78 Prozent der Franzosen lehnen Spielunterbrechungen im Fussball für das Fastenbrechen während des Ramadan ab und betrachten sie als unangebracht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CSA, die im Auftrag von CNEWS, Europe 1 und dem Journal du Dimanche durchgeführt wurde. Nur 21 Prozent befürworten die Spielpause, während 1 Prozent unentschieden ist. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Grundsatz der Trennung von Religion und Sport für viele Franzosen ein wichtiges Thema ist.
Von M. Hikmat
Die Debatte über Spielunterbrechungen für das Fastenbrechen entzündete sich nach einer umstrittenen Szene während eines Ligaspiels zwischen dem SCO Angers und der AS Monaco am 15. März 2025. Das Spiel wurde unterbrochen, damit mehrere muslimische Spieler ihr Fasten brechen konnten. Saïd Chabane, algerischer Geschäftsmann und Präsident von SCO Angers, bestätigte eine Vereinbarung zwischen den Clubs, den Spielern eine kurze Pause zu ermöglichen. Der französische Fussballverband (FFF) jedoch stellte klar, dass Schiedsrichter angewiesen wurden, keine Spielunterbrechungen aus religiösen Gründen zuzulassen. Im Gegensatz zu anderen Ligen, wie der englischen Premier League, die während Ramadan gezielte Pausen für muslimische Spieler erlaubt, verfolgt der französische Fussballverband eigentlich eine strikte säkulare Linie.
Klare Ablehnung in der Bevölkerung
Die Ergebnisse der oben erwähnten Umfrage zeigen, dass sowohl Männer als auch Frauen mit grosser Mehrheit gegen Fastenpausen im Fussball sind. Unter den befragten Männern vertreten rund 79 Prozent diese Haltung. Bei den Frauen liegt die Ablehnung mit 78 Prozent fast gleichauf.
Besonders deutlich wird ein Unterschied zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Während die ältere Generation besonders stark gegen Spielunterbrechungen eingestellt ist, gibt es bei jüngeren Menschen eine grössere Offenheit für solche Pausen. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen lehnen 92 Prozent eine Spielpause für das Fastenbrechen strikt ab. Unter den Befragten im Alter zwischen 50 und 64 Jahren vertreten 88 Prozent diese Ansicht. In der Altersgruppe unter den 35-Jährigen liegt die Ablehnung hingegen nur bei 51 Prozent. Etwa die Hälfte der jungen Erwachsenen hält Fastenpausen im Sport demnach für akzeptabel.
Soziale Unterschiede
Neben Alter und Geschlecht beeinflusst auch der soziale Status die Einstellung zu dieser Frage. Die Umfrage zeigt, dass besonders Menschen mit akademischem Hintergrund und Berufstätige eine Unterbrechung für das Fastenbrechen ablehnen. Unter den nicht berufstätigen Befragten sprechen sich 82 Prozent dagegen aus. Bei den höher qualifizierten Berufstätigen, zu denen häufig Akademiker gehören, sind es 78 Prozent. Unter den weniger qualifizierten Arbeitnehmern, die oft praktische oder handwerkliche Berufe ausüben, liegt die Ablehnung bei 74 Prozent.
Diese Unterschiede könnten darauf hinweisen, dass Menschen in akademischen Berufen grössere Bedenken hinsichtlich der Trennung von Religion und öffentlichem Leben haben.
Politische Ansichten
Die Befragung zeigt zudem, dass auch die politische Zugehörigkeit eine entscheidende Rolle bei der Einstellung zu Fastenpausen im Fussball spielt. Besonders Wähler konservativer und rechter Parteien lehnen eine solche Unterbrechung strikt ab. Unter den Anhängern der konservativen Partei „Les Républicains“ empfinden 86 Prozent eine Fastenpause als unangebracht. Bei den Wählern der rechtspopulistischen Partei „Rassemblement National“ steigt die Ablehnung sogar auf 92 Prozent. Auch unter den Unterstützern der Regierungspartei von Präsident Emmanuel Macron sind 86 Prozent gegen eine Spielunterbrechung für religiöse Zwecke.
Auf Seiten der politischen Linken zeigt sich jedoch ein gespaltenes Bild. Unter den Anhängern der linksradikalen Partei „La France Insoumise“ lehnt nur 53 Prozent Fastenpausen ab. Bei den Unterstützern der Sozialistischen Partei liegt die Ablehnung mit 69 Prozent deutlich höher. Diese Zahlen zeigen, dass das Thema Fastenpausen im Fussball nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine stark politisierte Debatte ist.
Während in Ländern wie England oder Deutschland religiöse Rücksichtnahme im Profifussball zunehmend akzeptiert wird, zeigt sich Frankreich weiterhin kompromisslos. Die Frage bleibt jedoch, ob sich diese Haltung in den kommenden Jahren verändern wird. Die oben geschilderte Szene während des Fussballspiels am 15. März ist kein Einzelfall. Auch ein Schweizer Fussballspiel und sogar ein Achtelfinal-Spiel der Europa League wurden aus dem gleichen Grund unterbrochen. Angesichts der wachsenden Zahl muslimischer Spieler in europäischen Ligen dürfte die Debatte um Fastenpausen im Sport noch lange nicht beendet sein.
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