Dr. Martin Voigt, Jugendforscher und Publizist, ist Initiator der Internetseite KeinMädchen.de. Diese will junge Mädchen, die sich als „trans“ identifizieren, zum Nachdenken anregen und ihnen Alternativen zu einem Leben als „Transmann“ aufzeigen. Im Interview mit Ursula Baumgartner von Zukunft CH zeigt Voigt Risiken von Pubertätsblockern auf und analysiert das in Deutschland geplante Selbstbestimmungsgesetz.
Zukunft CH: Bei sogenannten Transkindern kommen oft Pubertätsblocker zum Einsatz, um ihnen „mehr Zeit zu verschaffen“, sich über ihre Geschlechtsidentität klarzuwerden. Manche Fachleute vergleichen die Gabe von Pubertätsblockern daher mit dem Hören von „Musik auf Pausetaste“, wie z.B. die Kinderärztin Michelle Forcier in Matt Walshs Reportage „What is a woman?“. Wie stehen Sie zu diesem Vergleich?
Voigt: Ich halte ihn für extrem gefährlich. Pubertätsblocker (sogenannte GnRH-Analoga) sind alles andere als eine harmlose Pausetaste für die Pubertät. Eigentlich ist das Medikament für Krebspatienten gedacht, die körperlich ausgereift sind und es nur für einen relativ kurzen Zeitraum bekommen. In den USA wird es auch bei der chemischen Kastration von Sexualstraftätern eingesetzt. Um die Pubertät aufzuhalten, sind diese Medikamente weder entwickelt noch zugelassen worden. Die Kinder bekommen sie also im sogenannten Off-Lable-Use. Es handelt sich um ein Massenexperiment an Kindern mit unklaren Langzeitfolgen. Und das allein wegen der Annahme, man könne ihnen so etwas Zeit verschaffen, sich darüber klar zu werden, in welchem Geschlecht sie weiterleben möchten.
Zukunft CH: Welche unbeabsichtigten Nebenwirkungen können Pubertätsblocker denn haben?
Voigt: Der tausendfache und oft jahrelange Einsatz des Medikaments bei vermeintlich dysphorischen Kindern findet ohne vorherige Grundlagenforschung statt und führt inzwischen zu erschreckenden Berichten aus den Kliniken über die Nebenwirkungen auf den kindlichen Organismus. Die angeblich harmlose „Pausetaste“ beeinträchtigt das Knochenwachstum, führt bei biologischen Mädchen zu einem deutlich unterdurchschnittlichen Längenwachstum. Mehrere Fälle von schwerer Osteoporose noch im Jugendalter mit Knochenbrüchen sind beschrieben. Auch die sexuelle Reifung bleibt unterentwickelt. Eine gehemmte Libido und Anorgasmie (Anm.: Unfähigkeit zum Orgasmus) sowie Unfruchtbarkeit und eine gestörte Ausreifung des Zentralnervensystems gehören zu den Risiken bei einer langandauernden Anwendung.
Zukunft CH: Wenn der sich gerade erst entwickelnde Körper schon so stark beeinträchtigt wird, beeinflusst dann das Medikament auch die Psyche der Kinder? Die ist ja auch noch nicht ausgereift.
Voigt: Der Münchner Jugendpsychiater Alexander Korte bringt es so auf den Punkt: Auch wenn die Pubertät wieder in Gang gesetzt wird, heisst das noch lange nicht, dass die erfolgte Beeinträchtigung der kognitiven und sexuellen Entwicklung damit aufgehoben wäre. Und die Sexualmedizinerin Renate Försterling sagt, man nehme den Kindern die Möglichkeit, in der Pubertät „ihre sexuelle Identität, Ausrichtung, Lust zu finden“. Darüber hinaus tauchen erste Fallberichte auf, die einen Rückgang des IQ dokumentieren. Eine Überblicksstudie kommt zu dem Schluss, dass die Auswirkungen auf die emotionale und kognitive Entwicklung der Kinder vermutlich so schwerwiegend sind, dass die Pubertätsblocker die eigentlich bezweckte Entscheidungsfähigkeit eher behindern als fördern. Ich fasse es mal so zusammen: Das vorgebliche Ziel der Therapie wird durch die Therapie selbst unterlaufen.
Zukunft CH: Das ist heftige Kritik! Wie steht es denn statistisch um das ursprüngliche Ziel der Pubertätsblocker? Wie häufig wird nach ihrer Einnahme der weitere Weg der Transition beschritten?
Voigt: Fast alle Kinder, die mit Pubertätsblockern behandelt wurden, entscheiden sich für eine medizinische Transition mit gegengeschlechtlichen Hormonen und Geschlechtsoperationen. Eine aktuelle niederländische Studie bestätigt erneut, dass 98 Prozent der jungen Patienten, die eine pubertätsunterdrückende Therapie erhielten, anschliessend den Weg in die geschlechtsangleichende Hormontherapie gingen. Hingegen konnten sich Kinder, die keine Pubertätsblocker erhielten, mehrheitlich mit ihrem natürlichen Geschlecht aussöhnen.
