Wie nennt man es, wenn Elfjährige „gegen ihren Willen zu Pornokonsum oder sexuellen Handlungen gedrängt“ werden, von denen sie „nichts wissen“ wollen? Die Antwort sollte klar sein: Das ist eigentlich die Definition von Missbrauch. Heutzutage kann es jedoch passieren, dass all das im Rahmen des schulischen Sexualunterrichts geschieht – dank der flächendeckenden Zusammenarbeit mit externen „Fachpersonen“.

Von Ursula Baumgartner

„Wir wollen nicht, dass unseren Kindern aus dem Nichts heraus und ohne Zusammenhang zu ihrer tatsächlichen Lebenswelt Sexspielzeuge präsentiert werden.“ So klar und einfach bringt es die EDU Zürich aktuell in einer Petition auf den Punkt. Hintergrund ist u.a. ein Fall aus einer Primarschule im Kanton Zürich.

Externe „Fachpersonen“ verstören Kinder

Ereignet hatte sich der Vorfall in der Primarschule Binzholz (ZH). Wie Zukunft CH berichtete, waren dort Mitarbeiter des Vereins „Achtung Liebe“ für den schulischen Aufklärungsunterricht eingeladen worden. Doch anstatt wirklich sachlich Aufklärung zu betreiben, verstörten diese „externen ‚Fachpersonen‘“ laut Weltwoche die Kinder im Alter von elf oder zwölf Jahren „mit der Schilderung von und der Aufforderung zu allerlei Sexpraktiken für Erwachsene“.

Die Lehrer der Klasse hatten während dieser Stunden „keinen Zutritt“ zum Klassenzimmer. Grund hierfür sei, so die Schulleitung, dass es für die Kinder „möglicherweise angenehmer ist, die Fragen an jemanden zu stellen, ohne dass die Lehrperson anwesend ist“. Dass diese Workshops den Schülern alles andere als angenehm waren, zeigen die empörten Berichte der Eltern. Die Kinder seien „schockiert und traumatisiert“ nach Hause gekommen.

Verantwortung nicht abschieben!

Der Fall veranlasste die EDU Zürich, die Petition „Verantwortung für Sexualkunde nicht an Drittfirmen abschieben“ zu lancieren. Und tatsächlich muss man zunehmend für Schulen in Erinnerung rufen: Je sensibler ein Thema ist, das im Unterricht zur Sprache kommt, desto wichtiger ist es, dass der Lehrer den Entwicklungsstand der Kinder kennt und ihn berücksichtigen kann.

Dies fordert übrigens auch das Grundsatzpapier der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz. Es fährt fort: „Die Lehrperson geht in altersgemässer Weise auf Fragen ein, welche die Schülerinnen und Schüler beschäftigen“. Thematisiert werden sollten „Inhalte zu Freundschaft, Liebe und Partnerschaft, zum Umgang mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen und derjenigen der anderen“ sowie „Werte und Normen im Zusammenleben der Menschen“ und „Übernahme von Verantwortung für sich und andere“.

All dies muss feinfühlig angegangen und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kinder zugeschnitten werden. In der Petition heisst es darum auch, es leuchte nicht ein, „warum man ausgerechnet in dem heiklen Thema der Sexualaufklärung auf eine externe Firma setzt“. So verlangt sie, künftig „entweder ganz auf externe Firmen für die Beschulung unserer Kinder im Bereich des sexualkundlichen Unterrichts zu verzichten oder zumindest sicherzustellen, dass die Klassenlehrperson bei der Vorbereitung der Lektion mitwirkt und bei der Durchführung der Lektion im Schulzimmer anwesend ist“.

Für mehr Infos zur Petition und zum Unterschreiben: Verantwortung für Sexualkunde nicht an Drittfirmen abschieben.