Am 10. März 2021 ist Sajjad Masih Gill in Pakistan vom Obersten Gericht (High Court) Lahore zum Tode verurteilt worden, weil er SMS mit abwertenden Äusserungen über den Propheten Mohammed versandt haben soll. Gill war bereits 2013 deswegen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Solche Äusserungen werden in Pakistan als Blasphemie gewertet.
Weltweit berichten Medien über dieses Urteil. Auf Betreiben der Staatsanwaltschaft hat das Gericht nun die lebenslängliche Freiheitsstrafe in eine Todesstrafe umgewandelt, weil nur das eine angemessene Antwort auf die Lästerung des Propheten sei. Der islamische Staat Pakistan ist bekannt für seine strikte Blasphemiegesetzgebung. Der jetzige Fall steht in einer traurigen Reihe mit einer Vielzahl vergleichbarer Schicksale. In der Regel sind Angehörige religiöser Minderheiten betroffen – häufig Christen –, denen auf Grundlage von haltlosen Bezichtigungen der Prozess gemacht wird.
Weltweites Aufsehen hatte der Fall Asia Bibi erregt, die als erste Frau in eine solche Lage geraten war und erst nach vielen Jahren Haft letztlich in Freiheit kam. Es bleibt zu hoffen, dass auch für Sajjad Masih Gill noch etwas erreicht werden kann.
Internationale Kritik an Pakistans Vorgehen
Pakistan ist international stark für seine Gesetze bezüglich Blasphemie kritisiert worden. So hat sich das Europäische Parlament in einer Entschliessung vom 27. November 2014 deutlich dazu positioniert. Leider wurde aufgrund der fragilen Mehrheitsverhältnisse in Pakistan und des Einflusses religiöser Extremisten bislang nichts an der unerträglichen Gesetzessituation verändert. Selbst pakistanische Juristen und Politiker, die sich zugunsten von Betroffenen ausgesprochen haben, sind Opfer von Mordanschlägen geworden.
Öffentlichen Druck aufbauen
Sajjad Masih Gill gehört der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten an. Der Jurist Dr. Harald Mueller, Leiter des Instituts für Religionsfreiheit an der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg, hält es angesichts dieser Lage für wichtig, dass die Betroffenen nicht in Vergessenheit geraten, sondern dass öffentlicher Druck aufgebaut werde. Dazu könne auch jeder Einzelne beitragen, etwa durch Petitionsschreiben an die pakistanische Auslandsvertretung. „Der Fall Sajjad Masih Gill zeigt, welches Unheil angerichtet werden kann, wenn Gesetze dazu dienen, eine Religion als solche zu schützen und nicht die Menschen, die – auch wenn sie einer Minderheit angehören – ihren Glauben ausleben und bekennen möchten“, so Mueller.
Quelle: APD vom 29. März 2021