Expertenecke Islam
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Antwort: Der aufgehende Mond (Hilal) spielt im religiösen Leben der Muslime eine wichtige Rolle: Sein Erscheinen am Himmel legt den Beginn und das Ende des Fastenmonats Ramadan fest. Auch beruht die ganze islamische Zeitrechnung auf einem Mondjahr. Dieses hat Mohammed ebenso wie die Monatsnamen vom vorislamischen Arabien übernommen; nicht jedoch eine göttliche Verehrung des Mondes, wie sie in Altarabien in Gestalt der Lunargöttinnen Al-Lat und Manat verbreitet war. Sie bildeten mit Uzza, der Göttin des Morgensterns, ein dem obersten Gott Allah untergeordnetes Trio. Ihr Heiligtum war die Kaaba in Mekka, die Mohammed umgedeutet und zum Wallfahrtszentrum für alle Muslime erklärt hat. Ebenso übernahm er Allah, den er vom höchsten zum einzigen Gott machte. Hingegen verneinte er die drei Gestirngöttinnen. Eine Verehrung der Mondsichel war im Islam lange suspekt. Diese setzte sich nur langsam als dekoratives Element durch: Beim Bau des Felsendoms in Jerusalem fand die Sichel Verwendung in Mosaiken. Auch islamische Münzen verwendeten das Motiv.
Doch mit der Errichtung von Minaretten mit dem Halbmond an ihrer Spitze wurde dieser zum Zeichen der Macht des Islam und der Ausbreitung seiner Herrschaft. Seit um 1300 der Begründer des Osmanischen Reiches, Osman I., den Halbmond mit einem roten Stern zu seinem „Wappen“ machte, das auf den Fahnen und Standarten seiner Truppen zu sehen war, wurde der Hilal zum rundum gefürchteten Anzeichen türkischer Eroberung. Der Halbmond bedrohte Wien im Jahr 1683. Sogar die rumänischen Vasallen der Osmanen mussten auf ihren Kriegsflaggen neben dem Kreuz den Halbmond führen. Als sich die Türkei nach dem Ersten Weltkrieg zu einem areligiösen Staat erklärte, übernahm sie die rote osmanische Kriegsflagge mit Hilal und Stern als ihr politisches Wahrzeichen.
Heute haben auf der Welt 15 Staaten den Halbmond auf ihre Fahnen geschrieben. Das Symbol der Mondsichel mit Stern befindet sich auch auf der 2011 nach dem Sturz Gaddafi s wieder eingeführten Nationalflagge Libyens und wird wie folgt interpretiert: „Der Halbmond steht für den Beginn eines Mondmonats im Sinne des muslimischen Kalenders. Er erinnert uns an die Geschichte der Hidschra (Auszug) unseres Propheten Mohammed aus seiner Heimat, um den Islam und die Prinzipien von Recht und Tugend zu verbreiten. Der Stern repräsentiert die strahlende Hoffnung, die Schönheit von Streben und Sinn und das Licht unseres Glaubens an Allah, an unser Land, seine Erhabenheit und Ehre, die unseren Weg erleuchten und der Dunkelheit ein Ende setzen.“