In einer neuen Studie über Spätabtreibungen in irischen Spitälern brachen Abtreibungsärzte das Schweigen über ihre Arbeit. Dies berichtet das österreichische Institut für Ehe und Familie am 14. Dezember 2020.

Bevor der Health Act 2018 mit einer 66-prozentigen Unterstützung der Bevölkerung verabschiedet wurde, hatten die in Irland geltenden Abtreibungsregelungen als die striktesten in ganz Europa gegolten und das gleiche Recht auf Leben von Mutter und Ungeborenem festgelegt. Seither erlaubt die neue Rechtslage Abtreibung bis zur zwölften Schwangerschaftswoche und ausserdem in allen Phasen der Schwangerschaft, wenn das Leben der Mutter gefährdet sein könnte oder das Ungeborene an einer gravierenden fetalen Anomalie leidet, die ihm nicht länger als 28 Tage zu leben geben würde. Im Januar 2020 bestätigte das irische Gesundheitsamt eine Zahl von 6666 Abtreibungen im letzten Jahr unter der neuen Gesetzeslage, wie „The Tablet“ berichtete.

„Eine furchtbare Prozedur“

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des University College Cork, basierend auf einer Interviewreihe mit zehn Ärzten, die Abtreibungen in irischen Spitälern durchführen, lässt hinter die Kulissen des liberalen Health Act 2018 blicken. Dem Iona Institute zufolge fokussiert die Studie auf Spätabtreibungen aufgrund von gravierenden fetalen Anomalien, wobei sich viele Ärzte im Unklaren seien, was mit „gravierend“ gemeint ist. Gleichermassen gebe es Uneinigkeit, bei welchen Fehlbildungen man von einer bloss 28 Tage langen Überlebenschance sprechen könne. Übereinstimmungen gibt es jedoch in Bezug auf die Abtreibungsprozedur. Die Ärzte beschreiben den Fetozid als „brutal, schrecklich und emotional schwierig“, wie Right to Life berichtete. „Ich weiss noch, dass mir danach schlecht wurde draussen auf dem Flur, weil ich fand, dass es so eine schreckliche und furchtbare Prozedur war“, gab einer der Ärzte zu. Ein ganzer Abschnitt der Studie widmet sich den emotionalen Schwierigkeiten, denen sich die Ärzte nach Durchführung von Spätabtreibungen zu stellen haben. Mehr als die Hälfte der Interviewten empfinden ihre Arbeit als inneren Konflikt, viele sehen sich ganz klar für den Tod der Babys verantwortlich.

Gesunder Bub abgetrieben

Neben der Frage, was mit einer gravierenden Fehlbildung gemeint sein könnte, gab es bereits Fälle von Fehldiagnosen, die in einer Abtreibung gesunder Babys resultierten. Im Jahr 2019 etwa diagnostizierte man Trisomie 18 bei einem kleinen Buben. Nach erfolgter Abtreibung stellte sich jedoch heraus, dass das Baby bei bester Gesundheit gewesen wäre. Die Angst, eine Fehldiagnose zu stellen, sei ständiger Begleiter der Ärzte, wie aus der Studie hervorgeht. The Tablet zufolge fürchte man sich vor den Medien und vor strafrechtlicher Verantwortlichkeit.

Spätabtreibung in Irland

Spätabtreibungen werden mittels Fetozid durchgeführt. Dabei wird das Baby im Mutterleib getötet, bevor die Geburt eingeleitet wird und die Mutter das tote Baby auf die Welt bringt. Die Tötung erfolgt mittels einer Kaliumchloriddosis, die dem Baby ins Herz oder in den Kopf gespritzt wird. In diesem Stadium ist das Schmerzempfinden des Babys bereits ausgeprägt und das Baby schon weit entwickelt.

Zum Sterben zurückgelassen

Wird kein Fetozid durchgeführt, sondern „nur“ die Geburt gezielt vor der Überlebensfähigkeit des Kindes eingeleitet, kommt es laut Angaben der Ärzte immer wieder dazu, dass diese Kinder doch noch lebend zur Welt kommen. Die Studie lässt offen, was mit diesen Kindern geschieht, impliziert jedoch, dass sie ohne jegliche Palliativversorgung zum Sterben zurückgelassen werden, wie Right to Life berichtet. Die befragten Ärzte befänden sich folglich in einer Position, in der sie darum bitten müssten, dass sich jemand um die Palliativversorgung der überlebenden Babys kümmere.

Scharfe Kritik von Pro-Life Partei

Als Antwort auf die Studie forderte Peadar Tóibiín, der Vorsitzende der irischen Pro-Life Partei Aontú das Verbot von Spätabtreibungen in Irland. Zudem erwarte er sich vom irischen Gesundheitsminister, dass man die psychologischen Schäden und Konsequenzen des medizinischen Personals aufgrund von Spätabtreibungen erforsche. Entsetzt zeigte sich Tóibiín besonders über die Situation betreffend Abtreibungsüberlebender. „Es ist ganz und gar erschütternd, dass es überhaupt Zweifel daran gibt, ob ein Kind, das eine Abtreibung überlebt hat, gerettet werden soll oder nicht“, so der Politiker. Die Studie unterstreiche die Notwendigkeit, Spätabtreibungen zu verbieten und eine rechtliche Haftung einzuführen, um das Leben eines Babys zu schützen, sollte es eine Abtreibung überlebt haben.

Quelle: www.ief.at