Die FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen hält den islamischen Religionsunterricht in seiner bisherigen Form für gescheitert und hat demzufolge seine Abschaffung gefordert.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Religionsunterricht zu einem Einfallstor für extremistische Ideologien, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, oder für völlig veraltete Rollenbilder, zum Beispiel zwischen Mann und Frau, wird“, erklärte Fraktionsvorsitzender Henning Höne am 1. Juli 2024 in einer Pressekonferenz. Ein Ende des Unterrichts soll den Einfluss konservativer Islamverbände minimieren und extremistische Tendenzen bei Kindern frühzeitig bekämpfen.
Stattdessen soll für alle Schüler, die nicht am konfessionsgebundenen Religionsunterricht teilnehmen, ein verpflichtender Ethikunterricht oder Unterricht in Praktischer Philosophie eingeführt werden. Dieser soll sich mit Werten, Weltanschauungen und philosophischen Fragen beschäftigen.
Lehrkräfte mit extremistischer Haltung
Ein Hintergrund für diese Forderung ist eine Studie der Universität Münster, die aufzeigt, dass angehende Lehrkräfte für Islamunterricht häufig antisemitische, extremistische und antiwestliche Positionen vertreten. 48 Prozent der Befragten sprachen Israel das Existenzrecht Israels ab und 25 Prozent forderten die Einführung der Scharia.
Hinzu kommen laut Höne ein Mangel an qualifizierten Lehrkräften, ein starker Einfluss konservativer Islamverbände, Skepsis der Schulleitungen und Beschwerden aus der muslimischen Elternschaft. „Lediglich sechs Prozent der muslimischen Schülerinnen und Schüler nehmen an diesem Unterricht teil, was einerseits daran liegt, dass er nicht flächendeckend angeboten wird. Aber wir erhalten andererseits auch Rückmeldungen von Schulen, dass der Unterricht von vielen Eltern zu wenig Akzeptanz erfährt“, erläuterte Höne.
Idee des Islamunterrichts ist gescheitert
Höne betonte weiter: „Wir haben die Idee grundsätzlich immer unterstützt, haben aber gerade auch nach den letzten Wochen und Monaten nüchtern feststellen müssen, dass die eigentlich gute Idee offensichtlich in der jetzigen Form gescheitert ist!“ Mittelfristig sei es möglich, „noch mal neu über den islamischen Religionsunterricht zu sprechen, wenn es dann ein neues Modell gibt“. Im offenen Betrieb funktioniere dies jedoch nicht.
Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen weist den Vorstoss der FDP-Landtagsfraktion zur Abschaffung des islamischen Religionsunterrichts entschieden zurück. Das Ministerium betonte die grosse Bedeutung dieses Unterrichtsangebots für viele Kinder und deren Eltern. In NRW gibt es mittlerweile etwa 470‘400 muslimische Kinder in den Schulen.
Der Islamunterricht wurde 2012 in NRW eingeführt, um muslimischen Kindern unter staatlicher Aufsicht Wissen über den Islam zu vermitteln. Auf Initiative des damals FDP-geführten Schulministeriums hatte 2021 eine Kommission ihre Arbeit aufgenommen, um den Unterricht weiter auszubauen.
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