Nach dem absehbaren Sieg von Nemo am Eurovision Song Contest ESC wurde erwartungsgemäss auch umgehend wieder die politische Forderung nach einem „dritten Geschlecht“ laut. Am Freitag, 24. Mai 2024 wurde das Thema unter dem Titel „Drittes Geschlecht für die Schweiz?“ in der Sendung „Arena“ des Schweizer Fernsehens diskutiert. Während Esther Friedli und Christina Bachmann-Roth als Gegnerinnen eines dritten Geschlechts sachlich auf die problematischen Auswirkungen der Vorlage hinwiesen, zeigte die Befürworterseite wenig Realitätssinn.

Ein Kommentar von Regula Lehmann

Der Sieg von Nemo am ESC wirft Fragen auf. Nicht zuletzt die Frage, ob Contests diese Bezeichnung noch verdienen und ob Personen, die sich eindeutig als Mann oder Frau definieren, überhaupt noch an Preisausschreiben, Wettbewerben oder Wettkämpfen teilnehmen sollen. Dass sogenannte „nonbinäre“ Menschen derart überdurchschnittlich viele Auszeichnungen erhalten, wäre meines Erachtens durchaus eine kritische Sendung wert. Doch SRF widmete sich am vergangenen Freitag lieber der Forderung nach einem dritten Geschlecht, das es faktisch nicht gibt. Jagt die das Schweizer Fernsehen lieber Phantomen nach, als sich mit den Fragen der grossen Mehrheit der Schweizer Bevölkerung auseinanderzusetzen?

Esther Friedli überzeugend und faktenbasiert

Während SP-Frau Tamara Funicello während der Sendung versuchte, die Gegner der Geschlechterauflösung rückständig oder altmodisch wirken zu lassen, parierte SVP Nationalrätin Esther Friedli diese Attacken mit Humor und Gelassenheit. Nein, sie sei in ihrer Jugend nicht als „Fräulein“ angesprochen worden, „so alt bin ich nicht“, schmunzelte die erfahrene Politikerin.

Statt sich durch Sandro Niederer von „Transgender Netzwerk Schweiz“ (TGN) auf die Emotionsschiene ziehen zu lassen, wies Friedli auf die zahlreichen Rechtsunsicherheiten hin, die durch ein „drittes Geschlecht“ entstehen würden, z.B. bei der Militärdienstpflicht. Auf die Frage Friedlis, wie diese zu regeln sei, antwortete Niederer mit dem Vorschlag, den Militärdienst für Personen des angestrebten „dritten Geschlechts“ freiwillig zu machen. Man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass eine solche Regelung auch Personen „nonbinär“ machen dürfte, die sich ansonsten gerne und eindeutig männlich definieren.

Wie definiert man „Nonbinarität“?

Während Funicello in betont freundlicher Stimmlage die anderen in die Geheimnisse des aufgeklärten Denkens einzuweihen versuchte, blieb Friedli durch die ganze Sendung hindurch sachlich am Ball. Insgesamt drei Mal stellt die Friedli die Frage, wie Nonbinarität denn abschliessend definiert werden könne. Und sie wollte wissen, ob jemand dies für sich selbst machen könne.

Bachmann-Roth zeigte die Gefahr auf, dass Kinder und Eltern massiv unter „Diversitäts-Druck“ kommen könnten. Und sie wies auf die zentrale Bedeutung der Geschlechterkategorien Frau und Mann in vielerlei Bereichen hin, wie beispielsweise bei medizinischen Behandlungen. Geschlechtsbedingte Merkmale zu beachten und Frauen oder Männer medizinisch in gewissen Bereichen unterschiedlich zu behandeln, könne Leben retten.

Moderator will nicht über Frauenschutz debattieren

Irritierend war, in welchem Moment Moderator Mario Grossniklaus Nationalrätin Friedli das Wort abschnitt. Nämlich, als sie fragte, wie Frauen denn geschützt werden könnten, wenn Männer sich frei nach Belieben als Frauen definieren und in Frauenräume eindringen könnten. Dass der Moderator eine der elementarsten Fragen bei dieser Vorlage nicht zuliess, lässt die Frage aufkommen, was SRF mit dieser Arena-Sendung bezwecken will. Wenn es, wie Grossniklaus erklärte, „zu weit“ führt, über die gefährlichen Konsequenzen einer Gesetzesänderung zu sprechen, macht es keinen Sinn, diese zum Thema zu machen. Und es ist schlichtweg unverantwortlich, Gesetze zu erlassen, mit deren handfesten Konsequenzen man sich nicht auseinandergesetzt hat.

Insbesondere aus Sicht des Schutzes von Frauen und Kindern muss unbedingt über die konkreten Auswirkungen der ideologisch motivierten Idee der Einführung eines dritten Geschlechts gesprochen werden.