Zukunft CH: Das einzige ehrliche Fazit zu den Pubertätsblockern kann also nur lauten …
Voigt: Sie bedeuten das Ende jeder Selbstbestimmung! Das vermeintliche „Pausieren“ der Pubertät ist ein gravierender Eingriff in die körperliche, kognitive und psychische Entwicklung von Kindern. Sie gewinnen keine Zeit, sondern verlieren ihre Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, und sie geraten immer tiefer in den Strudel der Transition. „Ich war zu jung, um zu verstehen, wofür ich mich da eigentlich entscheide“, sagt zum Beispiel die Britin Keira Bell, die heute zu den bekanntesten Gegnern von vorschnellen Transgender-Behandlungen zählt. Und sie hatte sogar erst als 16-Jährige Pubertätsblocker bekommen. Kinder zu Beginn ihrer Pubertät dürften also noch viel weniger als Bell damals dazu in der Lage sein, eine so weitreichende Entscheidung zu treffen.
Zukunft CH: Welche Rückmeldungen auf Ihre Internet-Seite KeinMädchen.de haben Sie bisher von Betroffenen erhalten?
Voigt: Seit die Seite online ist, erreichen uns dankbare E-Mails von Eltern und Lehrern. Vor allem Lehrer, die den Kult ja aus nächster Nähe erleben, sind von der Art und Weise, wie KeinMädchen.de Botschaften an die Frau bringt, begeistert. Aus einer persönlichen Notlage heraus schreiben uns nicht nur Mädchen, sondern vor allem auch die Eltern, die, konfrontiert mit dem Trans-Outing ihrer Tochter, vollkommen hilflos dastehen. Aus der Sicht der Eltern werden die tiefen Brüche unter der vermeintlich pubertären Laune besonders deutlich: Da steht dann die Tochter, die ihren Vornamen, ihren Kosenamen, niedliche Kinderfotos und insgesamt ihr bisheriges Leben als Mädchen am liebsten komplett und endgültig vom Tisch wischen würde. Die Eltern sind tief verletzt, denn sie stehen angesichts dieser Totalablehnung vor der Bankrotterklärung ihrer vierzehnjährigen Eltern-Kind-Beziehungsgeschichte.
Aus Angst, ihr Kind noch weiter von sich zu stossen, lassen sich manche auf die wütenden Forderungen ein und spielen das Spiel mit. Selbst Therapeuten geben den vergifteten Ratschlag, Elternliebe bedeute nun, das Kind in seiner selbstgewählten Identität zu bestätigen. Die Eltern fühlen sich schuldig und wollen nun etwas wieder gutmachen, von dem sie ahnen, dass es in vergangenen Jahren schief gelaufen ist. Auf die Bedürfnisse eines Kleinkindes direkt zu reagieren, ist goldrichtig, doch angesichts eines Identitätskonflikt im Teenageralter erfordert Elternliebe etwas anderes als vollumfängliche Bestätigung.
Zukunft CH: Aber wenn ich mein Kind liebe, bedeutet das dann nicht, dass ich es so akzeptiere, wie es ist?
Voigt: Natürlich! Und auf das „wie es ist“ kommt es dabei ganz entscheidend an. Würden Sie Ihre magersüchtige Tochter in ihrem verzerrten Selbstbild bestätigen? Würden Sie Ihr Kind, das sich in den Fängen einer fanatischen Sekte befindet, in seinen neuen Glaubenssätzen bestärken? Sicher nicht. So ist auch bei Kindern, die im Trans-Kult gefangen sind, die Bestätigung der Eltern ein fatales Signal. Es wäre verkehrt, einzuknicken, gerade dann, wenn die Töchter wie ausgewechselt in der Familie plötzlich den Ton angeben und Regeln rund um ihre Trans-Identität aufstellen.
In der Tiefe ihres Herzens wünschen sich Kinder Eltern, auf die sie sich blind verlassen können und die unverrückbar an der Identität ihrer Kinder festhalten – und Eltern, die Grenzen setzen, eben weil sie ihre Kinder lieben.
Zukunft CH: Diese wichtigen Impulse, die Sie ansprechen, sind in den Texten auf KeinMädchen.de ja schon zielgruppengerecht einbezogen. Bieten Sie darüber hinaus auch individuelle Beratung an?
