Was sollen Kinder in der Primarschule lernen? Grundkompetenzen wie Schreiben, Lesen, Rechnen. Zudem erwerben sie Kenntnisse über die Natur, über Kunst, Musik und Technik oder machen den Veloführerschein. Was sie jedoch sicher nicht brauchen, sind Informationen über Sexualpraktiken und Pornografie. Und doch wurden Kinder jüngst in mindestens zwei Schweizer Primarschulen mit genau diesen Themen konfrontiert.
Von Ursula Baumgartner
„Schockiert und traumatisiert“. So beschreibt eine Mutter die Reaktion ihrer elfjährigen Tochter auf den Sexualkundeunterricht an der Primarschule Binzholz (ZH). Im Rahmen dieses Unterrichts hatten zwei „Fachpersonen“ des Vereins „Achtung Liebe“ die Sechstklässler mit Details zu Sexualität versorgt, deren Wiedergabe selbst Erwachsenen die Schamesröte ins Gesicht treibt.
„Achtung Liebe“ oder Achtung vor der Liebe?
„Achtung Liebe“ definiert sich als „Non-Profit-Organisation von Studierenden (…), welche sich für eine ganzheitliche Sexualaufklärung engagieren“. Themen seien dabei unter anderem „Geschlechtervielfalt, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität (…), Consent, Pornografie (…), Sexting, Abtreibungen, Medien und Geschlechterrollen“. Mit anderen Worten: Studenten ohne jegliche pädagogische Ausbildung übernehmen im sensibelsten und ideologieanfälligsten Bereich des Schulunterrichts das Ruder in der Klasse. Doch damit nicht genug. Dies geschieht meist in Abwesenheit des Lehrers – angeblich, weil sich die Schüler dann freier äussern und offenere Fragen stellen würden.
Im Falle der Binzholzer Primarschule waren die externen „Experten“ laut Weltwoche „eine Lesbe und eine Frau, die mit einer „Transgender-Person“ zusammenlebt“. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um sich vorstellen zu können, dass diese beiden in den oben genannten Bereichen weniger aufgeklärt als vielmehr indoktriniert haben. Die Berichte der Kinder jedenfalls bestätigen diese Vermutung. Sex könne man mit jedem haben, wurde ihnen da gesagt. Und dann gab man ihnen gleich Kondome mit – offenbar für den Fall, dass sie es direkt im Anschluss ausprobieren wollten.
Der bunte Reigen der Orientierungen
Ähnliches trug sich in einer Primarschule im Kanton Aargau zu. Hier war es die Organisation Sexuelle Gesundheit Aargau (Seges), die – ebenfalls in Abwesenheit des Lehrers – den Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren den „Unterrichtsstoff“ vermittelte und sie zum Kondomkauf animierte. Auch hier gingen die Schüler verwirrt und verunsichert aus den Stunden heraus. Kein Wunder, liest man sich die Liste der anvisierten Lernziele durch. Da heisst es unter anderem: „Ich kann folgende Begriffe erklären und zuordnen: biologisches und genetisches Geschlecht, soziales Geschlecht, psychologisches Geschlecht, heterosexuell/homosexuell, asexuell, bisexuell, transsexuell, lesbisch/schwul, cisgender/transgender, intersexuell, non-binär.“
Mit Biologie und Aufklärung hat das nichts mehr zu tun. Hier werden Kinder mit unwissenschaftlichen Ideologien infiltriert und Schutzräume verletzt.
Eltern stehen auf
Doch noch etwas haben beide Fälle gemeinsam: Die Eltern der betroffenen Kinder wehrten sich – und erzielten zumindest Teilerfolge.
In Binzholz äusserten Eltern laut Weltwoche „Zweifel an der neutralen Haltung der Aufklärenden“ sowie an der „Professionalität und Sachlichkeit der Informationen“. Zudem fordern sie, dass die Schule die Zusammenarbeit mit „Achtung Liebe“ sofort beendet. Dem will die Schule zwar nicht zustimmen, doch verspricht sie zu prüfen, „wie wir künftig externe Workshops stärker begleiten können, um sicherzustellen, dass die Inhalte den Bedürfnissen der Kinder und Eltern entsprechen“.
Im Aargau schaltete sich das Lehrernetzwerk Schweiz ein. Es plädiert für das Recht der Kinder, „eine ihrer Entwicklungsreife entsprechende Aufklärung zu bekommen, die sie nicht überfordert“. Mit Erfolg: Die Schule sagte die geplante Prüfung zu diesem Themenbereich ab.
Eltern, wehrt euch!
Die Bilder, die durch die unsägliche Indoktrination in den Köpfen der Kinder bereits erzeugt wurden, lassen sich jedoch nicht so leicht löschen. Man kann daher nur an alle Eltern appellieren, bereits im Vorfeld das Gespräch mit der Schule zu suchen und sich auch zu erkundigen, mit welcher Organisation eine eventuelle Kooperation geplant ist. Bei Fragen oder Zweifeln sollten sich Eltern zusammentun, ihre Bedenken der Schule gegenüber äussern und gegebenenfalls auch das Lehrernetzwerk zu Rate ziehen.
Kinder müssen die Möglichkeit haben, unbeschwert und unbelastet ihre Kindheit zu leben und in ihrem Tempo und ihrer Entwicklung gemäss an das Thema Sexualität herangeführt zu werden. Oder, um es mit den Worten des Lehrernetzwerks zu sagen: „Wer eine Kinderwelt mit den Vorstellungen der Erwachsenenwelt zu Sexualität infiltriert, reisst gesunde Schranken ein, die Kinder haben.“