gegenwart? Wo gehen wir hin? Man muss sich die Situation vor Augen führen: Nachdem sich Sonntagschul- und Religionslehrerinnen bemüht hatten, den Kindern das Geschaffensein von Gott zu erklären, übernehmen es parallel dazu die Lehrkräfte, denselben Kindern zu veranschaulichen, dass das Leben aus einer Explosion heraus entstand, aus der es sich durch Mutationen und via Selektion des Schwächeren, nicht Anpassungsfähigen, im Laufe unvorstellbar langer Zeiten empor entwickelt hat, hin zur heute sichtbaren Komplexität. Dieses Ursprungsmodell wird weitergegeben, als wäre es bis ins Letzte bewiesen.
Selbstverständlich muss die Evolutionstheorie erklärt werden. Sie ist nun mal die am weitesten verbreitete Ursprungstheorie! Doch sollte einzelnen Kindern die Gewissensfreiheit gelassen werden, an eine Erschaffung des Lebens und nicht an einen – pardon – Unfall zu glauben. Die Schöpfungsforschung macht übrigens Fortschritte. In Deutschland wurde das Buch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“, Scherer/Junker, Giessen, mit einem Schulbuchpreis ausgezeichnet, obwohl die meisten der dortigen Kultusministerien dieses Werk noch nicht offiziell anerkennen.
Die Nachtkerze zählt zu meinen liebsten Pflanzen. Noch heute staune ich, wenn sich die gelben Blüten aus komplex gefalteten Knäueln heraus im Zeitlupentempo entfalten. Dass diese Pflanzen sich im Äusseren veränderten, hat nichts mit Evolution zu tun. Diese rechnet mit Sprüngen über eine Art hinaus. Der Artensprung liess sich aber bis heute nicht beobachten.
Von Rolf Höneisen