Voigt: Wir hören zu, informieren, geben Anstösse und begleiten Eltern und Mädchen, die das wünschen. Beratung machen wir ausdrücklich nicht. Oftmals entstehen ja durch unser Fragen und Hinterfragen Reflexionsprozesse, aus denen wir uns nicht einfach zurückziehen. Einzig an die Eltern richten wir eine klare Empfehlung: Halten Sie zu Ihrer Tochter. Sie als Eltern sind die letzte Bastion. Die Eltern sind sehr dankbar, dass wir sie, im Gegensatz zu den vielen affirmativ eingestellten Therapeuten, in ihrem Bauchgefühl bestätigen. Auf dieser Basis geht es dann darum, Zeit zu gewinnen, auch Zeit für die Familie. Egal ob Wochenendausflüge oder Jahresurlaub, als Familie das ganze Thema so oft wie möglich auszublenden und wieder zueinanderzufinden, ist wichtig und wirkt oft Wunder. Jeder Monat in der akuten Phase ohne konkrete medizinische Massnahmen ist nervenaufreibend und kann Eltern an die Belastungsgrenze bringen, ist aber letztlich ein Gewinn. Eltern, die das durchstehen, werden ziemlich sicher belohnt. Irgendwann erreicht uns dann die überglückliche Nachricht: „Wir haben es geschafft!“
Zukunft CH: In Deutschland wird derzeit ein Selbstbestimmungsgesetz geplant, das bereits für 14-Jährige gelten soll. Sie haben darum das Positionspapier „Das Selbstbestimmungsgesetz: Folgen für Frauen und Kinder“ verfasst. Worum geht es bei dem neuen Gesetz genau?
Voigt: In vielen Ländern treibt die Trans-Lobby ihre Agenda voran, so auch in Deutschland. Das Selbstbestimmungsgesetz liegt den Bundestagsabgeordneten bereits als Referentenentwurf vor. Es soll künftig allen Bürgern möglich sein, einmal im Jahr den Geschlechtseintrag auf dem Standesamt per einfacher Selbstauskunft ändern zu lassen – und das bereits ab 14 Jahren. Unsere Regierung, die bis vor kurzem noch online auf ihrem „Regenbogenportal“ Kindern Pubertätsblocker offensiv anpries, will nun laut Gesetz das Elternrecht aushebeln. Stimmen die Sorgeberechtigten der sozialen Transition ihres Kindes nämlich nicht zu, „so ersetzt das Familiengericht die Zustimmung, wenn die Änderung dem Kindeswohl nicht widerspricht“, heisst es im Gesetzesentwurf. Der Regelfall sieht dann also vor, dass das Gericht angeblich im Sinne des Kindeswohls dem Willen der Minderjährigen entspricht.
Zukunft CH: Eine soziale Transition ist ja noch keine Geschlechtsumwandlung. Welche Konsequenzen erwarten Sie denn, wenn dieses Gesetz so in Kraft tritt?
Voigt: Das Selbstbestimmungsgesetz mische sich nicht in medizinische Entscheidungen, behaupten seine Verfechter. Doch das ist schlicht falsch: Was soll ein Arzt noch sagen, wenn ein Mädchen mit dem geänderten Personalausweis ankommt? Der Staat hat die Diagnose ja vorweggenommen. Und nicht nur das: Das im neuen Gesetz enthaltene Offenbarungsverbot verbietet es dem Arzt sogar unter Strafandrohung, die neue Identität seiner Patienten noch in Frage zu stellen. Doch schon jetzt ist es für Therapeuten juristisch heikel, den Teenagern, die mit der Selbstdiagnose „trans“ kommen, vorzuschlagen, ihre Situation erst einmal zu erkunden. Das Selbstbestimmungsgesetz beendet jede ergebnisoffene Therapie. Und es zieht auch einen Schlussstrich unter die Identitätsfindungsphase der betroffenen Teenager. Wer erst einmal die offiziell-amtliche Bestätigung in seinen Händen hält, kein „richtiges Mädchen“ zu sein, kommt emotional aus dieser Nummer kaum noch heraus. Jeder weiss nun Bescheid und muss mitmachen bei diesem verlogenen Spiel. Mit jeder gut gemeinten Bestätigung als Junge wird die Dysphorie für das Mädchen unerträglicher. Es ist die nur logische Konsequenz, dass dann möglichst bald der „falsche Körper“ an die neue Geschlechtsidentität angepasst werden muss. Man sollte also klar festhalten: Das Selbstbestimmungsgesetz führt Kinder in die Gender-Klinik!
Zukunft CH: Ich danke Ihnen für das Gespräch!
Ein weiteres Interview mit Dr. Voigt, in dem er gesellschaftliche Entwicklungen und Hintergründe zum „Trans-Kult“ erläutert, finden Sie hier.
Das Projekt KeinMädchen des deutschen DemoFürAlle-Trägervereins Ehe-Familie-Leben e.V. ist ausschliesslich spendenfinanziert. Wer den Verein in dieser Arbeit unterstützen möchte, findet hier Informationen dazu.
Zukunft CH hat eine Protestkartenaktion ins Leben gerufen, damit geschlechtsverändernde Eingriffe an Minderjährigen in der Schweiz endlich verboten werden. Die Protestkarten können unter 052 268 65 00 oder via Bestellformular bestellt werden. Machen Sie mit und schicken Sie die Protestkarte an Bundesrat Alain Berset!