Der 22. November ist in katholischen Kreisen der Festtag der heiligen Cäcilia. Sie gilt als die Schutzpatronin der Kirchenmusik, der Orgelbauer und Musiker. Grund genug, einmal einen Blick auf den Wert und die Bedeutung der Musik zu werfen.

Von Ursula Baumgartner

Wer wissen will, welchen Wert die Musik hat, muss sich nur einmal vorstellen, es gäbe sie nicht. Keine Filmmusik, kein Mitsingen im Auto, keine Hintergrundmusik in Cafés und Restaurants, keine Aufnahmen auf Spotify und YouTube, keine Kinderlieder, keine Weihnachtslieder, keine Bälle, keine Discos, keine Konzerte und Opern. Wäre so ein Leben nicht öde? Umgibt uns Musik nicht fast so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen?

Von Kindesbeinen an

„Meine Mutter sagt, ich begann zu tanzen, bevor ich laufen konnte, und zu singen, bevor ich sprechen konnte“, heisst es in dem Lied „Thank you for the music“ der schwedischen Popgruppe ABBA. Und tatsächlich: Wer schon einmal Musik hörende Kinder beobachtet hat, weiss, wie oft sie sich instinktiv im Rhythmus dieser Musik bewegen. Doch nicht nur Kinder und Profitänzer tun das. Kaum ein Musiker ist in der Lage, zu singen oder zu spielen, ohne auch körperlich mit dem Takt der Musik mitzugehen.

Stressfaktor …

Musik löst also offensichtlich häufig eine körperliche Reaktion aus. Abhängig von der Musikrichtung und der Lautstärke kann diese jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. Das stundenlange Hören lauter Technobeats beispielsweise führt zu vermehrter Ausschüttung von Stresshormonen. Das wiederum treibt Herzschlagfrequenz und Blutdruck in die Höhe.

… oder Blutdrucksenker?

Klassische Musik hingegen kann helfen, den Blutdruck zu senken, die Stimmung zu heben und das Stresslevel zu verringern. Ausserdem hat sie positiven Einfluss auf Schlafqualität sowie unser Abwehrsystem und verbessert das Lernverhalten von Kindern. Bei Gedächtnistests schnitten Probanden, die selbst ein Instrument besassen und klassische Musik spielten, am besten ab.

Gemeinsames Musizieren stärkt Freundschaften und fördert den Teamgeist. Zudem versorgt es einen immer mit Gesprächsthemen.

Musik als Therapeut

Doch das sind nur sozusagen „alltägliche“ Wirkungen von Musik. Bedeutender wird es, wenn man sich der Musiktherapie zuwendet. Hier setzt man Musik gezielt „zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit“ ein. Dabei können entweder „eigene Gefühle auf non-verbaler Ebene vermittelt“ werden. Dies stellt z.B. für Autisten eine Möglichkeit dar, mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten und Beziehungen aufzubauen. Oder man nutzt „subjektiv bedeutsame Erinnerungen und Assoziationen“, die durch das Hören von Musik wachgerufen werden, und spricht darüber.

Vielleicht kann der heutige Tag Anlass sein, sich darüber Gedanken zu machen, welche Musik wir wirklich gerne hören. Tun wir das wieder bewusster und nehmen wir die Wirkungen ernst, die sie auf uns hat. Dann können wir – um es mit ABBA zu sagen – aus vollem Herzen singen: Danke für die Musik!