Die Initiative „Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule“, die gegenwärtig im National -und Ständerat diskutiert wird, wirft hohe Wellen. Wie viel schulische Sexualkunde braucht, beziehungsweise erträgt ein Kind, ohne Schaden zu nehmen? Muss (darf?) kindliche Sexualität überhaupt gefördert und „geschult“ werden?
Oder sollten Erwachsene sich respektvoll der Einmischung in dieses sehr persönliche Geschehen enthalten?

Ist ein flächendeckender Unterricht, der Themen wie Masturbation oder Geschlechtsverkehr bereits im Kindergarten zur Sprache bringt (siehe WHO Standards für Sexualaufklärung in Europa) tatsächlich präventiv, oder einfach nur sexualisierend und verstörend?
Und, wovor sollen Kinder tatsächlich geschützt werden? Vor ihren Eltern, die es sich erlauben, selber zu denken statt sich unbesehen dem Diktat von Experten zu beugen?

Auffallend ist, dass Kritik, selbst wenn sie von namhaften Fachleuten wie beispielsweise dem Kinderarzt Dr. Remo Largo kommt, weitgehend ignoriert oder unter den Teppich gekehrt wird.

Der Karren „flächendeckende Sexualaufklärung“ rollt. Experten haben Geld und Zeit investiert und Freizügigkeits-Lobbyisten sehen darin die Möglichkeit, nächsten Generationen ihren Stempel aufzudrücken. Dies, obwohl offensichtlich ist, dass die grenzen- und schamlose Enttabuisierung von Sexualität nicht zu einer gesünderen oder glücklicheren Gesellschaft führt.

Das von verschiedenen Parlamentariern angeführte Argument, eine frühe Aufklärung schütze vor sexuellen Übergriffen, ist leider – wie die Realität beweist – nicht stichhaltig.
Nicht Kinder, die früh aufgeklärt oder sexualisiert wurden, sondern Kinder mit intaktem Selbstwert und gesunden Schutzmechanismen sind am besten gegen Übergriffe geschützt.
Um Missbräuchen vorzubeugen, muss nicht über Sexualität gesprochen werden. Erwachsenensexualität überfordert Kinder und die Schilderung, was Erwachsene Kindern bei einem Übergriff antun, verängstigt und verstört Kinder. Und Angst macht schwach, nicht stark.

Menschenverachtung, beispielsweise im Zusammenhang mit Pornografie und Prostitution, und sexuelle Übergriffe haben in unserem aufgeklärten Land Hochkonjunktur. Geschlechtskrankheiten verbreiten sich in beängstigendem Tempo. Dies, obwohl die Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten in den Schweizer Oberstufen seit vielen Jahren etabliert ist und das vielgerühmte Kondom missionarisch beworben wird.

Es bleibt zu hoffen, dass das Schweizer Parlament sich nicht unbesehen vor den Karren extremer Organisationen spannen lässt. Sexualerziehung ist in erster Linie Elternsache, weil sie eng mit persönlichen Werthaltungen verknüpft ist. Der Schule unbesehen einen der wichtigsten Erziehungsbereiche zu überlassen, wäre weder verantwortungsvoll noch präventiv.

Die Autorin ist Familienfrau, Elterncoach, Autorin von „Sexualerziehung? Familiensache!“ und Geschäftsführerin der „Elterninitiative Sexualerziehung”.

www.sexualerziehung-familiensache.com

Von Regula Lehmann