Masab Yusef ist 30 Jahre alt und der Sohn eines der Gründer der fundamentalistischen Bewegung in Cisjordanien. Er bestätigt: „Ich wäre obdachlos geworden, wenn die Gemeinschaft, die mich hier aufgenommen hat, mir nicht geholfen hätte“.
„Ich weiss, dass ich mit diesem Interview mein Leben riskiere und die Zuneigung meines Vaters verlieren könnte. Ich hoffe, dass er meinen Schritt versteht, dass Gott ihm Kraft und Geduld gibt, um seine Augen für das Christentum zu öffnen. Vielleicht kann ich eines Tages nach Palästina zurückkehren, zusammen mit Christus.“
Die Jugendjahre von Masab – der jetzt auf den Namen Joseph getauft ist – sind eng verknüpft mit der Entstehung und dem Wachstum der Hamas. „Als Kind wurde ich erzogen zum Hass gegen die Israelis. Das erste Mal, als ich sie gesehen habe, war ich zehn Jahre alt. Die Soldaten kamen, um meinen Vater zu verhaften. Seine Mitgliedschaft bei der Hamas war ein Geheimnis, und sicher wussten wir nicht, dass er einer der Führer war.“
Acht Jahre später landete Masab im Gefängnis („ich war Chef der islamischen Gruppe im Lyzeum“). „Im Gefängnis“ – sagt er – „begann der Aufwachprozess. Bis dann hatte ich Hamas durch die Augen meines Vaters gesehen, eines bescheidenen und liebenswürdigen Mannes. Ich bewunderte die Organisation, weil ich ihn bewunderte. In den 16 Monaten in der Zelle habe ich dann das wahre Gesicht der Hamas erlebt. Das ist eine ruchlose Bewegung; die Führer haben weder Moral noch Integrität. Aber sie sind nicht dumm wie jene der Fatah, welche offen stehlen.“
Das andere „Aufwachen“ kommt nach einer Begegnung in Jerusalem, einem Gespräch über das Christentum. Masab-Joseph beginnt, täglich die Bibel und das Evangelium zu lesen – und beeindruckt von Jesus Aussagen wie „liebe deinen Feind“ bekehrte er sich vor vier Jahren.
„Ich fuhr fort, mit meinem Vater zusammenzuarbeiten, dem Führer der Hamas, doch er wusste nicht, dass ich Christ geworden war. Ich habe ihn dazu gebracht, Entscheidungen zu fällen wie z.B. Selbstmordattentate zu stoppen. Das Problem war, dass die anderen Chefs, in Gaza oder Damaskus, überzeugt waren, dass die Anschläge fortgesetzt werden müssten, um die Ziele der Hamas zu erreichen.“.
Und der junge Mann spricht noch eine Warnung aus: „Ihr Hebräer müsst wissen, dass es nie Frieden geben wird mit der Hamas; die Ideologie, die sie leitet, gestattet es nicht. Eine ganze Gesellschaft heiligt den Tod und die Selbstmordterroristen. In der palästinensischen Kultur wird ein Kamikaze-Terrorist zum Helden, zum Märtyrer. Die religiösen Führer sprechen zu ihren Studenten vom ‚Heroismus der Märtyrer’, die sich gegenüber allen rächen, die Mohammed nicht anerkennen.“ (Corriere della Sera, 2. August 2008)
Aus: Corrispondenza Romana 1059/04 vom 20. September 2008
Übersetzung: Zukunft CH