Unter dem Titel Symbolkämpfe in der Sackgasse sieht die taz das Gendern als Ausschlusskriterium. Die Absicht, mit dem Sprachgendern eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu erzwingen, sei gescheitert. Zu viele würden durch die Gendersprache ausgeschlossen. Gendernde Menschen scheinen „hochgebildet und unterbeschäftigt zu sein, also durchaus privilegiert.“ Aus ihren Kreisen stammen Leitfäden zur geschlechtergerechten, diskriminierungsfreien Sprache. Es scheint, als würden sie einen angemessenen Umgang mit der Sprache nur empfehlen, aufgrund ihrer Vormachtstellung geraten ihre Empfehlungen jedoch zu Anordnungen. Die taz gibt sich verwundert, „wie bedenkenlos sich angeblich progressive Institutionen hier einreihen“ und berichtigt eine Schieflage der Wahrnehmung: „Der Widerstand gegen das Gendern richtet sich gegen die aufgezwungene Sprachpolitik und ist nicht gleichzusetzen mit der Ablehnung von Diversität, Gleichstellung und Diskriminierungsfreiheit.“
Vergleichsstudien zeigten, dass Doppelnennungen (Bäcker und Bäckerinnen) unsere Wahrnehmung zugunsten der übersehenen Frauen verschieben, während neutrale Bezeichnungen diese Wirkung wieder aufheben. Insofern sei der Gebrauch neutraler Ersatzbegriffe durchaus antifeministisch und sexistisch, sowie diskriminierend. Die Menge derer, denen das Gendern Verständnisschwierigkeiten bereitet, umfasse Millionen Menschen, ein Vielfaches der nichtbinären oder intergeschlechtlichen Menschen. Wobei es fraglich sei, ob diesen das Gendern überhaupt nütze, „während die erschwerte Teilhabe konkrete negative Auswirkungen hat.“
Die taz greift ein Argument auf, das von Genderbewegten stets ignoriert wird. Beispielsweise in der türkischen Sprache liegt der genderneutrale Idealzustand vor, dort gibt es gar kein grammatisches Geschlecht: Sind Frauen in der Türkei besser gestellt? Unterm Strich falle die „Kosten-Nutzen-Rechnung für das Gendern nicht positiv aus“, konstatiert die taz und reduziert das Problem auf eine pragmatische Handhabung, mit der alle einverstanden sein könnten: „Gendern in der Anrede und da, wo es kontextbezogen darauf ankommt, zum Beispiel bei Stellenausschreibungen – sonst nicht.“
Quelle: Verein Deutsche Sprache vom 4. Juli 2021