Mehr als jeder fünfte Jugendliche ist von exzessiver Bildschirmnutzung betroffen. Das geht aus dem Synthesebericht „Problematische/Risikoreiche Bildschirmnutzung (2021-2024)“hervor, den der Fachverband Sucht im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) veröffentlichte. Er fasst die Beobachtungen einer nationalen Expertengruppe aus der Beratung, Behandlung und Prävention zusammen.

Die „Problematische/Risikoreiche BiIdschirmnutzung“, wie man heute statt „Onlinesucht“ sagt, steigt stetig an. Laut der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 sind 6,8 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren davon betroffen. Das sind ungefähr 500’000 Personen. Der Anteil an Männern und Frauen ist dabei in etwa gleich hoch. Die höchsten Zahlen liegen bei den 15- bis 24-Jährigen (22,2 Prozent) und den 25- bis 34-Jährigen (11,7 Prozent) vor. Bei letzteren ist der Anteil an Frauen etwas höher.

Im Jahr 2017 ging es noch um lediglich 3,8 Prozent der Bevölkerung. Möglicherweise wurde der besorgniserregende Anstieg durch die Corona-Pandemie beschleunigt.

Dynamische technologische Entwicklungen

Seit 2020 haben sich die Märkte für Videospiele und soziale Medien erheblich weiterentwickelt. Die Digital- und Kommunikationstechnologieindustrien nutzen psychologische Mechanismen ökonomisch aus. Videospiele und Geldspiele verschmelzen zunehmend. Zudem stiegen der (Online)Pornokonsum und die Teilnahme an Sportwetten.

Handlungsbedarf erkannt, Empfehlungen formuliert

Angesichts dieser Herausforderungen empfehlen die Experten unter anderem folgende Massnahmen:

  • Das Angebot für Beratung und Behandlung muss vergrössert und die Ausbildung von Gesundheitsfachleuten gestärkt werden.
  • Stärkung der strukturellen Prävention durch neue Gesetze, z.B. zu Mikrotransaktionen, bzw. Nachbesserung bestehender Gesetze (z.B. Geldspielgesetz), insbesondere im Bereich der Werbung, der Schutzbestimmungen für Minderjährige und der Datentransparenz der Anbieter
  • Unterstützung von Familien: Bereitstellung von Ressourcen und Materialien für Erziehungsberechtigte, um ihnen beim Umgang mit der Nutzung digitaler Medien zu Hause zu helfen.
  • Stärkung der Medienkompetenz: Informationen darüber, wie Apps und Videospiele gestaltet sind, um die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen und zu halten. Förderung der Nutzung der positiven und kreativen Aspekte moderner Technologien. Integration und Umsetzung der digitalen Medienkompetenz in die Lehrpläne der Schulen, um Kinder für Risiken zu sensibilisieren und ihnen beizubringen, wie sie sicher im Internet surfen können.
  • Fortlaufende Forschung: Finanzierung zusätzlicher Studien zur Beobachtung von Konsummustern und zur Verbesserung der Strategien für Früherkennung und Frühintervention.

Quelle: Medienmitteilung Fachverband Sucht